Philippinen: Verschwörungs-Vorwürfe gegen Bischöfe

6. August 2019 in Weltkirche


Hunderte Christen zeigen Solidarität


München (kath.net/KIN)
Mit einer heiligen Messe und einer Lichterprozession haben am 31. Juli hunderte Christen in der Kathedrale von Dagupan im Nordwesten der Philippinen ihre Solidarität mit Bischöfen und Priestern ausgedrückt, gegen die aktuell polizeiliche Ermittlungen laufen. Ihnen wird unter anderem Verschwörung gegen Präsident Rodrigo Duterte, Verleumdung und Behinderung der Justiz zur Last gelegt.

Unter den Beschuldigten befindet sich auch der Erzbischof von Lingayen-Dagupan, Socrates Villegas. Er ist zugleich Präsident des philippinischen Zweiges von „Kirche in Not“ und gehört dem Aufsichtsrat der weltweiten päpstlichen Stiftung an. Auch gegen drei weitere Bischöfe und einige Priester wird derzeit ermittelt.

Am 18. Juli hatte die Polizei gegen insgesamt 36 Personen die Ermittlungen aufgenommen. Unter ihnen befindet sich auch die philippinische Vizepräsidentin Leni Robredo. Sie hatte sich, wie auch die anderen Beschuldigten, mehrfach gegen den Regierungsstil Dutertes ausgesprochen, insbesondere gegen das rigide Vorgehen gegen die Drogenkriminalität.

Falsche Vorwürfe, um Präsident Duterte zu stürzen?

Das Thema Drogenkriminalität war auch der Auslöser der aktuellen Beschuldigungen. In Internetvideos hatte ein Mann namens Peter Joemel Advincula Präsident Duterte, einige Familienmitglieder und namhafte Unterstützer beschuldigt, selbst in Drogenkonsortien verstrickt zu sein. Der Mann berief sich dabei auf Insiderwissen: Er selbst sei früher ebenfalls Mitglied einer großen Drogenbande gewesen.

Nach den erhobenen Beschuldigungen begab sich der Mann in Polizeigewahrsam, um Racheakten von Duterte-Anhängern zu entgehen. Während der Vernehmungen zog er jedoch seine Aussagen zurück. Er behauptete, die Drogen-Vorwürfe seien von der liberalen Partei, der auch Vizepräsidentin Robredo angehört, erfunden worden. Dies sei in Übereinstimmung mit oppositionellen religiösen Organisationen erfolgt. In einer Pressekonferenz benannte er explizit Erzbischof Socrates Villegas und Bischof Pablo Virgilio Siongco David aus Kalookan als Drahtzieher einer Verschwörung, mit der Präsident Duterte zu Fall gebrachten werden sollte.

Bischöfe hatten mehrfach Kurs der Regierung kritisiert

Bischof David gilt als schärfster Kritiker der Anti-Drogenpolitik des Präsidenten. Er hat zahlreiche Hilfsprogramme für Abhängige und Aussteiger auf den Weg gebracht. Von Duterte wurde er daraufhin beschuldigt, er würde selbst Drogen konsumieren – ein Vorwurf, den David ebenso zurückwies wie die jüngsten Verschwörungsvorwürfe. Auch alle anderen Beschuldigten haben jedes kriminelle Vorgehen gegen die Regierung bestritten. Bei einer Verurteilung drohen sechs bis zwölf Jahre Haft. Viele der Beschuldigten waren in der Vergangenheit bereits mit falschen Beschuldigungen und Morddrohungen konfrontiert.

Der Direktor von „Kirche in Not“ Philippinen, Jonathan Luciano, hatte mit einer Gruppe von Ehrenamtlichen an der Solidaritätskundgebung für Erzbischof Villegas und die weiteren Beschuldigten teilgenommen. „Papst Franziskus hat im Juli dazu aufgerufen, für die Redlichkeit der Rechtsprechung zu beten. Genau das tun wir und hoffen, dass die Ermittlungsbehörden sich von Wahrheit und Integrität leiten lassen“, erklärte Luciano.

Er sieht die jüngsten Beschuldigungen auch als weiteres Beispiel einer globalen Entwicklung: „Auf der ganzen Welt nehmen Fälle religiöser Verfolgung weiter zu. Neben Gewaltakten existiert jedoch auch eine subtilere Form der Verfolgung, die mindestens genauso gefährlich ist: die politische Verfolgung, die sich gegen unschuldige Diener der Kirche richtet.“

Foto: (c) Kirche in Not


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