Pell-Nachfolger in Melbourne: schwierige Wahrheitssuche

22. August 2019 in Weltkirche


Erzbischof Comensoli: "Nehme Entscheidung des Gerichts mit Respekt an und ermutige jeden, das gleiche zu tun"


Melbourne (kath.net/KAP) Der amtierende katholische Erzbischof von Melbourne, Peter Comensoli, hat dazu aufgerufen, den am Mittwoch ergangenen Justiz-Entscheid im Fall von Kardinal George Pell zu respektieren. "Ich nehme die Entscheidung des Gerichts mit Respekt an und ermutige jeden, das gleiche zu tun", betonte Comensoli in einer auf der Website seiner Diözese veröffentlichen Erklärung. Wörtlich sprach der Erzbischof mit Blick auf den langwierigen Prozess von einer schwierigen Suche nach der Wahrheit, die viele herausgefordert habe und das wohl auch weiterhin tun werde.

Seine Gedanken und Gebete seien bei dem Mann, der den Fall vor Gericht gebracht und eine "herausfordernde Zeit" hinter sich habe, so Comensoli. Der 55-jährige Erzbischof fügte hinzu, dass er auch sicherstellen werde, "dass Kardinal Pell bei der Verbüßung seiner Haftstrafe gemäß der Lehre und dem Vorbild Jesu pastorale und spirituelle Unterstützung erhält".

Das Oberste Gericht des Bundesstaats Victoria hatte zuvor in Melbourne die Berufung Pells zurückgewiesen und die gegen den früheren vatikanischen Finanzchef verhängte sechsjährige Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs bestätigt. Der 78-jährige Kardinal war im Dezember von einer Geschworenen-Jury für schuldig befunden worden, 1996 als Erzbischof von Melbourne in der Kathedrale einen 13 Jahre alten Buben missbraucht und einen anderen belästigt zu haben. Gegen die nun erfolgte Bestätigung des Urteils aus der ersten Instanz ist eine weitere, letzte Berufung vor dem Obersten Gericht Australiens (High Court) möglich.

"Ich weiß, dass es unter den Katholiken und darüber hinaus viele gibt, die Schwierigkeiten haben werden, sich mit diesem Urteil abzufinden", kommentierte Pells direkter Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Sydney, Erzbischof Anthony Fisher, am Mittwoch das Berufungsurteil. Über den "Status des Kardinals in der Kirche" könne nur der Vatikan entscheiden, meinte der 59-jährige Fisher nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und fügte hinzu: "Ich gehe davon aus, dass der Heilige Stuhl damit warten wird, bis die Berufungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind."

George Pell war ab 1987 Weihbischof und ab 1996 Erzbischof von Melbourne. 2001 wurde er Erzbischof von Sydney. 2014 wechselte er als Leiter des damals neu gegründeten vatikanischen Wirtschaftssekretariates nach Rom.

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Archivfoto Kardinal Pell (c) kath.net


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