Katholischer Hintergrund im Film ‚Der dritte Mann’

19. September 2019 in Chronik


Der Schriftsteller Graham Greene ist als junger Erwachsener zum katholischen Glauben konvertiert. Der Film spiegelt sowohl seinen Glauben als auch seine Zweifel wieder, schreibt Mary Kenny.


Wien (kath.net/jg)
„Der dritte Mann“ ist für manche der beste Film noir, der je gedreht wurde. Auch 70 Jahre nach seiner Fertigstellung bleibt der Film ein Klassiker. Er wirft aber auch ernsthafte moralische Fragen auf, schreibt Mary Kenny in einem Artikel für den Catholic Herald.

Der Film spielt im Wien der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Harry Lime, der Bösewicht der Geschichte, ist ein Penicillin-Schieber, der die Medizin streckt, um mehr Profit machen zu können. Bei Kindern führt dieses verfälschte Penicillin auch zu dauerhaften Schäden und zum Tod.

Der britische Schriftsteller Graham Greene (1094 – 1991) hat auf Anregung des Produzenten Alexander Korda eine Erzählung als Grundlage für den Film geschrieben. Er habe die Geschichte nicht verfasst, damit sie gelesen, sondern damit sie gesehen werde, schreibt er über deren Entstehung im Vorwort.

Der Film ist nicht nur eine Thriller, sondern auch ein moralisches Lehrstück des 1926 zum katholischen Glauben konvertierten Greene, schreibt Kenny. Greenes Glaube aber auch seine Zweifel bildeten den geistig-moralischen Hintergrund des Films, stellt sie fest.

In einer der Schlüsselszenen des Films blickt Lime vom Wiener Riesenrad auf die Stadt hinunter und stellt die Frage, ob es wirklich eine Rolle spiele, wenn unbedeutende Menschen sterben.

In derselben Szene hält Lime auch die berühmt gewordene „Kuckucksuhr-Rede“: „In den 30 Jahren unter den Borgias hat’s nur Krieg gegeben, Terror, Mord und Blut. Aber dafür gab’s Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe, 500 Jahre Demokratie und Frieden. Und was haben wir davon? Die Kuckucksuhr!“ Diesen Satz hat Orson Welles, der Darsteller von Harry Lime, während der Dreharbeiten improvisiert.

Der katholische Glaube habe Greene einen Sinn für Gut und Böse gegeben, der auch im Film zu spüren sei, der wichtige moralische Themen anspreche, schreibt Kenny. Ob man die Geschichte Italiens oder der Schweiz bevorzuge, sei weniger wichtig als der Respekt für jeden Menschen als einmalige und besondere Person, selbst wenn sie für Zyniker wie Harry Lime nur „Punkte“ seien.

Im Burg-Kino in Wien ist der Film jede Woche mehrmals in der englischen Originalversion zu sehen.



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