Es wird deutlich, wohin die Reise geht: der Zölibat soll weg!

31. Oktober 2019 in Weltkirche


Warum zeigt sich Kardinal Schönborn plötzlich so sehr über "Leutepriester" begeistert und was ist dem Erzbischof von Wien die Lehre des II. Vatikanums noch wert? Ein kath.net-Kommentar von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)
Es sollte im Grunde jedem klar sein, dass ein allgemeines Konzil gemeinsam mit dem Papst das ordentliche Lehramt ausübt. Für eine Regional- oder Sondersynode gilt das nicht. Solche Synoden sind nur beratende Gremien und dem Grunde nach an die Lehrtradition der Kirche und damit auch an die Konzile der Vergangenheit gebunden. Der gegenwärtige Synodenhype entbehrt vor allem deshalb jeder Grundlage, weil die Synode zu Amazonien dem Papst Vorschläge unterbreitet hat, die der Lehrtradition der Kirche teilweise massiv zuwider laufen. In einigen Punkten mag dies strittig sein, in anderen gibt es lehramtliche Festlegungen, die dem Grunde nach keinen Spielraum lassen.

So mag man sich als einfacher Laie nur wundern, wenn sich Kardinal Schönborn so sehr für verheiratete Leutepriester begeistern kann. Ob viri probati überhaupt eine Lösung für den Priestermangel sein können, ist zumindest umstritten. Würde man in Westeuropa viri probati einführen, hätte man ganz fix eine Menge alter Priester, die nur wenige Jahre später in den Ruhestand gehen und wieder keinen Priesternachwuchs. In Amazonien stellen sich zudem ganz andere Fragen. Da ist vor allem die Frage der theologischen Ausbildung, die eine ganze Menge Probleme aufwirft.
Da ist von Kursen die Rede, die allerdings kaum ein theologisches Studium ersetzen können.

Leutepriester, die es in Österreich ja durchaus gab, waren oft genug schlecht ausgebildet und gerade in der Lage eine Messe zu lesen. Das kann nicht die Lösung komplexer pastoraler Situationen sein. Neu ist die Idee der verheirateten Priester in diesem Zusammenhang.

Hier wird deutlich, wohin die Reise geht. Der Zölibat soll weg. Mag noch so sehr der Ausnahmefall betont werden, für den der vir probatus vorgesehen ist, aus der Ausnahme wird schneller die Regel, als der gewöhnliche Katholik denken kann. Was wurde nicht in jüngster Zeit über den Weg des Einzelfalles generalisiert. Ein junger Mann, der sich auf den zölibatären Weg zum Priesterberuf einließe, wäre doch unter solchen Bedingungen mit dem Klammerbeutel gepudert. Es ist keine Frage, dass der Amazonas hier für Westeuropa die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Wenn das kein Kolonialismus ist.

Es fragt sich zudem, was dem Erzbischof von Wien und Kardinal der römischen Kirche denn die Lehre des II. Vatikanums noch wert ist, welches betont "Der Zölibat ist jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen. Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung "nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott" (Joh 1,13) hat. (Presbyterium Ordinis Nr. 16)

Die Begeisterung für viri probati, selbst in Notlagen, ist davon sicher nicht gedeckt. Es ist hier an den gläubigen Laien, von den Bischöfen einzufordern, in der Wahrheit und in der Lehrtradition der Kirche zu bleiben. Mag auch die von interessierten Kreisen gelenkte und geförderte Eigendynamik einer Sondersynode abweichen, der Episkopat ist gerufen, zur Wahrheit zu stehen und nicht vor dem Zeitgeist einzuknicken. Kardinal Schönborn ist hier in bester schlechter Gesellschaft, wenn es darum geht, den Amazonas theologisch auszubeuten. Forderte doch jüngst der Bischof von Essen ganz unverhohlen die Priesterweihe für die Frau und bezog sich dabei auf die Dynamik der Amazonassynode.

Während bei Kardinal Schönborn ein Stirnrunzeln ob der Zeitgeistverliebtheit angezeigt ist, ist der Bischof von Essen wohl ein Fall für die Bischofskongregation. Wer sich als Bischof so offen gegen die verbindliche Lehre der den Männern vorbehaltenen Priesterweihe stellt, kann wohl kaum weiter ein katholisches Bistum leiten. Hier im Amt zu verbleiben ist mindestens unredlich, wenn nicht schlimmeres. Dass eine Regionalsynode, die einen ganz anderen Teil der Erde und ganz anderen Problemstellungen als Europa im Fokus hatte, in unseren Ländern so einen Wirbel verursacht, zeigt, dass der Eurozentrismus des europäischen Episkopats noch lange nicht überwunden ist.

Kontakt Kardinal Schönborn


Der Angriff auf Angriff auf den Zölibat durch die Amazonas-Synode from kath.net on Vimeo.


© 2019 www.kath.net