Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch.

13. Dezember 2019 in Kommentar


Jesus, unser Bruder, der soziale, tolerante Wohltäter? Wir wissen auch, dass der Teufel nichts Neues kreativ erfinden kann, und dass seine Bosheiten daher nur eine Verzerrung der Wahrheit sein können - BeneDicta von Linda Noé


Linz (kath.net)
„Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Freund…“
Wenn Ihnen beim Lesen dieses Satzes prompt inneres Unwohlsein und Abwehr aufsteigt, dann kann ich nur virtuell verständnisvoll die Hand schütteln, weil ich Solches über die letzten Jahre in unseren kirchlichen Breitengraden wohl zu oft gehört und dabei gespürt habe, dass es innerlich dahin geht, Jesus Christus auf ein rein menschliche Verständnis herunterzubrechen.

Dabei unterstelle ich keine bewusst böse Absicht, wohlgemerkt. Es ist meiner Erfahrung nach einfach oft Teil dieser „wir teilen das Brot miteinander und wollen gute, tolerante Menschen sein“- Attitude, die Kirche zu einem rein menschlichen Sozialclub verkommen lässt (nichts gegen soziale Einrichtungen).

Jesus, unser Bruder, der soziale, tolerante Wohltäter. Wir wissen auch, dass der Teufel nichts Neues kreativ erfinden kann, und dass seine Bosheiten daher nur eine Verzerrung der Wahrheit sein können. Mir kommt vor, dass ein zeitlicher Ungeist so stark sein kann, dass derjenige, der ihn erkennt, vor lauter Unwohlsein darüber wiederum geneigt sein könnte, sozusagen auf der gegenteiligen Seite des Pferdes herunterzufallen.

Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes ist ja auch tatsächlich nicht in unser Erfahrungs- und Verständnissystem einzuordnen, und gerade jetzt zur Weihnachtszeit ist es so angebracht, sich wieder neu diesem eigentlichen Skandal auszusetzen. Unser Verstand ist zu beschränkt, um die Wahrheit erfassen zu können, dass der Schöpfer des Alls als Baby zur Welt gekommen ist. Man ist sofort versucht, sich wenigstens ein kitschiges Bild davon zu machen, dass gut in eine innerliche Schublade passen könnte, oder? Je nachdem dann, ob wir uns innerhalb der Kirche nun eher in „konservativeren“ oder „liberaleren“ Kreisen bewegen, wie wir persönlich geprägt sind, oder auch einfach situationsbedingt, werden wir geneigt sein, entweder die Menschheit oder die Gottheit Jesu stärker zu betonen.

Ich meine, dass viele kath.net- Leser naheliegenderweise darunter leiden könnten, dass in ihrem jeweiligen deutschsprachigen kirchlichen Umfeld die Menschheit Jesu zu stark hervorgehoben und gleichzeitig seine Gottheit heruntergespielt wird.

Es besteht allerdings die Gefahr, dass diese verständliche Abwehr gegen ein andauerndes verkleinerndes „unser Bruder und Freund Jesus“ in weiterer Folge einen anderen Fallstrick des Teufels verstärken kann. Ich möchte gern die These aufstellen, dass dadurch gerade die wirklich betenden Menschen in ihrer Kraft geschwächt werden sollen im geistlichen Kampf. Sind es nicht die betenden Menschen, die die Größe Gottes bereits auf eine Art gespürt und erfahren haben, die sich angewidert abwenden möchten, wenn Kirche sich nach Außen nur mehr als sozialen Verein präsentiert?

Könnte es aber nicht vielleicht sein, dass diese geistlich gesinnten Menschen dadurch manchmal die Menschheit (und manchmal vielleicht auch charakterlich: die Menschlichkeit) zu sehr vernachlässigen? Damit vor allem auch, wie erschreckend und wunderbar NAHE uns der erhabene Gott ist? Wie viel Autorität uns als Christen durch Jesus gegeben ist, aufgrund derer wir niemals einfach kraftlos jammern und schimpfen sollten wie Menschen, denen Gott fern ist?

Ich meine, dass die Kraft unseres Gebetes im Wesentlichen davon abhängt, wie gut wir mit dem Herzen verstehen wer Gott ist, und wer wir selbst sind. Kann der Teufel jemand nicht davon abhalten daran zu glauben, dass Jesus nicht nur ein guter Mensch, sondern auch Gott ist, wird er es gerne damit versuchen, den Gläubigen ja nicht wissen zu lassen, wie NAHE ihm Gott in Jesus und durch den Heiligen Geist tatsächlich ist. Wenn wir wissen, wer wir in Christus sind, sind wir dem Teufel gefährlich.

Durch die Einflößung eines falsch verstandenen Begriffes von Demut lässt sich dieses „Problem“ für den Feind, so meine ich, am Schnellsten lösen, denn der geistlich gesinnte Mensch weiß darum, dass Gott groß und eigentlich unerreichbar ist. So können wir Gefahr laufen, nur mehr die erhabene Göttlichkeit Jesu zu betrachten und darüber zu vergessen, wie NAHE er ist, und was das alles ganz konkret mit uns selbst zu tun hat.

Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt uns unter Nummer 1003: „Die Gläubigen sind durch die Taufe mit Christus vereint und haben deshalb *schon jetzt* (!!, Anm.d. Red.) wirklich Anteil am himmlischen Leben des auferweckten Christus [Vgl. Phil 3,20].“
In 1988 des Katechismus heißt es: „Durch die Macht des Heiligen Geistes nehmen wir am Leiden und an der Auferstehung Christi teil, indem wir der Sünde sterben und zu einem neuen Leben geboren werden.“ „Durch den Geist haben wir an Gott teil. Dadurch, dass wir am Geist teilhaben, werden wir der göttlichen Natur teilhaftig ... Deswegen sind die, in denen der Geist wohnt, vergöttlicht" (Athanasius, ep. Serap. 1,24).

Man muss sich im Gebet das Herz davon durchwirken lassen, was das bedeutet, dass wir „der göttlichen Natur teilhaftig“ sind. Jesus hat es für uns bewirkt, durch seine Menschwerdung und sein Sterben am Kreuz. Wir müssen nicht mehr beten und leben wie die, denen Gott unendlich erhaben und fern erscheint, deren Gebet keine Autorität hat, die auf sich selbst gestellt nicht fähig wären, ein heiliges Leben zu führen. Ja, amen, wir sind dazu durch Jesus befähigt, denn wir haben einen Auftrag! Gott bewahre uns aber auch davor, uns selbst zu erheben, denn es geht um das, was Jesus für uns erkauft hat.

„Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt" hat (2 Kor 5,17-18).
Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, hat uns den Zugang zu Gott, das Tor des Himmels, geöffnet. Nicht nur für das kommende, sondern auch schon für dieses Leben. Er, der uns bis hinunter in die Niedrigkeit der Krippe, die Taufe durch Johannes und das Holz des Kreuzes vorgelebt hat, wie wir selbst auch gehen sollen. Jesus, der in Matthäus 11,11 Johannes den Täufer als Größten auf Erden preist, in Mt 14,13 von dessen Enthauptung erfährt und daraufhin „mit dem Boot in eine einsame Gegend fährt, um alleine zu sein“. Es bewegt mich, das zu lesen. Jesus war kein Superheld aus Stahl, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, der auch Tränen vergossen hat. Jesus, wahrer Mensch und wahrer Gott, der kurz darauf, wieder zurückgekommen, die Tausenden durch fünf Brote und zwei Fische speist. Jesus, der seinen Jüngern, die Menschen waren wie wir, in Matthäus 10,8 aufträgt: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“

Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Wir dürfen in der Krippe nicht nur betrachten, wie klein Gott geworden ist, sondern auch welche Autorität er uns Menschen in Seinem Namen hinterlassen hat. Wir haben nicht den Luxus, Seinen Auftrag an uns zu verändern und uns stattdessen nur menschlich vor uns hin zu ärgern und irdisch gesinnt weiter zu wursteln. Betrachten wir Jesus in der Krippe in diesem Jahr, und fassen wir Mut und Glauben, dass derjenige mit uns, ja, in uns, ist, der die Welt besiegt hat. Die Kraft kommt nicht durch lautes Geschrei und Aufregung in den Gassen, sondern durch die Betrachtung und Anbetung Jesu. Dort erkennen wir, wer Gott ist, und wer wir in Ihm sind. Dort wird es uns unmöglich, die Hoffnung zu verlieren!


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