Sri Lanka: Kardinal feiert Weihnachtsmesse an Anschlagsort

24. Dezember 2019 in Weltkirche


Zu Ostern kamen bei Terroranschlägen auf drei Kirchen und mehrere Hotels 259 Menschen ums Leben - Sicherheitsmaßnahmen vor Weihnachtsgottesdiensten verstärkt


Colombo-Rom (kath.net/KAP) Der sri-lankische Kardinal Malcolm Ranjith will die Weihnachtsmesse heuer in einer jener Kirchen feiern, die am Ostersonntag Schauplatz blutiger Terroranschläge waren. Um den Gläubigen "Kraft zu geben", werde er in der Sankt-Sebastians-Kirche in Negombo die Messe zelebrieren, kündigte der katholische Erzbischof von Colombo im Radio-Vatikan-Interview (Montag) an. In dem Gotteshaus starben am 21. April mehr als 100 Menschen, unter ihnen auch zahlreiche Kinder, als ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz zündete. Insgesamt kamen bei den Terroranschlägen auf drei Kirchen und mehrere Hotels 259 Menschen ums Leben.

Die Regierung habe zum bevorstehenden Weihnachtsfest besondere Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet, auch weil es zuletzt anonyme Hinweise auf neuerliche Attentatsversuche gegeben habe, sagte Ranjith: "Die Regierung verhält sich aufmerksam. Daher haben wir das Vertrauen, dass an den Weihnachtsfeiertagen nichts Schlimmes passieren wird."

Freilich hätten die Menschen dennoch Angst, fügte der Kardinal hinzu: "Aber die Priester und die Gläubigen haben auch ein Bewusstsein dafür, dass Weihnachten gefeiert werden muss. Wir haben in allen Kirchen die Heilige Messe organisiert."

Kardinal Ranjith warf nach den Attentaten zu Ostern Sri Lankas Sicherheitsbehörden massives Versagen im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vor. Die Angriffe hätten verhindert können, da den Behörden entsprechende Hinweise vorgelegen seien, erklärte Ranjith erst vor wenigen Tagen in seiner Aussage vor einem Untersuchungsausschuss, den Sri Lankas neuem Präsident Gotabaya Rajapaksa eingesetzt hat.

Bis Februar habe die Kommission Zeit, ihren Bericht vorzulegen, sagte der Kardinal im Gespräch mit "Radio Vatikan". "Und dann hoffen wir, dass wir die Wahrheit erfahren werden." Dies sei für die betroffenen Menschen "wichtiger als Geld oder andere Unterstützung".

Bisher geht man davon aus, dass die Attentäter vom Ostersonntag aus der islamistischen Gruppe National Thowheed Jamath aus Sri Lanka stammten und Verbindungen zur Terrormiliz IS unterhielten. Sri Lankas Regierung hatte nach den Anschlägen Berichte bestätigt, vom indischen Geheimdienst gewarnt worden zu sein.


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