Ex-Kardinal McCarrick fühlt sich offenbar von den Medien gejagt

8. Jänner 2020 in Weltkirche


Der wegen starkem Verdacht auf Missbrauch in Ungnade gefallene frühere US-Kardinal ist aus dem Kapuzinerkloster an einen nicht öffentlich bekannten Ort gezogen – Der 89-Jährige sowie das Kloster befürchteten offenbar neue Medienaufmerksamkeit


Denver (kath.net/pl) Der nach massiven Missbrauchsvorwürfen laisierte frühere US-Kardinal Theodore McCarrick (Archivfoto) hat das Kapuzinerkloster verlassen, in dem er seit 2018 Zuflucht gesucht hatte. Ein Sprecher der US-amerikanischen Kapuzinerprovinz St. Conrad teilte der „Catholic News Agency“ am 7. Januar mit, McCarrick habe das Kloster St. Fidelis in Victoria, Kansas, vor wenigen Tagen verlassen. Nach bisher unbestätigten Informationen durch hochrangige Kirchenpersönlichkeiten berichtete „CNA“ weiter, dass McCarrick in eine Wohngemeinschaft von Ex-Priestern gezogen sei, die aus dem Dienst entlassen wurden. Der neue Wohnort des gesundheitlich angeschlagenen 89-Jährigen ist noch nicht bekannt. Er habe das Kloster freiwillig verlassen.

Mit McCarricks Situation vertraute Quellen berichteten CNA, dass sowohl das Kloster in Kansas als auch McCarrick besorgt waren, dass ein bevorstehender Bericht über die Karriere des ehemaligen Kardinals, der in naher Zukunft vom Vatikan veröffentlicht werden soll, die Medien auf das Kloster aufmerksam machen würde.


Ein ungenannt bleibender kirchlicher Angestellter sagte CNA, dass der neue „abgeschiedene“ Wohnort Medienversuche zur Kontaktaufnahme einschränken werden, falls erneutes Interesse an seinem Fall aufkomme.

Noch im Juni 2019 hatte ein Sprecher der Kapuzinerprovinz erläutert, dass „Herr McCarrick den Alltag und die Routine eines Bruders lebt, außer dass er nicht zu öffentlichen Messfeiern geht. Er lebt in der gleichen Art von Raum wie die anderen Brüder, nimmt an den Gemeinschaftsgebeten und der Feier der Messe sowie an gemeinsamen Mahlzeiten und Interaktionen teil.“

Gegen McCarrick war der Vorwurf sexueller Belästigung und sexuellen Missbrauchs vieler junger Männer derart stark geworden, dass der Vatikan ihn zunächst suspendiert, dann laisiert hatte. Bereits unter Papst Benedikt XVI. war McCarrick gemaßregelt worden, dann war er unter Papst Franziskus zunächst rehabilitiert und auch international eingesetzt worden, beispielsweise bei Verhandlungen in China. Der noch nicht wirklich aufgearbeitete Fall McCarrick hat die US-amerikanische Kirche in eine beispiellose Krise gestürzt. Die US-amerikanischen Katholiken und die US-amerikanische Bischofskonferenz warten weiterhin dringend auf die Veröffentlichung des vatikanischen McCarrick-Berichts, der offenlegen soll, wie es möglich gewesen, dass McCarrick Erzbischof und Kardinal wird, wenn offenbar zumindest seine sexuellen Belästigungen von Priesteramtskandidaten weithin bekannt gewesen waren, kath.net hat berichtet

McCarrick war vor seiner Emeritierung der Erzbischof von Washington D.C. gewesen.

Archivfoto von McCarrick


Archivfoto (c) Erzbistum Washington D.C.


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