Warum klammert sich die Kirche so an ein NS-Gesetz?

22. Jänner 2020 in Chronik


Grazer Kirchenhistoriker Höfer kritisiert in "Presse" Kirchensteuer: Steigerung der Einnahmen durch willkürliche Erhöhungen. Das Nazi-Gesetz hat ein Kirchenaustrittsklima geschaffen


Graz (kath.et)
"Was am Jahr 2019 schrecklich ist, wenn 67.583, 15 % Steigerung seit 2018, den Austritt aus der katholischen Kirche gewählt und sich damit von einem NS-Zwangsgesetz befreit haben, mit der Unterschrift eines 1946 hingerichteten Kriegsverbrechers, müsste erst noch erklärt werden. Ist nicht eher das NS-Gesetz schrecklich, dessen Absicht „ein vernichtender Schlag gegen die Kirchenorganisation“ war und das heute so wirkt?" Mit klaren Worten übt Rudolf Höfer, ein Professor für Kirchengeschichte der Universität Graz, Kritik an der österreichischen Kirchensteuer. Der Theologe zeigt sich auch über die Steigerung der Einnahmen verwundert und spricht von davon, dass dies nur mit willkürlichen Erhöhungen bei den Beitragsvorschreibungen zu erklären sei.

Höfer stellt dann die Frage, warum sich christliche Kirchen heute noch so an ein NS-Gesetz klammern. "Sind Kirchen in Deutschland, Schweiz und Österreich primär Finanzämter?" Für ihn ist der Ausweg aus diesem Gesetz die Steuerwidmung, wie es diese in Italien, Spanien, Slowenien, Ungarn und Polen gäbe. Dort gäbe es auch kaum Kirchenaustritte. Der Theologe erinnert daran, dass die Diözese Bozen-Brixen 2018 mit ca. 480.000 Katholiken nur 14 Kirchenaustritte hatte, so viel wie allein einzelne kleine Pfarren in Österreich in einem Jahr. In der Erzdiözese Laibach gab es mit ca. 580.000 Katholiken nur 27 Austritte.

Höfer stellt abschließend klar, dass die Arbeitsplatzsicherung durch die Kirche auch mit einer Steuerwidmung möglich sei und nicht mit einem Nazi-Gesetz, das ein Kirchenaustrittsklima schuf.


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