Papst trauert um Opfer von Anschlag in Hanau

22. Februar 2020 in Deutschland


Franziskus bestürzt über "schreckliche Gewalttat" - Christen in Hanau: Unsere Welt steht Kopf.


Vatikanstadt-Bonn (kath.net/ KAP)
Papst Franziskus hat den rassistisch motivierten Anschlag in der deutschen Stadt Hanau verurteilt. In einem am Freitag vom Vatikan veröffentlichten Beileidsschreiben spricht er von einer "schrecklichen Gewalttat", die unschuldige Menschen in den Tod gerissen habe. Franziskus bete für die Opfer und bekunde den Hinterbliebenen seine Nähe in ihrem Schmerz, heißt es in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Kondolenzschreiben.

In Hanau hatte ein Angreifer in der Nacht auf Donnerstag zehn Menschen erschossen und sich anschließend selbst getötet. Unter den Toten sollen neun Menschen mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 21 und 44 Jahren sowie dessen 72-jährige Mutter sein. Die deutsche Bundesanwaltschaft attestierte dem Angreifer eine "zutiefst rassistische Gesinnung". Der mutmaßliche Schütze wurde in seiner Wohnung tot aufgefunden. Dort wurde auch die Leiche seiner Mutter entdeckt.

Vertreter der Kirchen und anderer Religionsgemeinschaften in Deutschland reagierten erschüttert und fassungslos auf die Gewalttat. Zugleich forderten sie einen entschiedeneren Kampf gegen Hass und Rassismus.

In Hanau selbst lud die örtliche Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) für Freitagabend zu einem Gedenkgottesdienst. "Diese Anschläge auf das Leben wurden von einem Menschen verübt, der keinen Respekt vor dem Leben anderer hatte", hieß es in einer Stellungnahme der ACK. Für den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sagte Pfarrer Torben Telder: "Unsere Welt steht Kopf." In Gedanken und Gebet fühlten sich die Christen in Hanau mit einer ganzen Stadt verbunden, die fassungslos dieser Tat gegenüberstehe.

Die ACK Hanau erklärte weiter, sie drücke ihr tiefes Mitgefühl und ihre Unterstützung den Angehörigen der Opfer aus. Darin eingeschlossen sei "auch die Familie des Täters".
Michael Gerber, der katholische Bischof der Diözese Fulda, in dem Hanau liegt, bat in einem Schreiben alle Kirchengemeinden der Diözese, für die Opfer der Gewalttat in den anstehenden Gottesdiensten zu beten. Gerber dankte insbesondere den Mitarbeitern in den Pfarren im Großraum Hanau, in der Notfallseelsorge und den kirchlichen Beratungsdiensten, die unmittelbare Hilfe leisteten. Sie zeigten in dieser schwierigen Situation die Bereitschaft, erreichbar zu sein, zuzuhören und das "Loch im Herzen" auszuhalten.

Muslimische Religionsgemeinschaften beklagten am Freitag eine Islamfeindlichkeit und anti-muslimischen Rassismus in Deutschland. Die schrecklichen Ereignisse seien die traurige Spitze dieser Haltung, sagte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Zekeriya Altug, in Berlin. Er unterstütze das Vorhaben der Integrationsbeauftragten der deutschen Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), eine Expertenkommission einzurichten, so Altug.

Er forderte ein Umdenken in der gesellschaftlichen Debatte. Das Problem der Islamfeindlichkeit müsse anerkannt werden. Dies müsse auch die Deutsche Islamkonferenz auf ihre Agenda setzen. Die Expertenkommission solle entsprechende Maßnahmen begleiten und umsetzen. Moscheevertreter müssten den Kern eines solchen Gremiums bilden. Es müsse zudem eine Wohlfahrtsstruktur für Muslime geben. Weiter solle islamische Theologie und islamischer Religionsunterricht flächendeckend eingeführt werden. Auch müsse der Schutz von Moscheen verbessert werden.

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