‚Arche’-Gründer Vanier für assistierten Suizid, unklar zu Abtreibung

4. März 2020 in Prolife


Jean Vanier: Ja zu Legalisierung des assistierten Selbstmords, aber mit ‚Schutzmechanismen’. Die Abtreibungsfrage sei ‚viel komplexer’ als ‚Pro-Life’ oder ‚Pro-Choice’.


Paris (kath.net/lifesitenews/jg)
Jean Vanier, der 2019 verstorbene Gründer der Gemeinschaft „Die Arche“, die geistig behinderte Menschen betreut, war für die Legalisierung von assistiertem Selbstmord und wich einer klaren Stellungnahme zur Abtreibung aus.

Assistierter Suizid

Im Jahr 2016 gab Vanier dem kanadischen Sender CBC ein Interview, in dem er hauptsächlich über die Begleitung Sterbender sprach. Auf eine erste Frage der Reporterin zum assistierten Selbstmord gab er eine ausweichende Antwort. Etwas später kam die Reporterin wieder auf das Thema zurück. Vanier antwortete: „Sollten wir nicht Gesetze habe, die das erlauben? Ich sage ja, aber wir sollten Schutzmechanismen vorsehen.“ Wie diese Schutzmechanismen aussehen sollten, sagte Vanier nicht.

Vanier war nach seinem Tod mehreren Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Frauen ausgesetzt gewesen, die "Arche" hat sich inzwischen von ihrem Gründer distanziert.


LifeSiteNews fragte nach Veröffentlichung des Interviews bei Jean Vanier an, ob er bei seiner Aussage zum assistierten Suizid bleibe. „Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe“, schrieb Vanier zurück.

Abtreibung

Im Jahr 2008 fragte die kanadische Zeitung Globe and Mail bei Vanier an, warum er den Orden „Order of Canada“, Kanadas höchsten zivilen Orden nicht zurückgegeben habe. Andere katholische Kanadier hatten dies getan, nachdem ein Abtreibungsarzt damit ausgezeichnet worden war.

Vanier antwortete in einem ausführlichen Brief. Zunächst äußerte er Verständnis für Frauen, die „noch nicht bereit sind, eine Mutter zu werden“. Ihr Leiden, ihre Qual würden sie dazu drängen, eine Abtreibung durchführen zu lassen.

Deshalb wolle er das Problem nicht auf eine klare Entscheidung für oder gegen Abtreibung reduzieren. Wörtlich schrieb er: „Wir haben nicht etwas vor uns, das entweder ‚Abtreibung’ oder ‚Nicht-Abtreibung’, ‚Pro-Life’ oder ‚Pro-Choice’ ist. Wir haben es mit etwas so viel Komplexerem zu tun.“

Vanier kam letztlich zu keiner klaren Antwort. „Wer kann entscheiden, dass ein Fötus ein Baby oder wann ein Fötus ein Beby wird? Die meisten Menschen glauben dass Infantizid ein Verbrechen ist. Aber wer entscheidet darüber, wann Abtreibung legal ist oder nicht und bis zu welchem Monat? Die Frage ist nicht leicht und insbesondere nicht leicht für diejenigen, die keine festen Prinzipien in diesen Angelegenheiten haben“, schrieb er wörtlich.

Die Führung der „Arche“ hat sich von Jean Vanier distanziert, nachdem eine von ihr in Auftrag gegebene Untersuchung festgestellt hat, dass der Gründer über Jahrzehnte erwachsene Frauen sexuell missbraucht hat.


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