China Abkommen: Zen wirft Parolin Manipulation des Papstes vor

7. März 2020 in Weltkirche


In einem offenen Brief erhebt der ehemalige Bischof von Hongkong erneut schwere Vorwürfe gegen den Kardinal-Staatssekretär des Vatikan. Erstmals bringt er Beweise ins Spiel, ohne diese jedoch zu konkretisieren.


Hongkong (kath.net/lifesitenews/jg)
Joseph Kardinal Zen Ze-kiun, der emeritierte Bischof von Hongkong, hat in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen Kardinal Pietro Parolin, den Staatssekretär des Vatikan, erhoben. Parolin habe Papst Franziskus bei dem Geheimabkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China manipuliert. Er habe dafür Beweise, schreibt Zen.

Zen reagierte mit seinem Schreiben, das er auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, auf einen Brief von Giovanni Battista Kardinal Re, dem neuen Dekan des Kardinalskollegiums. Re hatte am 26. Februar in einem Brief an alle Kardinäle Zen für seine Kritik an dem Abkommen zwischen China und dem Vatikan gerügt.

Zen ging in seinem Brief auf die Vorwürfe von Kardinal Re ein. Er widersprach dessen Ansicht, dass Franziskus gegenüber dem Kommunismus die Politik seiner Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. fortführe und zitiert aus dem Buch „Letzte Gespräche“ von Peter Seewald. Benedikt XVI. nimmt an einer Stelle zur Vatikanischen Ostpolitik unter Papst Paul VI. und Staatssekretär Casaroli Stellung. Diese Politik sei gescheitert. Papst Johannes Paul II. sei klar gewesen, dass man nicht versuchen solle, die kommunistischen Regimes mit Kompromissen versöhnlich zu stimmen. Vielmehr müsse man diesen klar entgegentreten. Er selbst habe diese Politik geteilt, sagt Benedikt.

Der ehemalige Bischof von Hongkong widerspricht auch der Behauptung Kardinal Res, das Abkommen entspreche einem von Papst Benedikt XVI. bereits gut geheißenen Entwurf. Um das zu bestätigen reiche es aus, wenn er das unterzeichnete Abkommen sehen könne, schreibt Kardinal Zen. Bis heute kenne er das Dokument nicht und habe auch den angesprochenen Entwurf nicht gesehen. Jedenfalls bleibe die Frage offen, warum Benedikt XVI. den Entwurf in seiner Amtszeit nicht unterschrieben habe, fährt Zen fort.

Kardinal Re hat in seinem Brief die Ansicht vertreten, „unabhängige Kirchen“ wie die regimetreue „Katholische Patriotische Vereinigung“ könnten gleichzeitig „in Einheit mit dem Papst“ sein. „Unabhängig“ dürfe nicht mehr in einem absoluten Sinn verstanden werden wie in der Vergangenheit, schreibt Re. Zen antwortet, dass diese Interpretation des Wortes „unabhängig“ nur im Denken von Kardinal Parolin existiere und vielleicht auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen sei. Es sei vielleicht derselbe Übersetzer, der bei dem Brief von Papst Benedikt XVI. an die Katholiken Chinas im Jahr 2007 mindestens zehn Fehler gemacht habe.

In diesem Zusammenhang erhebt Zen erneut den Vorwurf der Manipulation gegen Kardinal Parolin. Angesichts der Intelligenz des Vatikanischen Staatssekretärs sei es schwer zu glauben, er sei getäuscht worden. Es sei wahrscheinlicher, er habe andere täuschen wollen, schreibt Zen. Mittlerweile habe er Beweise dafür, dass Parolin Papst Franziskus bei dem geheimen Abkommen mit China manipuliert habe. Diesen Vorwurf hat Zen bereits früher erhoben. Jetzt bringt er erstmals Beweise ins Spiel, ohne diese konkret zu nennen.

Zen schließt seinen Brief mit dem von Kardinal Re vorgeschlagenen Aufruf zum Gebet für die Katholiken in China, dem er sich zu hundert Prozent anschließe.


© Foto: Kirche in Not



© 2020 www.kath.net