"Bringt das Weihwasser in die Kirchen zurück!"

10. März 2020 in Kommentar


Wie kann ein gläubiger Christ also beim Gedanken an den Empfang des Leibes Christi in der hl. Kommunion befürchten, sich Krankheit und Tod zu holen? - Gastkommentar von Beatrix Zureich zur Corona-Krise


Linz (kath.net)
Rund um den Globus erschüttert ein neuartiges Virus Politik, Kirche und Wirtschaft. In bisher unvorstellbarem Ausmaß versucht man, seine Ausbreitung durch drastische Maßnahmen einzuschränken. Aus der Perspektive der Wirtschaft geht es darum, den gewaltigen finanziellen Schaden einzudämmen. Die Politik versucht das Gesicht und die Macht zu wahren. Wie aber geht die Kirche mit der Herausforderung um?

Die Sicherheitsmaßnahmen

Praktizierende Gläubige stellen fest, dass je nach Vorgabe der Diözese oder anderer übergeordneter Stellen Plakate an den Kirchentüren angebracht wurden.

Darauf wird auf das Corona-Virus, die Ansteckungsgefahr sowie auf Hygienemaßnahmen hingewiesen. Diese konzentrieren sich im Wesentlichen darauf, das Weihwasser zu entfernen, mit denen sich die Gläubigen für gewöhnlich in Erinnerung an ihre Taufe beim Betreten und Verlassen der Kirche bekreuzigen. Außerdem wird von der ordentlichen Form des Kommunionempfangs („Mundkommunion“) abgeraten und die außerordentliche Form des Kommunionempfangs („Handkommunion“) empfohlen. Teilweise heißt es, man müsse einen Sicherheitsabstand zu den Mitmenschen einhalten.

Die Angst unter den Menschen nimmt
zu. Die gut gemeinten Plakate an den Kirchentüren verunsichern ängstliche Gemüter noch mehr, da man den Eindruck gewinnen kann, sich mit dem Betreten einer Kirche in einen Raum zu begeben, wo die Gefährdung für Leib und Leben besonders präsent sein kann. Eine Frau sagte zu mir: „Niemand in der Kirche traut sich mehr zu husten oder die Nase zu putzen.“ Die einen haben Angst vor Ansteckung, die anderen haben Angst davor, als potenzielle Gefährder zu gelten.

Je intensiver man sich mit der Ausbreitung des Virus beschäftigt, desto mehr steigt das subjektive Sicherheits- und Schutzbedürfnis. Die Menschen spüren die Ohnmacht der Politik und der Medizin. Neben der staatlich angeordneten Quarantäne gibt es weltweit eine wachsende Anzahl von Menschen, die durch den Mangel an Sicherheit und die zunehmende Angst in weitgehender Isolation leben, ohne physisch mit dem Virus angesteckt worden zu sein. Dennoch hält das Virus ihre Gedanken gefangen und beeinträchtigt ihr Leben.

Die Kraft des Glaubens

Unsere Angst vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus ist vergleichbar mit der Angst der Zeitgenossen Jesu vor 2000 Jahren, wenn sie einen Aussätzigen sahen. Sie wussten: Dieser Mensch leidet an einer Krankheit, die niemand von uns heilen kann – und wenn ich angesteckt werde, verliere ich Familie, Position und das Recht, unter den Mitmenschen zu leben. Ich werde ausgestoßen und sterbe am Ende jämmerlich und einsam. – Zur Zeit Jesu war man davon überzeugt, dass die eigene Unversehrtheit der Unreinheit der Aussätzigen nichts entgegenzusetzen hatte.

Deshalb forderten die Pharisäer die totale Abgrenzung von jeglichen unreinen Personen. Sie fürchteten neben der physischen Ansteckung auch die spirituelle Befleckung. Daher wurden „unreine“ Berufsgruppen wie die Zöllner, physisch unreine Menschen wie Aussätzige, an Blutungen Leidende oder Menschen, die Tote berührt hatten, gemieden und waren erst nach einer vollständigen Heilung bzw. nach gewissen Reinigungsritualen und -opfern wieder gesellschaftsfähig.

Als Jesus kam, durchbrach er dieses Muster der Ausgrenzung und der Angst, die er als den „Sauerteig der Pharisäer“ bezeichnete, vor dem sich seine Jünger hüten sollten (vgl. Mt 16,12). Er hielt keinen Sicherheitsabstand zu Aussätzigen und Besessenen ein, aß sogar mit Zöllnern und berührte die Bahre des toten Jünglings von Nain, ebenso ergriff er die Hand der fiebernden Schwiegermutter des Petrus. Die schockierten Augenzeugen der Taten Jesu, die an die übliche Konsequenz des Unrein-Werdens dachten, erlebten jedoch etwas anderes: Anstatt durch die Kranken oder Sünder angesteckt und unrein zu werden, wurden die Unreinen durch Jesu Berührung gesund und rein. Statt sich den „Tod“ zu holen – physisch und kultisch – teilte Jesus die Wahrheit seiner Liebe mit den Menschen. Er holte sie in das Leben zurück: physisch, gesellschaftlich und kultisch.

Lahme gehen, Blinde sehen, Sünder werden zu Jüngern und Aposteln, Tote kommen ins Leben zurück. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus von sich (Joh 14,6). Zeichen und Wunder bestätigen seine Worte.

Heilung und Befreiung im Namen Jesu

Derselbe Jesus hat verheißen (Mk 16,17ff): „Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden. (…) Sie aber zogen aus und verkündeten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte das Wort durch die Zeichen, die es begleiteten.“

Der Lieblingsapostel Jesu schrieb: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht“ (1 Joh 4,18). Mit dieser furchtlosen Liebe wirkte Bischof André Dias in Portugal, wo 1432 in Lissabon eine verheerende Pestepidemie ausbrach, die im ganzen Land zahlreiche Todesopfer forderte. Bischof Dias hielt keinen Sicherheitsabstand, sondern stand den Sterbenden bei. Als herkömmliche Mittel der Seuche keinen Einhalt gebieten konnten, rief der Bischof das Volk auf, den hl. Namen „Jesus“ anzurufen. Er empfahl, diesen hl. Namen unseres Herrn und Gottes auch auf Täfelchen zu schreiben, diese bei sich zu tragen oder im Haus und Stall aufzuhängen.

Er rief die Menschen in der größten Kirche, St. Dominikus, zusammen und predigte über die Macht Jesu und seines Namens. Danach segnete er Weihwasser und wies die Menschen an, sich selbst sowie die Kranken und Sterbenden damit zu besprengen. Viele wurden geheilt, und die Pest kam innert weniger Tage im ganzen Land zum Stillstand (aus: P. Paul O’Sullivan, Wunder durch den heiligen Namen Jesus).

Zurück zum Glauben und zur Zuversicht

Das aktuelle Corona-Virus ist nicht die erste Bedrohung der Menschheit und wird auch nicht die letzte bleiben. Was hindert uns daran, beim Umgang damit auf das Vorbild früherer Generationen zu achten und das, was ihnen Segen gebracht hat, ebenfalls anzuwenden? Statt das Weihwasser zu entfernen, sollten die Menschen gerade jetzt Gebrauch davon machen.

Man kann auf die Hygiene Rücksicht nehmen und das Prozedere etwas ändern: So haben Priester vereinzelt damit begonnen, wie in vorkonziliaren Zeiten die Gläubigen zu Beginn der hl. Messe mit Weihwasser zu besprengen, weil die Weihwasserbecken nicht mehr gefüllt sind. Das ist gewiss besser, als das Weihwasser gänzlich zu entfernen!

Wir haben überdies in der Pfarrei die Kollekte der Hygiene angepasst, denn für gewöhnlich geht es von Hand zu Hand. Hier lauert Ansteckung – mehr als beim Weihwasser oder beim Kommunionempfang! Die Körbchen stehen am Ausgang, dort kann man seine Spende ohne Berührungsrisiko deponieren.

Die aktuelle Verwirrung ist ebenso groß wie die Glaubenskrise der Christenheit. Jesus Christus ist DAS LEBEN! Wie kann ein gläubiger Christ also beim Gedanken an den Empfang des Leibes Christi in der hl. Kommunion befürchten, sich Krankheit und Tod zu holen?

Die hl. Kommunion ist nicht „etwas“, das uns mit Krankheit infizieren kann, sondern Gott selbst, der schon vor 2000 Jahren Heilung, Segen und das Leben zu den Menschen brachte. Woran glauben wir, wenn wir die Kommunion empfangen? An wen glauben wir?
„Bittet, und es wird euch gegeben“, sagt Jesus (Mt 7,7). Ist es ein Zufall, dass gerade in den Gebieten deutscher Sprache ein wichtiges Bittgebet in der hl. Messe oft ausgelassen wird? Es gehört zu meinen Lieblingsgebeten und wird „Embolismus“ genannt, weil das Gebet, das kaum 30 Sekunden dauert, zwischen dem Vaterunser und dem Lobpreis (Doxologie) „Denn dein ist das Reich …“ eingeschoben wird. Der Embolismus erinnert mich immer an meine Berufung: Voll Zuversicht das Kommen unseres Herrn Jesus Christus zu erwarten. Es ist das einzige Gebet in der hl. Messe, das die Zuversicht thematisiert, ebenso die Verwirrung.

Wenn wir Gott nicht darum bitten, uns vor der Verwirrung und Sünde zu bewahren, ist es auch nicht verwunderlich, dass beides immer mehr zunimmt.

Entdecken wir dieses mächtige, befreiende Gebet des Embolismus wieder neu und seien wir stark im Glauben und in der Zuversicht!
„Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“

Bischof Eleganti: Kirche & Corona - Wie können wir hier nur vor der übernatürlichen Wirklichkeit kapitulieren?





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