Der Sonntag des Weinens, die Gnade der Tränen

29. März 2020 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: beten wir für alle, die aufgrund der Pandemie so sehr leiden. Die Gnade der Tränen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus – fünfter Sonntag der Fastenzeit, einundzwanzigste Messe in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“„gegen“ die Coronavirus-Pandemie.

Seit drei Wochen wird die Eucharistiefeier aus der Kapelle auf Geheiß des Papstes, der die Gläubigen, die wegen der Coronavirus-Pandemie nicht an der Messe teilnehmen können, erreichen möchte, live übertragen. Heute betete Franziskus für alle, die weinen:

„Ich denke an viele Menschen, die weinen: isolierte Menschen, Menschen in Quarantäne, einsame alte Menschen, Menschen im Krankenhaus und Menschen in Therapie, Eltern, die sehen, dass sie ihre Kinder nicht ernähren können, weil das Gehalt fehlt. Viele Menschen weinen. Auch wir begleiten sie von Herzen. Und es wird uns nicht schaden, ein wenig zu weinen, wenn der Herr um sein ganzes Volk weint“.

In seiner Predigt, in der der Papst das Johannesevangelium (Joh 11,1-45) über die Auferstehung des Lazarus kommentierte, sprach er über das Weinen Jesu um seinen Freund. Jesus weine aus Liebe, er weine mit den Seinen, die weinten, er weine immer aus Liebe, er habe ein Herz voller Mitleid. Heute: angesichts einer Welt, die unter der Pandemie leidet – fragte sich Franziskus – „sind wir fähig, wie Jesus zu weinen? Viele weinen heute. Wir bitten um die Gnade er Tränen“:

„Jesus hatte Freunde. Er liebte alle, aber er hatte Freunde, mit denen er eine besondere Beziehung hatte, wie man es mit Freunden tut, mehr Liebe, mehr Vertrauen ... Und viele, viele Male blieb er im Haus dieser Geschwister: Lazarus, Marta, Maria ... Und Jesus fühlte Schmerz über die Krankheit und den Tod seines Freundes. Er kam am Grab an und war tief bewegt und sehr aufgeregt und fragte: ‚Wo habt ihr ihn bestattet?’. Und Jesus brach in Tränen aus.

Jesus, Gott, aber der Mensch, weinte. Ein anderes Mal heißt es im Evangelium, dass Jesus weinte: als er über Jerusalem weinte. Und wie zärtlich weinte Jesus! Er weint aus dem Herzen heraus, er weint aus Liebe, er weint mit den Seinen, die weinen. Jesus weint. Vielleicht weinte er ein anderes Mal im Leben – wir wissen es nicht. Sicherlich auf dem Ölberg. Aber Jesus weint aus Liebe, immer.

Er war tief bewegt und sehr aufgeregt weinte er. Wie oft haben wir dieses Gefühl von Jesus im Evangelium gehört, mit dem Satz, der wiederholt wird: ‚Als er sah, hatte er Mitleid...’. Jesus kann die Menschen nicht sehen und nicht Mitleid empfinden. Seine Augen sind mit seinem Herzen. Jesus sieht mit den Augen, doch er sieht mit seinem Herzen und kann weinen.

Heute, angesichts einer Welt, die so sehr leidet, angesichts vieler Menschen, die unter den Folgen dieser Pandemie leiden, frage ich mich: bin ich in der Lage zu weinen, wie Jesus es sicherlich getan hätte und wie Jesus es jetzt tut? Ähnelt mein Herz dem Herzen Jesu? Und wenn es zu schwer ist, (auch wenn) ich sprechen, Gutes tun, helfen kann, aber mein Herz nicht ins Spiel kommt, kann ich nicht weinen: um diese Gnade des Herrn bitten: Herr, dass ich mit dir weine, dass ich mit deinem Volk weine, das gerade leidet. Viele weinen heute. Und wir bitten von diesem Altar aus, von diesem Opfer Jesu aus, von Jesus, der sich nicht schämte zu weinen, um die Gnade der Tränen. Möge der heutige Tag für uns alle der Sonntag des Weinens sein“.

Der Papst beschloss die Messe mit der Anbetung und dem eucharistischen Segen und lud die Menschen mit dem Ge et des heiligem Alfons Maria de Liguori zur geistlichen Kommunion ein.

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