Theologie in der Krise

30. März 2020 in Kommentar


Es zeigt sich immer mehr, dass Sakramente und Sakramentalien, die fester Bestandteil kirchlicher Praxis sind, in der Krise eine Renaissance erleben - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Oft genug bedarf es erst einer Krise, um die Wirklichkeit über einen Sachverhalt auch für die offen zu legen, die gerne mal darüber hinweg sehen. Die Theologie an den allermeisten Universitäten und Hochschulen in Deutschland ist stark geprägt von einem modernistisch- dekonstruktivistischen Unglauben. Es geht weniger darum, die Lehre von der Offenbarung im Licht von Tradition und Evangelium zu erforschen. An vielen Stellen geht es einfach darum, wie man den Glauben so verbiegt, dass er „anschlussfähig an die moderne Gesellschaft“ wird.

Diese Anschlussfähigkeit bedeutet nichts anderes, als eine Rechtfertigung dafür zu finden, dass man sein Weihrauchkörnchen vor der Statue des Zeitgeistkaisers opfern kann und damit die antiken Märtyrer faktisch zu Trotteln abstempelt, die Mangels Dialogfähigkeit und geistiger Flexibilität in die Arena mussten. Der Kanon geht von der Leugnung wesentlicher Dogmen bis hin zu ganz neuen Erfindungen, wie feministischer Theologie oder dem Einzug der Genderideologie an theologische Lehrstühle.

In der Regel geht die Lehrtätigkeit der Theologen an dem gewöhnlichen Gläubigen spurlos vorbei. Die wenigen jungen Männer, die Priesteramtskandidaten werden, müssen sich dem aussetzen. Die stetig sinkenden Berufungszahlen sprechen für sich. Wer heute Priester werden möchte, sollte sich gut überlegen, welchen Weg er gehen will. Als gläubiger jungen Mann an einer theologischen Fakultät ist man entweder ein wahrer Herkules des Glaubens oder man fliegt schweigend unter Radar. Tertium non datur.

In der Krise fällt auch halbwegs öffentlich bemerkbar die Maske runter. Da reden Liturgiewissenschaftler von „Geistermessen“, wenn Priester für das Volk die Heilige Messe feiern. Nicht, dass die Privatzelebration vor laufender Kamera, die ins Netz gestreamt wird, ein angemessener Ersatz für die sonntägliche Messe wäre. Sie ist ein Notbehelf in Zeiten, in denen Bischöfe den Gläubigen die Mitfeier der Hl. Messe untersagen.

Noch absurder wird es, wenn eine Dogmatikerin aus Erfurt wegen Sakramentsprozessionen und Marienweihen vor Schreck erkennbar beinahe in Ohnmacht fällt und scheinbar mit letzter Kraft noch einen Blogartikel schafft. Blass vor Entsetzen sieht Julia Knop die Theologie „in der Verantwortung, kirchliches Leben kritisch zu begleiten und ggf. auf problematische Entwicklungen hinzuweisen.“ Als solche problematischen Entwicklungen betrachtet Knop sogenannten „magische Restbestände und regressive Muster“, denen sie einen fatalen Trost unterstellt. Selbige Muster, so die Dogmatikprofessorin, deren Lehren auch Priesteramtskandidaten ausgesetzt sind, seien theologisch zu dekonstruieren.

Ihr deistisches Lamento gipfelt in der sinnfreien Polemik: „Weder Weihwasser noch Hostie wirken viruzid.“ Die von ihr angeprangerte Liste der Sünden wider den Modernismus ist lang: Blasiussegen, Einzelkommunionen außerhalb der privatim zelebrierter Messe, Sakramentsprozessionen durch leere Straßen, die Weihe ganzer Bistümer an das Herz der Gottesmutter, Generalabsolutionen und Ablässe. Ob dessen stellt die Theologin eine Verstörung zahlreicher Katholiken(m/w/d) fest. Als Katholik ist man in der Tat verstört. Man ist verstört darüber, wie lange schon und wie lange womöglich noch, Theologen an den Hochschulen ihr destruktives Werk wider den Glauben fortsetzen dürfen. Möge es bald vorbei sein. Solcherlei Zombietheologie braucht nämlich niemand.

Es zeigt sich immer mehr, dass Sakramente und Sakramentalien, die fester Bestandteil kirchlicher Praxis sind, in der Krise eine Renaissance erleben. Das ist recht so und das ist gut so. In den liturgischen und geistlichen Traditionen der Kirche, in Anbetung, in Segnungen und Weihen liegt viel Trost und Heil für die Menschen, die das jetzt in dieser Zeit gebrauchen. Wir haben nicht zu viele Prozessionen, Marienweihen und Anbetungen, wir haben zu wenige davon. Jede Stadt, jede Pfarrei, jede Gemeinschaft möge überlegen, was sie den Menschen an geistlichem Trost zu geben vermögen.




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