Umfrage: Krise stärkt religiöse Bedürfnisse der Italiener

1. April 2020 in Weltkirche


Für 80 Prozent ist Krise auch "eine günstige Zeit, wieder menschlicher und solidarischer zu werden"


Rom (kath.net/KAP) Die Coronakrise hat die religiösen Bedürfnisse und Praktiken der Italiener leicht verstärkt. Einer Umfrage des Marktforschungsunternehmen Ipsos zufolge gaben 16 Prozent der Italiener an, in dieser Zeit mehr zu beten als sonst, wie die Zeitung "Il Messaggero" (Montag) berichtete. Immerhin ein Viertel verspürt demnach ein gestiegenes spirituelles Bedürfnis. Gut die Hälfte der Menschen betet dem Bericht zufolge so viel wie vorher; fünf Prozent tun es weniger.

Anders als in extremen religiösen Kreisen deuten gut 70 Prozent der Italiener das Coronavirus nicht als Strafe Gottes. Für 80 Prozent der Befragten ist die Krise vielmehr "eine günstige Zeit, wieder menschlicher und solidarischer zu werden". Knapp die Hälfte der Befragten erkennt laut den Angaben in der dramatischen Situation durchaus eine himmlische Botschaft: Gott wolle die Menschen an jene Dinge erinnern, die im Leben wirklich zählten.

Dass die Bischöfe Gottesdienste mit Anwesenheit von Gläubigen aufgehoben haben, finden gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) richtig; die Reduzierung von Beisetzungsfeiern auf ein bloßes Segnen des Sarges halten 61 Prozent für richtig; 29 Prozent sind dagegen. 63 Prozent der Italiener begrüßen die Verwendung technischer Hilfsmittel, um Andachten, Gottesdienste, Besinnungsangebote online zu übertragen. Die Zahl jener, die diese Angebote nutzen, ist der Erhebung zufolge jedoch nicht gestiegen.

Gespalten ist dagegen die Haltung zu einer weiterreichenden Öffnung der Kirchen in Zeiten der Corona-Bedrohung. Jeweils 45 Prozent der Befragten halten dies für richtig oder für falsch; zehn Prozent haben dazu keine Meinung. Für die Kritiker ist die Ansteckungsgefahr zu groß.

Für die Erhebung befragte das Marktforschungsunternehmen Ipsos rund 1.000 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren. Anderen Umfragen zufolge sagen rund 70 Prozent der Italiener von sich, dass sie religiös und katholisch seien. 27 Prozent bezeichnen sich als nicht gläubig. Bei diesen hat demnach die Coronaviruskrise in religiöser Hinsicht nichts verändert.

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