Und dennoch ist es Ostern

13. April 2020 in Kommentar


Man hat gesehen, dass die Klagen vor weltlichen Gerichten gegen Gottesdienstverbote nicht zuletzt daran gescheitert sind, dass die Hirten der Kirche dem Staat vorauseilend gehorchten. Darüber wird noch zu reden sein Montagskick v. Peter Winnemöller<


Linz (kath.net)
Ostern ausgesperrt zu sein ist schon eine harte Nummer. Da legt sich ein Schleier über die Osterfreude, den auch das schöne Wetter kaum zu lichten vermag. Livestreams sind kein Ersatz für die leibliche Präsenz. Das Gebet in der Kammer ersetzt nicht die Liturgie. Und dennoch ist Ostern. Die kosmologische Dimension von Ostern kann einem erst so richtig bewusst werden, wenn man sich klar macht, dass Ostern auch dann wäre, wenn kein einziger Mensch auf der Welt daran denken würde. Ostern ist ein Geschehen, das weit über unsere Zeit und über die Möglichkeiten unseres Geistes hinaus geht.

Vielleicht erklärt das die albernen Piktogramme, die das Bistum Münster auf Facebook präsentierte. Sie wurden mit Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen, weil man angeblich Gefühle verletzt hat und die Kritik daran zu polemisch war. Schade eigentlich.

Diese Weicheinummern, nachdem man sich erst aus dem Fenster gelehnt hat, helfen uns auch nicht weiter. Warum steht man nicht dazu, von Ostern überfordert zu sein und es sportlich (Workout) nehmen zu wollen. Die Pressestelle Münster hätte statt um Entschuldigung für die albernen Piktiogramme zu bitten, einfach zugeben sollen, sorry Leute, wir sind von dem Geschehen an den Kar- und Ostertagen total überfordert.

Das hätte mal eine Sympathiewelle gegeben. Denn wer ist nicht davon überfordert? Der Schöpfer wird seinen Geschöpfen nicht nur gleich, sondern nimmt alle Last der Schöpfung auf sich trägt unser Kreuz, stirbt einen grausamen Tod und überwindet damit den Tod und die Welt ist erlöst. Über diesen locker aus der Tastatur geflossenen Satz sind ganze Bibliotheken geschrieben worden, ohne es je in voller Tiefe verstanden zu haben.

Darum ist eine Überforderung durch Ostern eigentlich nicht das Problem. Das Problem ist, es nicht einsehen zu wollen.

In dieser Krisenzeit ist es noch krasser, erschöpft sich unser Ostern doch neben Livestream und privatem Gebet in diesem Jahr in bunten Bildern auf Facebook, in Grüßen über Messengerdienste oder Halleluja- Tweets. Diese zuweilen gedämpfte Osterfreude mit gekappten Traditionen bringt ein mattes Licht in die trostlosen Tage der Krise, die, wenn der Shutdown endet, ihre wahre Dimension erst zeigen wird.

In der Kirche wird sich zeigen, ob die letzten treuen zehn Prozent zurückkommen. Die Kirche hat ihre Systemrelevanz aufgegeben. Die Glaubenspraxis wurde privatisiert. „Ich war im Kölner Dom, ich im Vatikan, ich in Südafrika.“ So mancher ehemalige Dorfpfarrer wird zum Videostar. Bislang hörte ihm keiner zu, jetzt ist er im Fernsehen. Zugriffszahlen auf Youtube ersetzen den Zählsonntag.

Auch dieser Aspekt der Krise wird später einzufangen sein. Wer Kathedralliturgie mit Bischof, Starorganist und Chor von Weltrang haben kann, wird kaum je wieder in die Dorfkirche wollen. Keiner kann wissen, ob es wir in der Osterzeit dieses Jahres überhaupt noch einmal eine Messe werden feiern können.

Man hat gesehen, dass die Klagen vor weltlichen Gerichten gegen Gottesdienstverbote nicht zuletzt daran gescheitert sind, dass die Hirten der Kirche dem Staat vorauseilend gehorchten. Darüber wird noch zu reden sein!

Ostern ist schon in normalen Zeiten eine Überforderung. In Zeiten der Krise bringt es einen bis an den Rand und darüber hinaus. Ostern wird es auch, wenn es keiner wahrhaben will. Ostern wird es ohne Traditionen und Ostern wird es, wenn an uns schon lange keiner mehr denkt. Ostern wird es auch in Zeiten von Corona. Der Herr bleibt nicht im Grab, unsere Erlösung ist getan, auch wenn wir die Mühsal der Zeit noch zu tragen haben.

Christus resurrexit, alleluia ! --- Resurrexit vere, alleluia!
Allen Lesern des Montagskick wünsche ich eine gesegnete Osterzeit!


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