Bischof Wilmer: Manche Gläubige „nur auf die Eucharistie fixiert!“

14. April 2020 in Deutschland


Bischof von Hildesheim in Corona-Krise: „Also, in der Reaktion mancher Gläubigen ist die Eucharistie schon überbewertet“ – „Ich finde es nicht gut, wenn jeder Pfarrer, jeder Priester aus irgendeiner kleinen Kapelle oder aus dem Wohnzimmer streamt“


Hildesheim (kath.net) „Also, in der Reaktion mancher Gläubigen ist die Eucharistie schon überbewertet. So als gäbe es nichts Anderes. Wir haben immer wieder in der Geschichte des Christentums Zeiten gehabt, in denen Menschen nicht die Möglichkeit hatten, an einer heiligen Messe teilzunehmen oder die Kommunion zu empfangen. Das hat es immer gegeben. Deshalb ist aber nicht der Glaube zusammengebrochen.“ Das vertrat der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Aktuell tue man jetzt so, als bräche alles zusammen, doch sei dies eine Engführung. Er äußerte sich zu den Reaktionen darauf, dass angesichts der aktuellen Corona-Pandemie die Gottesdienste im normalen Umfang unmöglich geworden sind und viele Gläubige auf Übertragungen von Messen in TV und Internet ausgewichen sind.

Ihm sei das „viele Streamen“ „nicht ganz geheuer“, erläuterte Wilmer weiter. Im Bistum Hildesheim habe man auf den „offiziellen Streaming-Gottesdienst, aber auch nur Audio, aus dem Hildesheimer Dom“ hingewiesen. Er fände „es persönlich nicht gut, wenn jeder Pfarrer, jeder Priester aus irgendeiner kleinen Kapelle oder aus dem Wohnzimmer streamt“. Er fände dies „deshalb nicht gut, weil wir damit zeigen, wie verarmt wir sind“, vielleicht manifestiere sich „jetzt auch einiges“.

Dann stellte er pointiert fest: „Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind! Natürlich ist sie wichtig, aber das Zweite Vatikanische Konzil sagt, der Herr ist nicht nur gegenwärtig in der Eucharistie, sondern auch in den Heiligen Schriften, im Lesen der Bibel, und wir sollten das Wort Jesu ernst nehmen, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wir können uns zusammensetzen auch über das Internet, auch über die modernen Medien, um dies zu tun.“

Außerdem vermute er, „dass die leeren Kirchen, die wir jetzt haben, vielleicht doch einen Vorgeschmack geben auf eine Zukunft, die vielleicht gar nicht mehr so fern ist“. Man erhalte jetzt „Bilder“, „die uns etwas spiegeln, mit dem wir uns definitiv schneller auseinandersetzen müssen, als wir jetzt vielleicht wahrhaben wollen“.

Foto Bischof Wilmer (c) Bistum Hildesheim

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