Das Gebet des Mose

17. Juni 2020 in Aktuelles


Franziskus: Moses drängt uns, mit der gleichen Inbrunst wie Jesus zu beten, für die Welt Fürbitte zu leisten und uns daran zu erinnern, dass sie trotz all ihrer Schwächen immer Gott gehört. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Mose aber besänftigte den Herrn, seinen Gott, indem er sagte: Wozu, Herr, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Macht und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast. Wozu sollen die Ägypter sagen können: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie vom Erdboden verschwinden zu lassen? Lass ab von deinem glühenden Zorn und lass dich das Unheil reuen, das du deinem Volk antun wolltest! Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du selbst geschworen und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und: Dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben und sie sollen es für immer besitzen. Da ließ sich der HERR das Unheil reuen, das er seinem Volk angedroht hatte“ (Ex 32,11-14).

 

Generalaudienz in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast. Papst Franziskus setzte seine Reihe von Katechesen über das Gebet fort. Der Papst blickte im Rahmen dieser Katechesen auf die Gestalt des Mose. Es werde deutlich, dass Gott keineswegs die „unkomplizierten“ Beter bevorzuge. Mose sei trotz der ihm eigenen Demut (Nm 12,3) ein bisweilen recht „hartnäckiger“ Dialogpartner gewesen.

 

Gott lasse sich auf sein Fragen und Nachfragen ein, auch wenn er bisweilen erzürnt sei über das mangelnde Vertrauen von Mose. Schon bei seiner Berufung am brennenden Dornbusch bringe dieser allerlei Ausflüchte vor, er verhandle geradezu mit Gott. Mose sei so vertraut mit Gott, dass er von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen könne (vgl. Ex 33,11).

 

Ebenso nahe sei er den Menschen. Er empfinde Mitleid angesichts ihrer Sünden und trete immer wieder vermittelnd beim Herrn für das Volk ein. Sein Gebet „wird zum ergreifenden Bild des fürbittenden Gebetes, das sich in Jesus Christus, dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen, vollenden wird“ (vgl. KKK 2574).

 

Selbst in den schwierigsten Momenten, z.B. als das Volk sich von Gott und dem von ihm bestimmten Führer lossage und sich selbstgemachten Götzen zuwende, gehe Mose nicht auf Distanz zu seinem Volk. Das sei das Gebet des wahren Gläubigen, der trotz der Sünden seiner Mitmenschen – ja gerade deswegen – betend für sie eintrete (vgl. KKK 2577): „Davon lebt die Welt: vom frommen und bisweilen kühnen Gebet, das die Heiligen überall und zu aller Zeit für die Menschheit an Gott richten“. Moses dränge uns, mit der gleichen Inbrunst wie Jesus zu beten, für die Welt Fürbitte zu leisten und uns daran zu erinnern, dass sie trotz all ihrer Schwächen immer Gott gehöre. Die Welt lebe und gedeihe dank des Segens der Rechtschaffenen.

 

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

 

Herzlich grüße ich die Gläubigen deutscher Sprache. Mose betet nicht für sich, er betet für andere, er wird zum großen Fürsprecher des Volkes Gottes. Machen auch wir uns bewusst, dass wir nie nur als einzelne, sondern immer in der Gemeinschaft der Kirche vor Gott stehen, mehr noch, dass wir alle Söhne und Töchter der einen Menschheitsfamilie sind. Das soll auch an unserem Gebet füreinander sichtbar werden. Gott segne euch!


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