Ex-Redakteurin der New York Times: ‚So wird Selbstzensur zur Norm’

19. Juli 2020 in Chronik


Bari Weiss arbeitete im Meinungsressort der Zeitung. Sie wirft dem Herausgeber in ihrem Kündigungsschreiben vor, ein Klima der Einschüchterung und Selbstzensur zu dulden.


New York City (kath.net/lifesitenews/jg)

In ihrem Kündigungsschreiben hat Bari Weiss, eine ehemalige Redakteurin der New York Times, der Zeitung ein Klima der Einschüchterung und Selbstzensur vorgeworfen.

 

Weiss arbeitete im Meinungsressort der Zeitung und veröffentlichte eigene Kommentare und suchte Gastautoren zu gewinnen. „Warum etwas Herausforderndes für unsere Leser bringen oder etwas Kühnes schreiben, wenn man es durch einen geistlosen Prozess ideologisch koscher macht, wenn wir unseren Arbeitsplatz (und Klicks) sichern können indem wir den viertausendsten Kommentar veröffentlichen, der behauptet, dass Donald Trump eine einzigartige Gefahr für das Land und die Welt ist?“, fragte sie rhetorisch in ihrem Brief an Herausgeber Arthur G. Sulzberger. „So wird Selbstzensur zur Norm“, kritisiert sie.

 

Wer ideologisch auf Linie der „neuen Orthodoxie“ sei, bleibe unbehelligt. Alle anderen würden in der Angst vor dem „digitalen Thunderdome“ leben. Online-Kampagnen würden so lange entschuldigt, so lange sie das richtige Ziel treffen würden, kritisiert sie.

 

Nach Ansicht von Weiss hätten sich die Standards der New York Times in den letzten beiden Jahren geändert. Gastkommentare die noch vor zwei Jahren von der Zeitung veröffentlicht worden wären, würden einen Redakteur heute in große Probleme bringen oder ihn seine Stelle Kosten. Artikel, von denen sich die Redaktion eine heftige Gegenreaktion erwarte, würden nicht mehr veröffentlicht. Alles was nicht explizit progressive Anliegen unterstütze, werde Zeile für Zeile untersucht und gegebenenfalls entschärft, schreibt sie.

 

Die Zeitung habe sich zu einem Organ jener entwickelt, die in einer „entfernten Galaxie“ leben, deren Probleme fast nichts mit dem Leben der meisten Menschen zu tun hätten. In dieser „Galaxie“ würde das sowjetische Raumfahrtprogramm wegen seiner „Diversität“ gelobt und behauptet, die USA hätten neben Nazi-Deutschland das schlimmste Kastensystem der Geschichte.

 

Sie sei 2017 zur New York Times gekommen und habe die Aufgabe gehabt, Stimmen zu bringen, welche von der Zeitung sonst nicht zu hören seien, einschließlich jene der politischen Mitte und der Konservativen. Die Idee dahinter sei gewesen, anders Denkende zu verstehen und die zentrale Bedeutung des freien Austausches von Ideen für eine Demokratie zu fördern. Leider habe sich ein „neuer Konsens“ herausgebildet, der Wahrheit nicht als Ergebnis einer gemeinsamen Suche sehe sondern als Orthodoxie die nur wenigen bekannt sei und von diesen zu verbreiten sei.

 

Sie sei selbst wegen ihrer Ansichten als „Nazi“ und „Rassistin“ beschimpft worden. Auch Kollegen, die zu ihr standen, seien von anderen bedrängt worden.

 


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