Meine Seele wird still

12. August 2020 in Jugend


Für mich ist der Rosenkranz tatsächlich die rettende Hilfe bei Übermüdung und Dauerstress - Die Jugendkolumne von kath.net - Von Lucia Kirchgasser


Salzburg (kath.net) Gerade jetzt in der Urlaubszeit bin ich auf der Suche nach den Dingen, die mich entspannen. Urlaubszeit bedeutet für mich nämlich, dass andere Urlaub haben und ich in der Arbeit die Stellung halte. Lesen, klassische Musik, ein Spaziergang in der Abendsonne, Wandern, Spiele, Besuche, das alles habe ich schon für mich entdeckt.

 

Aber manchmal gibt es Abende, da bin ich zu müde für all das. So richtig „Kopfmüde“. Am besten wäre schlafen, aber für schlafen ist es irgendwie noch zu früh und ich habe das Gefühl, ich „brauche“ noch etwas. An solchen Abenden würde ich am liebsten einfach einen Film anschauen. Mich mit einer guten Handlung und schönen Bildern „zudröhnen“ und „wegträumen“ und mich für den anstrengenden Tag belohnen.

 

Das Blöde ist nur, dass ich mich danach gar nicht besser fühle. Im Gegenteil, ich bin noch müder und am nächsten Tag wache ich gerädert auf.  Also, was dann? Was tut mir abends, vor dem Schlafen gehen, wirklich gut?

 

Haltet euch fest. Die spektakuläre Antwort auf diese Frage lautet für mich aktuell „Rosenkranz beten“. Ohne Witz. Einige von euch werden das jetzt lesen, die Augen verdrehen und sich fragen, was ich für ein „frommer Freak“ bin, aber dann ist es eben so. Für mich ist dieses Gebet tatsächlich die rettende Hilfe bei Übermüdung und Dauerstress.

 

Und ich kenne so viele Menschen, in deren Leben dieses so schlichte und eintönig wirkende Gebet große Wunder und Gnaden bewirkt hat. Aber um ehrlich zu sein - es kostet mich ganz oft richtig Überwindung, anzufangen. Manchmal frage ich mich selbst, warum ich mir das nach so einem Tag abends noch antue. Es klingt wie Arbeit, nicht wie Vergnügen.

 

„Nein, heute nicht. Ich kann nicht mehr..“ Kennt ihr das?

 

So war es gestern auch, also habe ich mir gesagt „Egal. Heute schaust du einen Film!“. Ich grabe meinen uralten Laptop aus und lege die DVD ins Laufwerk. Ich habe es mir richtig gemütlich gemacht und will genießen.

 

Das Laufwerk rattert und schnauft. Ich versuche es wieder und wieder. Nichts. Zu meiner Ehre hat das Laufwerk aus jahrelanger Unterforderung den Dienst quittiert. Also ist es dann am Ende doch wieder der Rosenkranz geworden.

 

Und es tut so gut. Ich muss nicht viel denken. Ich komme zur Ruhe. Was mir sonst nie gelingt, passiert. Ich lasse los. Alle meine Sorgen, Sehnsüchte, Anliegen, alle Geschehnisse des Tages sind eingebettet in dieses Gebet. Ich fasse Mut und Hoffnung und weiß, Gott sorgt. Gott ist für mich. Gott ist da. Ich fühle mich geliebt, getragen und verbunden.

 

Meine Seele wird still. „..vielmehr habe ich besänftigt, habe zur Ruhe gebracht meine Seele. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie das gestillte Kind, so ist meine Seele in mir. (Psalm 131,2)


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