Budweiser Dom erhält Reliquie von Kaiser Karl

25. August 2020 in Chronik


Bischof Krocil: Für 2004 seliggesprochen letzten Kaiser von Österreich war katholische Soziallehre "Eckstein seiner Reformen"


Prag (kath.net/KAP) Eine Reliquie von Kaiser Karl I. kann ab sofort im Dom der südböhmischen Metropole Ceske Budejovice verehrt werden. Die feierliche Übernahme durch den Budweiser Bischof Vlastimil Krocil erfolgte am Geburtstag des Seligen (17. August), wie tschechische Medien berichten. Mitglieder militärhistorischer Vereine repräsentierten mit ihren Fahnen drei einstige böhmische Regimenter sowie das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 2 aus Linz. Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde in tschechischer Sprache die Kaiserhymne gesungen.

In seiner Predigt im Festgottesdienst erklärte Bischof Krocil, für Karl sei die katholische Soziallehre der "Eckstein seiner Reformen" gewesen, von denen "bis heute die moderne Sozialpolitik der Mehrheit der derzeitigen mitteleuropäischen Staaten" ausgehe. Karls "grundlegende moralische Haltung" habe nach Ende des Ersten Weltkriegs in den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns einen friedlichen Übergang zur neuen Staatsordnung ohne den Ausbruch von Bürgerkriegen ermöglicht, so der Bischof.

Mit dem Kaiser habe man einen "einen christlichen Herrscher vor Augen", der gut Tschechisch gesprochen und nach erhaltenen Zeugnissen noch kurz vor seinem Tod für das tschechische Volk gebetet, sagte Krocil. Karl I. (1887-1922) war von 1916 bis 1918 der letzte Kaiser von Österreich und wurde im Jahre 2004 durch Papst Johannes Paul II. (1978-2005) seliggesprochen. Bei der Seligsprechungsfeier habe der Papst Karl als Vorbild besonders für jene bezeichnet, die in der Gegenwart in Europa politische Verantwortung tragen, erinnerte der Bischof von Budweis.

Sowohl das neue Reliquiar im Dom als auch das dazu gehörige Gemälde des Seligen nehmen auf dessen besondere Nähe zu Böhmen Bezug. Die silberne Monstranz mit der Reliquie ruht auf einem Basaltstein vom Berg Rip, von dem aus der Urvater Cech Böhmen den Tschechen anvertraut haben soll; auch der Grundstein des Nationaltheaters wurde dort entnommen. Das Gemälde des Habsburgers, das vom Budweiser Domdekan Zdenek Mares geschaffen wurde, zeigt den Seligen im Ornat des Ordens vom goldenen Vlies. In der linken Hand hält er die Kopfbedeckung des Ordens, das Chaperon, sowie Blätter des Nationalbaums der Tschechen, Slowake und Slowenen, der Linde; mit der rechten Hand verweist er auf die vor ihm auf einem Kissen ruhende Wenzelskrone.

So wie sein Amtsvorgänger, Kaiser Franz Joseph, hat sich Karl nicht zum König von Böhmen krönen lassen, was seiner intensiven Verehrung in der Tschechischen Republik bis heute entgegensteht. Die offizielle Beschreibung des Gemäldes hält dem entgegen, die Krönung sei in Böhmen schon seit der Pragmatischen Sanktion des Jahres 1713, mit der die Untrennbarkeit aller habsburgischen Erbkönigreiche und Ländern und damit auch für das damalige Wahlkönigreich Böhmen die erbliche Thronfolge  festgelegt wurde, nur mehr ein Formalakt gewesen sei; auch die Mehrheit der derzeitigen europäischen Herrscherhäuser hätten auf eine Krönung verzichtet.
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