„Standpunkt der US-Bischöfe zur Kommunion/Pro-Abtreibungs-Politiker kam von Ex-Kardinal McCarrick“

26. August 2020 in Prolife


Phil Lawler schreibt auf „Catholic Culture“: McCarrick-Komitee fragte 2004 den Vatikan um Rat und erhielt Antwort von Kardinal Ratzinger/Glaubenskongregation, doch dann verdrehte McCarrick die Fakten.


Vatikan (kath.net/pl) „Der Hauptarchitekt der aktuellen Politik der US-Bischöfe ist: Theodore McCarrick.“ Das schreibt der bekannte katholische US-Journalist und Gründer der „Catholic World News“, Phil Lawler in einem Kommentar in „Catholic Culture“.

 

„Die in den USA seit Jahren schwelende Debatte darüber, ob Abtreibungspolitiker von der Kommunion ausgeschlossen werden sollten“, sei 2004 zum Erliegen gekommen, „als die Demokratische Partei Senator John Kerry nominierte, einen Katholiken mit einer unhinterfragter Unterstützung für das Abtreibungsrecht“. „Inmitten einer Spaltung prominenter Leitungspersönlichkeiten“ habe die US-Bischofskonferenz (USCCB) ein Komitee gebildet, das sich mit der Frage befasste, Vorsitzender wurde der damalige Kardinal McCarrick.

 

Lawler führte weiter aus: „Das McCarrick-Komitee bat den Vatikan um Rat und erhielt eine Antwort vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger in seiner Eigenschaft als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. McCarrick hat den Inhalt von Kardinal Ratzingers Brief nie freiwillig veröffentlicht. Als sich die US-Bischöfe zu ihrem jährlichen Treffen in Denver versammelten, berichtete McCarrick, dass sein Ausschuss, obwohl er noch nicht mit einem Abschlussbericht fertig war – und erst lange nach den Wahlen im November fertig sein würde – es für ‚pastoral weise und umsichtig‘ hielt, niemandem die Kommunion zu verweigern, weil dies ansonsten „die Eucharistie erkennbar zu einer Quelle politischen Kampfes machen“ könnte.

 

„Bei dieser Feststellung behauptete McCarrick, er habe die Unterstützung von Kardinal Ratzinger. Zwar räumte er ein, dass Ratzinger ‚anerkennt, dass es Umstände gibt, unter denen die heilige Kommunion verweigert werden kann‘. Aber McCarrick behauptete“, dass der Präfekt der Glaubenskongregation es ‚uns als Lehrer, Hirten und Leiter es klar überlässt, ob wir diesen Weg verfolgen sollen‘. Das war falsch“, kommentierte Lawler.

 

Nachdem die Bischöfe, die sich versammelt hatten, McCarricks Bericht gehört hatten, erwogen sie eine Erklärung zum Wahljahr zum Thema Katholiken im politischen Leben. Trotz der Empfehlung des McCarrick-Komitees empfahl die Bischofskonferenz nicht, Abtreibungsbefürwortern die Kommunion nicht zu verweigern, so Lawler weiter. Stattdessen entschieden die Bischöfe, dass „solche Entscheidungen in Übereinstimmung mit den festgelegten kanonischen und pastoralen Grundsätzen beim einzelnen Bischof liegen. Bischöfe können zu Recht unterschiedliche Urteile über die umsichtigste Vorgehensweise bei pastoralen Maßnahmen fällen.“ [Anm. des Übersetzers: es gab also keine Gesamt-Empfehlung der USCCB, auch Pro-Choice-Politikern generell die Kommunion zu reichen.]

 

„Obwohl die Konferenz insgesamt den Vorschlag des McCarrick-Komitees nicht gebilligt hatte, wurde der Bericht dieses Komitees auf der Website der US-Bischofskonferenz veröffentlicht. Der Brief von Kardinal Ratzinger wurde hingegen nicht veröffentlicht. McCarrick sagte, Ratzinger habe darum gebeten, seinen Brief vertraulich zu behandeln. Auch das war anscheinend falsch“, erläutert Phil Lawler.

 

„Zwei Wochen nach dem Treffen der US-Bischöfe veröffentlichte ein erfahrener vatikanischer Journalist, Sandro Magister von L’Espresso, den vollständigen Text von Kardinal Ratzingers Brief. Der Inhalt dieses Briefes, bemerkte der London Daily Telegraph, ‚war Kardinal McCarrick sehr peinlich.‘ Der zukünftige Papst hatte nicht gesagt, was McCarrick behauptete. Und als Ergebnis von McCarricks irreführendem Bericht an seine Kollegen berichtete die liberale britisch-katholische Wochenzeitung The Tablet: ‚Amerikas Bischöfe haben beschlossen, die vatikanischen Richtlinien bezüglich der Verteilung der Gemeinschaft an Abtreibungspolitiker nicht zu befolgen.‘“

 

Den in Wirklichkeit „hatte Kardinal Ratzinger geschrieben, dass wenn ein Katholik ein prominenter Befürworter der legalen Abtreibung ist und trotz privater Ermahnungen seines Bischofs an dieser Unterstützung festhält, ‚der Spender der Heiligen Kommunion sich weigern muss, sie ihm zu spenden“, wenn er um die Kommunion bittet“.

 

Lawler fragt: „Wenn die US-Bischöfe von Kardinal Ratzinger mit diesem Argument konfrontiert worden wären – ein Argument, das den Standpunkt des damaligen Erzbischofs Raymond Burke von St. Louis und des Bischofs Fabian Bruskewitz von Lincoln nachdrücklich unterstützt – hätten sie dann eine kraftvollere Linie angenommen? Wir werden es dank der typisch manipulativen Rolle von Theodore McCarrick nie erfahren.“

 

Dann präsentiert Lawler einige weitere Auszüge aus dem Ratzinger-Brief aus dem Jahr 2004:

 

-    „Die Praxis, sich nur als Folge der Anwesenheit bei der Messe wahllos anzustellen, um die heilige Kommunion zu empfangen, ist ein Missbrauch, der korrigiert werden muss.“

 

-    „Nicht alle moralischen Fragen haben das gleiche moralische Gewicht wie Abtreibung und Sterbehilfe. Wenn zum Beispiel ein Katholik mit dem Heiligen Vater über die Anwendung der Todesstrafe oder über die Entscheidung, Krieg zu führen, uneins wäre, würde er aus diesem Grund nicht als unwürdig angesehen, um die heilige Kommunion zu bitten. Während die Kirche die Zivilbehörden ermahnt, Frieden und nicht Krieg zu suchen und bei der Verhängung von Strafen gegen Kriminelle Diskretion und Barmherzigkeit zu üben, kann es dennoch zulässig sein, Waffen zu ergreifen, um einen Angreifer abzuwehren oder auf die Todesstrafe zurückzugreifen. Selbst unter Katholiken kann es eine legitime Meinungsverschiedenheit darüber geben, Krieg zu führen und die Todesstrafe anzuwenden, jedoch nicht in Bezug auf Abtreibung und Sterbehilfe.“

 

Hintergrund: McCarrick war ein in der Weltkirche einflussreicher und geschätzter Kardinal gewesen, noch in der Zeit von Papst Franziskus konnte er beispielsweise als Sondergesandter in China agieren. 2019 wurde er wegen sexuellem Missbrauch und Verstößen gegen die Keuschheit im Zusammenhang mit dem Spenden des Bußsakraments aus dem Klerikerstand entlassen und laisiert. Bereits unter Papst Benedikt XVI. wurden ihm Sanktionen auferlegt, an die er sich aber nicht wirklich gehalten hatte. Der Ex-Kardinal hat bisher kein Schuldgeständnis abgelegt, sondern behauptet weiter seine Unschuld. Die Vorgänge um den Skandal haben die US-Kirche in eine tornado-ähnliche Krise gestürzt, die bis heute in keiner Weise beendet ist. Nicht zuletzt warten die US-Katholiken dringend auf die Veröffentlichung der Vertuschungsvorgänge rund um McCarrick. Erwartet wird, dass noch mehr Bischöfe und Priester im Strudel der Vorwürfe ihr Amt verlieren werden. US-Behörden ermitteln. Die entsprechende Erklärung des Vatikans ist noch immer nicht veröffentlicht, was auch die US-Bischofskonferenz bereits öffentlich kritisiert hat. Falls der Vatikan allerdings vorhat, diese Krise durch „Aussitzen“ durchzustehen, d.h., durch Schweigen und durch die Hoffnung, dass nach dem Tod des inzwischen 90 Jahre altenMcCarrick das Thema zur Ruhe käme, könnte es durchaus sein, dass die einflussreichen und sehr verärgerten katholischen Laien in den USA dies zu verhindern wissen.

Link zum Originalbeitrag in "Catholic Culture": McCarrick’s legacy in the Biden-Communion debate

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