Mehr protestantisch brauchen wir nicht

28. September 2020 in Kommentar


Es wird kolportiert, der Papst habe Bischof Bätzing bei dessen Antrittsbesuch im Vatikan ermahnt, man brauche keine weitere protestantische Gemeinschaft in Deutschland - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Es wird kolportiert, der Papst habe Bischof Bätzing bei dessen Antrittsbesuch im Vatikan ermahnt, man brauche keine weitere protestantische Gemeinschaft in Deutschland. Zwar ist der Ausspruch wohl von unabhängigen Zeugen belegt, doch selbst wenn es nicht so gewesen sein sollte, gibt es wieder, wie sich der Vatikan derzeit zur katholischen Kirche in Deutschland positioniert. Kurz gesagt, sollte es nicht wahr sein, so ist es gut erfunden und entbehrt nicht seines Sinnes.

 

Schon sehr lange Zeit fordern unterschiedliche Laiengruppierungen protestantisierende Maßnahmen der Kirche. Es ist müßig, sie wieder und wieder aufzuzählen. Auch einige Klerikergruppen fordern nicht erst seit gestern einige reformatorische Maßnahmen. Bislang leisteten Bischöfe dem mehr oder weniger klar Widerstand und erteilten einer protestantisierenden deutschkatholischen Kirche eine Absage. Ein Novum ist es, dass sich Bischöfe derartige Forderungen zu eigen machen und diese offensiv vertreten. Auch wenn in jüngster Zeit immer wieder betont wird, niemand habe die Absicht, sich von Rom zu trennen. Die Sorgen um eine Spaltung werden in einer ungeahnten Weise virulent.

 

Schließen sich Bischöfe diesen Forderungen an oder setzen sie eigenmächtig in ihren Diözesen um, dann haben wir nicht nur eine oder gar mehrere neue protestantische Denominationen. Dann haben wir im Protestantismus gültig geweihte Bischöfe und apostolische Sukzession. Zudem gibt ein solches Gedankenspiel einen Einblick in Begründung, warum die Reformwilligen nicht einfach evangelisch werden, wo ja alle ihre Forderungen schon jetzt erfüllt sind. Man folge der Spur des Geldes. Selbst die ärmeren katholischen Bistümer verfügen über ansehnliche Vermögen und über völkerrechtlich abgesicherte Staatsleistungen. Von diesen Fleischtöpfen möchte man nicht so gerne lassen.

 

Tendenzen der Protestantisierung sind gar nicht zu übersehen, wenn sich Bischöfe längst abgelehnte oder lehrmäßig anders entschiedene Forderungen zu eigen machen. Die quasi offene Einladung des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz an eine protestantische Journalistin zur Kommunion auf der Abschlusspressekonferenz der DBK-Vollversammlung war sprechend. Wenn nun eine gläubige Dame, die ihre Kirchensteuer an eine andere Glaubensgemeinschaft zahlt als an die örtliche katholische Kirche, dann stellen sich Fragen.

 

Bischof Bätzing betonte, man müsse glauben, was wie (i.e. die Kirche) glauben, um bei uns zur Kommunion zu gehen. Das bedeutet natürlich auch, dass man das sakramentale Amtsverständnis und natürlich auch die Zulassungsbedingungen, insofern sie (wie z.B. Ordinatio sacerdotalis) Bestandteile der Lehre sind, ebenfalls teilen muss. Das verschwieg der Bischof zwar, sei aber hier geschenkt. Den Glauben an die Realpräsenz sollte man idealerweise auf jeden Fall teilen. So weit, so gut. Dem Bischof soll hier zunächst nicht widersprochen werden, wiewohl diese Einladung mindestens problematisch ist.

 

An dieser Stelle sei zu einem Gedankenexperiment eingeladen. Gesetzt den Fall ein gläubiger Mensch, der alles glaubt, was die Kirche zu glauben authentisch vorlegt, wünscht die Kommunion zu empfangen. Das einzige Problem, das ihn bis dato hinderte, ist die Tatsache, dass er seinen im CIC vorgeschriebenen Beitrag zur Unterstützung der Kirche nicht in Form von Kirchensteuer bei der örtlichen Diözese resp. in Vertretung derer beim Finanzamt abliefert, sondern an eine andere Gemeinschaft, z.B. eine Gemeinschaft der Tradition oder ein internationales kirchliches Hilfswerk oder eine katholische Hochschule überweist. Bislang wird das von deutschen Bischöfen nicht akzeptiert. Wer so handelt, ist in Deutschland bislang de facto exkommuniziert.

 

Wenn also eine solche Einladung an eine protestantische Glaubensschwester ergeht, müsste sie nicht ebenso an alle Brüder und Schwestern ergehen, die keine Kirchensteuer an die katholischen Bistümer entrichten?


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