Frau und Mutter bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands unerwünscht?

2. Oktober 2020 in Kommentar


Die Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KfD) hat ihre Zeitung von "Frau % Mutter" auf "Junia" umgeändert - Bedeutet die Änderung, dass Frau- und vor allem Muttersein unmodern geworden sind? - Benedicta von Dorothea Schmidt


München (kath.net)

Im Zuge der Reformbestrebungen der katholischen Kirche in Deutschland hat die Zeitschrift „Frau & Mutter“ der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KfD) beschlossen, das Heft nach 103 Jahren ab Januar 2021 in „Junia“ umzutaufen. Junia war eine Jüngerin Jesu und verfolgte Christin der frühen Kirche, sie verbinde Altes mit Modernem, heißt es auf der KfD-Homepage. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt findet: „Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion um die Zulassung von Frauen zu Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche, kommt dieser Namensänderung natürlich noch mal eine besondere Bedeutung zu.“

 

Ach so. Welche denn? Bedeutet die Änderung, dass Frau- und vor allem Muttersein unmodern geworden sind? Ist Junia die neue Mutter; „Junia“ statt „Mama“ …, die unspezifische und unpersönliche Worthülse, der je nach Geschmack ein Charakter eingehaucht werden und die klassische Mutter, vielleicht sogar die Muttergottes ersetzen soll? Junia Maria statt Mutter Maria?

 

Was mit der Namensänderung mitschwingt, ist der Wunsch nach Gleichberechtigung. Nur: Schlägt diese Gleichberechtigung nicht längst über alle Stränge – ins andere Extrem aus?

 

Aus meiner Sicht ist die Kirche in Sachen Gleichberechtigung längst auf einem guten Weg: Viele Bischöfe setzen Frauen längst in Leitungs- und andere verantwortungsvolle Positionen, sie anerkennen und fördern die weiblichen Ressourcen und Besonderheiten, die eine Gesellschaft erst menschlich und warm machen. Wer meint, hier Türen einrennen zu müssen, stürmt längst durch weit geöffnete Tore!


Außerdem werden die Fragen nach Gleichheit-Gleichstellung-Gleichberechtigung oft miteinander verwechselt. Das führt dazu, dass manche vereinfacht glauben, wenn nicht alle das Gleiche tun, dann sei das ungerecht. Oft muss man aber Ungleiches ungleich behandeln, um gerecht zu handeln. Würde man arbeitsrechtlich Mütter in Schwangerschaft und Stillzeit gleichbehandeln wie ihre Männer, wäre das ungerecht. Denn sie leisten volkswirtschaftlich gesehen durch das Gebären und Aufziehen von Kindern einen wichtigen, ganz anderen Beitrag zu den Renten der Zukunft. Ebenso wenig macht es Sinn, Männer an den Herd zu schicken, damit Frauen schwere Lasten tragen können.

 

Wir haben alle eine gemeinsame Würde und unterschiedliche Aufgaben, Talente, Denkweisen, die sich ergänzen und zum Aufbau des Reiches Gottes beitragen können. Es geht nicht um Über- und Unterordnung, besser oder mehr, sondern um Ergänzung. Es geht darum, zu vertrauen, dass Gott gerecht, liebend und gut ist – auch wenn sich manches dem Verstand nicht direkt erschließt. Es ist wie im Gleichnis mit den Arbeitern, die alle denselben Lohn erhalten, obwohl die einen nur eine Stunde, die anderen den ganzen Tag arbeiten. Das erscheint menschlich gesehen auf den ersten Blick auch ungerecht. Oder warum schickte Gott seinen sündenfreien Sohn, um unsere Sünden auf sich zu nehmen und uns durch den Tod am Kreuz zu erlösen? Warum dürfen Männer nicht die unglaublich wunderbare, glücksbringende Erfahrung der Geburt machen und damit an der Schöpfung Gottes teilhaben wie Frauen? Alles ungerecht?

 

Gott wird immer der ganz Andere, Unbegreifliche bleiben, aber eben auch der unendlich Liebende, der für jeden von uns einen wunderbaren Plan hat, der nur das Beste für uns möchte. Und das kann durchaus anders aussehen als man selber es sich ausmalt. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege“, heißt es in Jes 55,8. Statt uns an Gott zu halten, krallen wir uns fest an Ämtern, sprechen uns das Frau- und Muttersein ab, als würde uns das mehr Würde geben und Kern der Gleichberechtigung sein.

 

Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass mehr Menschen in die Kirchen strömen werden oder die Welt gar besser wird, wenn Frauen am Altar stehen. Dagegen ist sehr wahrscheinlich, dass uns Wesentliches abhandenkommt, wenn echte Frauen und Mütter fehlen, die es auch von ganzem Herzen sind - egal ob leibliche oder geistige. Die Frau hält die Welt mit Liebe und Wärme zusammen. Wenn sie nun nicht mehr Frau sein will – was dann?

 

Wenn Frauen immer darauf schauen, was sie nicht haben, dann entfernen sie sich von ihrer eigentlichen Berufung. Erziehung und Mutterliebe wird zur dann nicht nur Ware, sondern vor allem zur Mangelware.

 

Muttersein – das ist Leben und Herz ausrichten auf ein Kind, ihm mit der aufrichtigen Liebe und großen Verantwortung, die nur einer Mutter eigen ist, einen einzigartigen Weg in ein gelingendes Leben hinein zu eröffnen. Muttersein, das ist staunen, mitlachen, mitleiden, loslassen. Muttersein dauert bis ans Lebensende, und wer weiß ob auch darüber hinaus. Zudem ist die Mutter die erste Katechetin der Kinder und legt den Grundstein des Glaubens, wie nur sie es kann, oder könnte.

 

Wenn der Begriff der Frau und Mutter nicht mehr erwünscht ist, geht damit stillschweigend eine Abwertung der Mutter und Frau einher. Man brüllt nach mehr Gleichberechtigung, schätzt die Mutter dadurch aber immer weniger. Frauen selbst lieben sich als Frau nicht mehr und führen die Gleichberechtigung ad absurdum; sie stellen sich selbst ein Bein. Als nächstes dürfen und wollen sie nicht mehr erziehen, sondern lassen ihre Kinder wieder in Institutionen aufwachsen, ohne Mutterliebe – Kitapflicht und Kinder“rechte“ winken schon.

 

Wenn Mütterlichkeit und Wärme ersetzt werden durch Wirtschaftlichkeit, Ehrgeiz und Männermütter oder substanzlose Frauen, wenn Empathie und liebevolles Kümmern als Schwäche gelten, Frauen taff sein sollen, während man Männer auf Empathiekurse schickt – dann verarmt unsere Gesellschaft und katapultiert sich ins Chaos, wo Gott doch alles in einer perfekten Ordnung geschaffen hat. Die „neue“ Welt wird vielleicht funktionieren. Aber nicht lange. Das Schöne, Empathische, Warme und Mütterliche werden wir jedenfalls schmerzlich vermissen. Und vielleicht endlich wieder (oder besser: leider erst dann wieder) schätzen lernen.


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