US-Außenminister kritisiert Vatikan für Annäherung an China

30. September 2020 in Weltkirche


Mike Pompeo thematisiert bei Vortrag in der US-Botschaft beim Heiligen Stuhl Angriffe Chinas auf Religionsfreiheit


Rom  (kath.net/KAP) US-Außenminister Mike Pompeo hat bei einem Besuch in Rom die diplomatische Annäherung zwischen dem Vatikan und China indirekt kritisiert. Nirgends sei die Religionsfreiheit stärkeren Angriffen ausgesetzt als in China, sagte Pompeo am Mittwoch bei einem Vortrag in der US-Botschaft beim Heiligen Stuhl. An der Veranstaltung nahmen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der päpstliche Außenbeauftragte Erzbischof Paul Gallagher teil.

Als vorbildlich führte Pompeo den aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. (1978-2005) an. Dieser habe "das Leiden seiner Herde bezeugt und die Tyrannei herausgefordert", so Pompeo. Die katholische Kirche solle "auch in unserer Zeit so mutig sein".

Am 22. Oktober läuft ein vorläufiges Abkommen zwischen dem Vatikan und China über die Ernennung von Bischöfen aus. Kritiker bezeichneten den 2018 geschlossenen Vertrag, dessen genauer Wortlaut unbekannt ist, als Ausverkauf der katholischen Kirche in China. Laut der halbamtlichen Vatikanzeitung "Osservatore Romano" beabsichtigt der Heilige Stuhl eine Verlängerung; China hielt sich die Option bislang offen.

Bereits am 19. September hatte sich Pompeo ungewöhnlich deutlich gegen das Abkommen ausgesprochen. In den vergangenen beiden Jahren sei der "Missbrauch der Gläubigen" durch die Kommunistische Partei Chinas nur schlimmer geworden. "Der Vatikan gefährdet seine moralische Autorität, sollte er das Abkommen erneuern", schrieb der US-Außenminister auf Twitter.

Kardinalstaatssekretär Parolin sagte laut dem italienischen Sender Rai dazu am Rande der Veranstaltung am Mittwoch, ein für diesen Donnerstag geplantes Treffen mit Pompeo im Vatikan wäre "der geeignetere Ort" für einen Austausch über das Thema gewesen. Zugleich betonte Parolin, der Wunsch des US-Außenministers nach einer Audienz bei Papst Franziskus sei wegen der nahen Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten abgelehnt worden. Dies habe nichts mit den späteren Äußerungen Pompeos zu tun.

Parolin sagte weiter, die Förderung der Religionsfreiheit wie des Friedens seien das Hauptziel der Vatikandiplomatie. Allerdings könne es über die Mittel der Durchsetzung "unterschiedliche Sichtweisen" geben, zitierte der Sender den Kardinalstaatssekretär. - Pompeo wird am Donnerstag zu einer Unterredung mit Parolin und Gallagher im Vatikan erwartet.

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