Mexiko will vom Vatikan erneut Entschuldigung für Conquista

13. Oktober 2020 in Aktuelles


Präsidenten-Gattin überreicht dem Papst Schreiben, in dem auch Leihgaben für das Gedenkjahr 2021 und Würdigung der Anführer des Unabhängigkeitskrieges gefordert werden


Vatikastadt, 12.10.2020 (KAP) Mexikos linksgerichteter Präsident Andres Manuel Lopez Obrador hat erneut eine Entschuldigung vom Vatikan gefordert. Wie mexikanische Medien am Wochenende berichteten, ließ er Papst Franziskus einen entsprechenden Brief durch seine Ehefrau Beatriz Gutierrez Müller überreichen. Darin wird eine Entschuldigung für die "abscheulichen Gräueltaten" der spanischen Eroberung 1521 verlangt, die auch im Namen der katholischen Kirche geschehen seien. Die Kirche sollte gemeinsam mit der spanischen Krone und dem mexikanischen Staat eine solche Geste vollbringen, als "Akt der Demut und gleichzeitig der Größe", hieß es. Der Vatikan bestätigte in einer Mitteilung zwar den Besuch der Präsidenten-Gattin vom Samstag, machte dazu jedoch keine weiteren Angaben.

2021 jährt sich zum 500. Mal die Eroberung des heutigen Mexikos durch die spanischen Konquistadoren um Hernán Cortés. Im Blick darauf hatte Lopez Obrador bereits Anfang 2019 gefordert, der Papst sowie der spanische König sollten für Verbrechen an den indigenen Völkern um Vergebung bitten. Zu diesem Zweck ließ das mexikanische Staatsoberhaupt Briefe an Franziskus und König Felipe VI. verschicken. Vor allem in Spanien stieß der Vorstoß auf Unverständnis. 2021 könne ein Jahr der "historischen Aussöhnung" werden, hieß es damals in den beiden Schreiben.
Offizielle Entschuldigungen der Päpste für das Mitwirken an der Conquista sowie an Verbrechen gegen die Urbevölkerung auf dem amerikanischen Doppelkontinent gab es bereits mehrmals, wies das von der Erzdiözese Mexiko-Stadt getragene Portal desdelafe.com.mx als inoffizielles Sprachrohr der katholischen Kirche Mexikos am Samstag hin.
So bat etwa Papst Franziskus 2015 bei seinem Besuch in Bolivien "demütig um Vergebung" nicht nur für "die Vergehen der katholischen Kirche selbst, sondern auch für die Verbrechen an den Ureinwohnern während der sogenannten Eroberung Amerikas". Sein Vorgänger Benedikt XVI. wies in einer Generalaudienz 2007 darauf hin, dass "die Schatten, die die Evangelisierung des lateinamerikanischen Kontinents begleiteten, nicht ignoriert werden können", ebenso wenig wie "das Leid und die Ungerechtigkeiten, die den indigenen Bevölkerungen von den Kolonisatoren zugefügt wurden". Davor bat im Jahr 2000 Johannes Paul II. um Vergebung für die historischen Irrtümer der Kirche, darunter "Sünden gegen die Liebe, den Frieden, die Rechte der Völker, die Achtung vor den Kulturen und anderen Religionen in Verbindung mit der Evangelisierung".

Der Hauptgrund des nunmehrigen Schreibens des mexikanischen Präsidenten war, wie er erklärte, die Bitte um Leihgaben wie den Borgia-Kodex, ein aztekisches Manuskript, Karten der früheren Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan und Dokumente der Nahuatl- und Tolteken-Kulturen aus den Beständen des Vatikans. Sie sollen 2021 in Mexiko ausgestellt werden, anlässlich eines für das Land aus mehreren Gründen wichtigen Jubiläumsjahres: Zugleich soll des 700-Jahre-Jubiläums der Gründung Tenochtitlans wie auch dessen Eroberung durch die Spanier 1521 gedacht werden. Darüber hinaus erlangte Mexiko 1821 seine Unabhängigkeit. Für die beiden Vorkämpfer im vorangehenden Krieg gegen die Spanier (1810-1821), die vom Vatikan exkommunizierten Priester Miguel Hidalgo und Jose Maria Morelos, wünschte Lopez Obrador eine "Würdigung" durch den Papst.


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