„Die aggressive Wucht, mit welcher der Papst gegen die Marktwirtschaft anrennt“

13. Oktober 2020 in Aktuelles


Rainer Hank kritisiert in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die Enzyklika „Fratelli tutti“ durchaus grundsätzlich


Frankfurt (kath.net) Rainer Hank, freier Autor der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, spart in seinem Kommentar zur jüngsten Enzyklika von Papst Franziskus, „Fratelli tutti“, nicht mit Kritik. „Schon kurz nachdem Franziskus am vergangenen Wochenende seine Enzyklika ‚Fratelli tutti‘ (‚Über die Geschwisterlichkeit‘) veröffentlicht hatte, fiel ihm ein zentraler Satz seines Lehrschreibens auf die Füße: Die Corona-Pandemie habe bewiesen, dass die ‚magische Theorie‘ des Markt-Kapitalismus gescheitert sei, verkündet der fromme Mann aus Argentinien.“ Mit diesem Satz beginnt Hank seinen Kommentar und nimmt dann die Kapitalismus- und Wirtschaftskritik des aktuellen Papstes ins Visier. Den „radikale[n] Antikapitalismus des heutigen Papstes“ bezeichnet er als „eine einseitige Zuspitzung, die sich freilich treu und konsequent durch seine bisherigen Verlautbarungen ‚Evangelium gaudii‘ (Zitat: ‚Diese Wirtschaft tötet.‘) und ‚Laudato Si‘ (‚Gewinnmaximierung verhindert soziale Inklusion.‘)“ hindurchziehe. „Diesen Antikapitalismus, so abenteuerlich er uns vorkommt“, könne man aber „erklären. Die Weltanschauung dieses Papstes ist der Freiheitstradition der europäischen Aufklärung samt deren christlichen Wurzeln denkbar fern“, sie speise sich vielmehr aus anderen Quellen, darunter der „Marxismus der sogenannten ‚Theologie der Befreiung‘ in Lateinamerika und aus dem Peronismus, einem Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell Argentiniens, das seinerseits stark populistische Züge hat“.

Dann erinnert Hank an die Erschütterung von Clemens Fuest, Chef des Münchner Ifo-Instituts, über diese Enzyklika: „Er verstehe nicht, wie dieser Papst Marktwirtschaft und Globalisierung derart scharf verdammen könne, die doch dafür verantwortlich seien, dass Hunderte von Millionen Menschen den Weg aus der Armut gefunden hätten. Fuest rügt, dass im neuen Lehrschreiben kein einziges kritisches Wort falle über ‚Sozialisten‘ wie Hugo Chávez und Nicolás Maduro, die aus Venezuela ein Armenhaus gemacht haben.“ Obendrein erinnert Hank auch an „die jüngst aufgedeckten Finanzskandale“, „die zeigen, dass die geistlichen Herren in der Praxis keine Skrupel haben, hochspekulative Finanzgeschäfte am Londoner Immobilienmarkt zu betreiben“.

Abschließend weist Hank in seinem Kommentar in der FAZ darauf hin, dass „der christliche Glauben … zum Glück auch noch ein paar Botschaften“ habe, „die wichtiger sind als die Soziallehre“.

Link zum Kommentar von Rainer Hank in der FAZ: „Aus der Kirche austreten?“
 

Foto: Symbolbild


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