28. Oktober 2020 in Kommentar
"Die Geduld gläubiger Katholiken und auch von Christen aus anderen Konfessionen mit dem jetzigen Pontifikat scheint sich weltweit zu erschöpfen" - Gastkommentar des Pastoraltheologen Hubert Windisch
Rom (kath.net)
Die Geduld gläubiger Katholiken und auch von Christen aus anderen Konfessionen mit dem jetzigen Pontifikat scheint sich weltweit zu erschöpfen. Anders kann man die Empörung nicht deuten, die die wenigen Sätze von Franziskus zu homosexuellen Partnerschaften und Familien in dem Film „Francesco“, der am 21. Oktober vorgestellt wurde, ausgelöst haben. In der Tat wird hier so „nebenbei“ von der höchsten Autorität der Kirche mit einem höchst glaubensrelevanten moralischen Thema derart „unbedacht“ gespielt, daß Peter Winnemöller von „maximalpontifikaler Verwirrung“ sprechen kann. Marcello Pera, der ehemalige Präsident des italienischen Senats, Philosoph und Gesprächspartner von Benedikt XVI., bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „Der Papst säkularisiert die Kirche … Wenn das Überleben des Westens an die Gesundheit der christlichen Kirche gebunden ist, dann legt Papst Franziskus uns alle flach.“
Die zurückliegenden bald acht Jahre „Franziskus“ scheinen ihm recht zu geben. Schon der erste öffentliche Auftritt von Bergoglio nach seiner Wahl zum Papst verhieß nichts Gutes. Als Bergoglio auf die Benediktionsloggia trat, konnte die Welt den flachsten Einstieg in das Papstamt miterleben, seit es Rundfunk- und Fernsehübertragungen davon gibt. Bergoglio sagte zu den vielen Tausenden auf dem Petersplatz nicht: Laudetur Jesus Christus, oder: In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti, sondern: Buona sera. Was war in diesem Augenblick für die Kirche zu befürchten? Es war zu befürchten, daß diesem flachen Einstieg in das Papstamt ein flaches Pontifikat folgen würde, bei dessen Ausübung der Papst nicht mehr gläubiger Fels in den Brandungen des Lebens, sondern eine Wanderdüne wäre, die der Zeitgeist vor sich hertreibt. Der Beifall von Muslimen und Freimaurern z. B. zur letzten Enzyklika „Fratelli Tutti“ scheint diese Befürchtung zu bestätigen.
Es gibt einen Schlüsselsatz zum Verständnis des jetzigen Pontifikats. Ende Juli 2013 sagte Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien nach Rom im Flugzeug auf die Frage eines Journalisten nach der Homosexualität seines Mitarbeiters Battista Ricca: Chi sono io per giudicare (Wer bin ich, daß ich ver/urteile)? Diese Antwort ist freilich selbst schon ein Urteil, nämlich: Anything goes. In der Tat lassen viele Worte, Texte und Gesten des jetzigen Papstes darauf schließen, daß er es mit der Wahrung kirchlicher Substanz in fide et moribus nicht so genau nimmt, im Gegenteil sogar Kernbestände des Glaubens zur Disposition stellt, wie etwa in „Amoris Laetitia“ oder im Dokument von Abu Dhabi, laut Josef Seifert die Häresie der Häresien, da darin die Einzigkeit und Einzigartigkeit Jesu Christi aufgegeben wird.
An nur einige verstörende Gesten des jetzigen Papstes sei erinnert:
Da lädt der Papst am Pfingstsamstag 2014 zu einem sog. Friedensgebet der drei monotheistischen Religionen in die Vatikanischen Gärten ein und wird dabei zusammen mit dem anwesenden Juden vom moslemischen Vorbeter regelrecht vorgeführt, der am Ende seines Gebets die letzten Sätze der Sure 2 des Korans zitiert, wo Allah um den Sieg über die Ungläubigen (also die Juden und die Christen) angefleht wird.
Da stehen in einem Video zur Gebetsmeinung des Papstes im Januar 2016 am Schluß gleichberechtigt die Vertreter von Buddhismus, Judentum, Islam und Christentum nebeneinander und halten dabei jeweils ihr religiöses Symbol in die Kreismitte: eine Buddhastatue, einen siebenarmigen Leuchter, eine islamische Gebetsschnur und – kein Kreuz, sondern ein kleines Jesuskrippenkind.
Da fliegt der Papst im April 2016 für einen Tag auf die Insel Lesbos, um ein Flüchtlingslager zu besuchen, und nimmt beim Rückflug nach Rom einige Moslems mit, aber keine Christen.
Und dann werden im Zusammenhang mit der Amazonassynode am 4. Oktober 2019 in den Vatikanischen Gärten und am 7. Oktober (Rosenkranzfest) 2019 im Petersdom heidnische Pachamamafiguren im Beisein von Priestern, Bischöfen, Kardinälen und vom Papst selbst gezeigt und verehrt, bevor sie in der Kirche Santa Maria in Traspontina aufgestellt werden.
Nicht vergessen werden darf auch die Lasershow „Fiat Lux“ am 8. Dezember (Hochfest Maria Immaculata) 2015, bei der am Abend eine Stunde lang auf die Fassade des Petersdoms allerlei Tiere projiziert wurden. Auch ein Affe war auf der Benediktionsloggia zu sehen.
All das ist nicht zu rechtfertigen. Es ist im Augenblick so viel durcheinander in der Kirche. Man meint bisweilen, der „Durcheinanderer“ (auf Griechisch: Diabolos) selbst sei am Werk. Unwillkürlich kommt einem das berühmte Fresko „Die Predigt des Antichristen“ von Luca Signorelli aus den Jahren um 1500 in der Kapelle San Brizio im Dom zu Orvieto in den Sinn: Lebensgroß steht der Antichrist auf einem Podest auf dem Marktplatz einer Stadt und bedient sich der Gestalt Jesu Christi, um zu den Leuten zu predigen und sie zu den verschiedensten Sünden zu verführen. Interessanterweise trägt die Scheingestalt Jesu keine Wundmale und keinen Heiligenschein. Ein Bild von damals für heute?
Gegenüber dem kirchenschädigenden Vorgehen des jetzigen Papstes helfen leider keine Rechtfertigungsversuche und Beschwichtigungen z. B. auf der Basis der Unterscheidung zwischen privaten und amtlichen Äußerungen des Papstes. Und auch in Loyalitätsbekundungen eingebettete Kritik führt nicht weiter. Es braucht paulinische Bischöfe bzw. Kardinale, die in Anlehnung an Gal 2,11 dem jetzigen Petrus ins Angesicht widerstehen und ihm sagen, wo er sich ins Unrecht setzt. Es geht um die „Kleinen“ des Evangeliums, die Jesus so sehr am Herzen liegen (vgl. Mt 11,25; 18,1-5; vgl. auch 1 Kor 1,26-31). Sie dürfen durch die Hierarchie nicht verunsichert und verführt werden. Treue zu Jesus und seiner Botschaft ist bei den Amtsträgern angesagt. Es könnte sonst auf manchen Prälaten, ob in Violett, in Purpur oder Weiß, beim Gericht ein Mühlstein warten (vgl. Mt 18,6-7).
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