Bischöfe/Polen – „Wir beobachten mit großem Schmerz Eskalation sozialer Spannungen und Aggressionen“

29. Oktober 2020 in Aktuelles


Polnische Bischofskonferenz: „Während eine Welle von Protesten durch unser Land zieht, hat Papst Franziskus Polen an die Prolife-Einstellung von Johannes Paul II. erinnert“ –Aufruf zu Lebensschutz und sozialem Frieden in voller Länge auf kath.net!


Warschau (kath.net/pl) kath.net dokumentiert den Aufruf des Ständigen Rats der Polnischen Bischofskonferenz zu Lebensschutz und zum sozialen Frieden in voller Länge – © für die Übersetzung: kath.net/Petra Lorleberg

1.    Während aktuell eine Welle von Straßenprotesten durch unser Land zieht, hat Papst Franziskus während der Generalaudienz wichtige und bedeutungsvolle Worte an die Polen gerichtet. In ihnen erinnerte er an Johannes Paul II., der „immer eine besondere Liebe für die Schwachen und Wehrlosen sowie für den Schutz jedes menschlichen Lebens von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod gefordert hatte“. Diese Worte sind Teil der ständigen Forderung der Kirche nach Schutz – einschließlich Rechtsschutz – für das Leben jedes Menschen, einschließlich des Ungeborenen, gemäß dem Gebot „Du sollst nicht töten“.

2. Papst Franziskus bat Gott, „im Herzen eines Jeden den Respekt für das Leben unserer Brüder und Schwestern, insbesondere der Schwächsten und Wehrlosen, zu wecken und jenen Menschen Kraft zu geben, die sie annehmen und für sie sorgen, auch wenn dies heldenhafte Liebe erfordert.“ Das Gebot der Liebe verpflichtet uns, den Müttern und Familien, die kranke Kinder annehmen und erziehen, jenen Schutz zu bieten, den sie brauchen. Wir danken allen Gemeinden und Institutionen, die dies seit Jahren tun, und appellieren an Pfarreien, katholische Bewegungen und andere kirchliche Organisationen, spezifische Initiativen für genau jene zu ergreifen, die sowohl individuelle als auch institutionelle Hilfe brauchen. Die Kirche wird immer für das Leben eintreten und Initiativen unterstützen, die es schützen.

3. Wir beobachten mit großem Schmerz die Eskalation sozialer Spannungen und Aggressionen. Beunruhigend sind auch die vulgäre Sprache einiger Demonstranten, die Zerstörung von sozialem Eigentum, die Zerstörungen in und an Kirchen, die Entweihung heiliger Stätten sowie die Verhinderung der Liturgie. Wir fordern alle auf, einen sinnvollen sozialen Dialog zu führen, ihre Ansichten zu äußern ohne auf Gewalt zurückzugreifen, und die Würde eines jedes Menschen zu respektieren. Wir bitten die Politiker und alle Teilnehmer der sozialen Debatte in dieser dramatischen Zeit, die Ursachen der Situation gründlich zu analysieren und nach Auswegen im Geiste der Wahrheit und für das Gemeinwohl zu suchen, ohne die Angelegenheiten des Glaubens und der Kirche zu instrumentalisieren.

Wir danken den Priestern und allen Laien, die mutig ihre Kirchen verteidigen. Niemand kann die Kirche und ihre geheiligten Gegenstände besser verteidigen als die Gemeinschaft der Gläubigen. Wir danken auch den Sicherheitsdiensten. Die Kirche möchte für alle Menschen offen bleiben, unabhängig von ihrer sozialen und politischen Zugehörigkeit.

4. Wir befinden uns auch aufgrund der Einschränkungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie in einer äußerst schwierigen Zeit. Dies ist eine enorme Herausforderung für uns alle. Im Namen der Sorge um Sicherheit und Gesundheit appellieren wir ständig an Solidarität und Einhaltung der Hygienesicherheitsvorschriften. Wir danken allen Medizinern und medizinischen Mitarbeitern für ihre Arbeit und ihren heldenhaften Einsatz.

5. Außerdem rufen wir alle Gläubigen dazu auf, zu fasten, Almosen zu geben und für sozialen Frieden zu beten, um das Leben zu schützen, die anhaltende Krise zu beenden und die sich entwickelnde Pandemie zu beenden. Wir werden den für diese Zeit vorbereiteten Gebetstext präsentieren.

Wir segnen alle unsere Landsleute.

Die Mitglieder des Ständigen Rates der polnischen Bischofskonferenz

28. Oktober 2020

Polnische Bischofskonferenz: GEBET FÜR FRIEDEN
(basierend auf dem Epheserbrief)

Herr Jesus Christus,
Du, der du unser Friede bist
Du, der du die Mauer niedergerissen hast, die die Menschen trennt – die Feindseligkeit,
Du, der entfernte Menschen einander wieder nahe bringt,
Du, der du den Tod der Feindseligkeit auf dich genommen hast!

Bitte lösche auch in uns jegliche Feindseligkeit!
Erleuchte die Augen unserer Herzens, damit wir uns nicht mehr als Gegner verstehen und unsere Hausgenossen sehen - in Deinem Haus und auch in diesem Haus namens Polen;
Wandle unser gegenseitiges Denken über einander um und gib uns Worte und Taten, um diese Verwandlung sichtbar werden zu lassen.

Lege in unseren Mund – und zuvor sogar in unsere Gedanken – Worte, die sich aufbauen statt zu zerstören; die heilen statt verletzen, die trösten statt zu entmutigen, die Frieden bringen statt Aggression.

Zeig uns Handlungen konkreter Liebe und Barmherzigkeit, mit denen wir unsere Gemeinschaft wieder aufbauen können. Führe uns in diesem schwierigen Moment der Pandemie besonders zu den Kranken und Alten, zu den unter Quarantäne Stehenden und zu denen, die um ihre Toten trauern. Erhöhe in uns unsere Selbstaufopferung und unser Mitgefühl.

Verwandle jeden von uns zu einem neuen Menschen“ und es wird Frieden geben!

Lasst uns für alle beten!

Für Weisheit und den Wunsch nach dem Gemeinwohl für alle, die sich in diesem Konflikt zu Wort melden;
Für Politiker aller Parteien im Parlament und darüber hinaus.
Für diejenigen, die in Kirchen beten und für diejenigen, die demonstrieren.
Für diejenigen, die an Gott glauben und für diejenigen, die die Werte Wahrheit, Gerechtigkeit, Güte und Schönheit aus „anderen Quellen“ ableiten;
Auch für diejenigen, die momentan nicht suchen.
Lass sie alle, ob bekannt oder unbekannt, den Weg zu jedem von uns finden, zeigen uns die richtigen Wege zueinander. Und lass uns wirkungsvoll nach allen suchen.
Amen.

 


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