„Wer weiß denn, dass Agca, der Johannes Paul II. umbringen wollte, ein Grauer Wolf gewesen ist?“

7. November 2020 in Aktuelles


Grünenpolitiker Cem Özdemir möchte, dass die Grauen Wölfe auch in Deutschland verboten werden – Ein Blick in die Presse zeigt auch anderswo, dass warnende Stimmen lauter werden: das Morden geschehe „unter einem weltanschaulichen Banner“


Berlin (katn.net/pl) „Ich befürchte, dass vielen Menschen hierzulande gar nicht klar ist, mit welchem Bedrohungspotenzial wir es bei den Grauen Wölfen zu tun haben. Wer weiß denn schon, dass Mehmet Ali Agca, der Mann, der am 13. Mai 1981 in Rom Papst Johannes Paul II. umbringen wollte, ein Grauer Wolf gewesen ist?“ Das erläuterte Grünenpolitiker Cem Özdemir im Interview mit der „Welt“, siehe Link. Frankreich hat vor wenigen Tagen die rechtsextreme türkische Organisation Grauen Wölfe verboten, Özdemir setzt sich dafür ein, dass auch Deutschland ein Verbot ausspricht. Die Grauen Wölfe könnten in der Bundesrepublik, manchen Quellen zufolge, „bis zu 20.000 türkische Ultranationaliste in der Bundesrepublik“ stellen und seien möglicherweise „die größte rechtextremistische Organisation in Deutschland“., so Özdemir. Auch er selbst werde, erläutert der Grünenpolitiker weiter, nicht nur wegen Drohungen von Neonazis“, sondern auch wegen „Drohungen türkischer Rechtsextremisten“ bei öffentlichen Auftritten von Personenschützern begleitet. Özdemir warnt gegenüber der „Welt“ weiter, dass man bereits beobachten konnte, „dass Anhänger der Grauen Wölfe in Deutschland in die demokratischen Parteien drängen, um dort Einfluss zu nehmen“. Er könne „nur allen demokratischen Parteien raten, da sehr wachsam zu sein. Die Wölfe tarnen sich mitunter im Schafspelz. Man kann nicht hier angeblich Demokrat sein und es gleichzeitig begrüßen, wenn die letzten Christinnen und Christen die Türkei verlassen müssen und das Land zunehmend religiös-fundamentalistisch und ultranationalistisch geführt wird“.

„Die ‚Islamisierung Europas‘ ist leider keine Verschwörungstheorie rechtsextremer Kreise“, vertreten der Historiker Heiko Heinisch und die Politologin Nina Scholz in ihrem Kommentar in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, siehe Link. Die Muslimbruderschaft arbeite in Europa „schon seit Jahrzehnten und von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet am Aufbau von Bildungsstrukturen. Im Kampf um die propagierte Wiedererlangung islamischer Dominanz in der Welt sehen Islamisten in Kindern und Jugendlichen die Keimzellen einer Transformation hin zu Gesellschaften, die auf islamischen Regeln gründen“.

Zwar richte sich der Kampf gegen heimtückischen Terror „nicht gegen eine Religion oder eine bestimmte Art der Politik“, schreibt FAZ-Redakteur Reinhart Müller in einem anderen Beitrag in der „Frankfurter Allgemeinen“, siehe Link. Doch könne niemand „die Augen davor verschließen, dass das Morden unter einem weltanschaulichen Banner geschieht – und dass es, etwa in Berlin, Paris, Nizza und Dresden, Asylbewerber waren, die ihr Gastrecht mordend missbrauchten.“ Darauf müsse eine Antwort gefunden werden.

„Die Bluttat ist geschehen, nun sind die obligaten Aufrufe zu Einheit und Dialog zu hören. Aber sie bleiben so lange ambivalent, wie das Problem nicht benannt wird: Es gibt Muslime, die Gewalt gegen Andersgläubige für legitim halten.“ Das vertritt der Österreicher Christoph Prantner auf Twitter in Reaktion auf den Terroranschlag in Wien und verlinkt dazu seinen Kommentar in der „Neuen Zürcher Zeitung“, siehe Link. In der NZZ formuliert er weiter: „Ein 20-jähriger, in Österreich geborener Attentäter hat mit seinem Sturmgewehr auf abscheuliche Art und Weise dafür gesorgt, dass eine der zentralen Herausforderungen der globalisierten Welt nun auch hier ganz oben auf der Agenda steht: ein ernsthafter Umgang mit der Zuwanderung. Denn mit dem Anschlag ist eine alte Wiener Gewohnheit endgültig an ihr Ende gekommen – Integrieren durch Ignorieren, das funktioniert auch an der schönen blauen Donau nicht mehr.“ Migranten seien „keinem übermäßigen Assimilationsdruck aussetzt“ ausgesetzt gewesen. In Wien gebe es „inzwischen Stadtbezirke“, „in denen Schulen zu bloßen Aufbewahrungsanstalten für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund geworden sind“. Dann zitiert er die Lehrerin Susanne Wiesinger, wonach in Brennpunkt-Schulen „islamisch-fundamentalistische Einstellungen bei Jugendlichen «absolut in der Mehrheit»“ wären.

 


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