Geflüchtete christliche Familien kehren nach Mosul zurück

16. November 2020 in Weltkirche


Christen mussten 2014 wegen IS-Terroristen fliehen - Muslimische Jugendliche engagieren sich bei der Reinigung und Wiederherstellung von Kirchen in der Tigris-Metropole


Bagdad (kath.net/KAP) Hundert Familien christlicher Flüchtlinge kehren in die Stadt Mosul zurück. Wie die katholische Nachrichtenagentur "Fides" berichtete, wurde die Rückkehr einer großen Gruppe von christlichen Flüchtlingen am Mittwoch vom Gouverneur der Provinz Ninive, Najim al-Jubouri, bestätigt. Die Christen waren zwischen Juni und August 2014 aus ihren Häusern geflohen, als Mosul und ein Großteil der Provinz Ninive unter die Kontrolle der IS-Terroristen geraten waren. Die vertriebenen Christen hatten größtenteils in der autonomen kurdischen Region des Irak und dessen Hauptstadt Erbil Aufnahme gefunden, so der Pro-Oriente-Informationsdienst am Sonntag.

Bereits im September 2017, wenige Wochen nach der endgültigen Befreiung Mosuls, hatten die Behörden die Rückkehr von christlichen Flüchtlingsfamilien angekündigt. Die jetzt erfolgte Rückkehr christlicher Familien nach Mosul sei ein positives Signal, auch wenn die Zahl der Christen, die nach dem Exodus wieder in ihre historischen Herkunftsgebiete zurückkehren wollen, gering bleibe. Die meisten Familien, die während der Jahre der dschihadistischen Herrschaft zur Flucht gezwungen wurden, scheinen nicht zurückkehren zu wollen, nachdem sie eine neue Unterkunft in Erbil oder in der kurdischen Region gefunden haben oder nachdem es ihnen gelungen ist, ins Ausland auszuwandern.

Nach Angaben der katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews" gibt es nun "hoffnungsvolle Signale" für ein neues Miteinander von jungen Muslimen und Christen. Als Beispiele des Miteinanders, nannte u.a. der Pfarrer von Karamles, P. Paulos Thabet Mekko, die Initiative "Sawajed al-Museliya", in deren Rahmen junge Muslime bei der Reinigung und Instandsetzung der Kirchen nach der Verwüstung durch die IS-Terroristen Hand helfen. Solche Initiativen seien "ein Zeichen des positiven Geistes, der jetzt in der Bevölkerung vorherrschend" sei, so der Seelsorger via "AsiaNews". Derzeit seien muslimische Jugendliche bei den Arbeiten zur Wiederherstellung der chaldäisch-katholischen Kathedrale von Mosul engagiert. Solche Initiativen zeigten, dass es eine Änderung der Mentalität gebe, das könne auch andere einladen, sich auf dem Weg des Dialogs zu engagieren.

Auch in der syrisch-katholischen Thomaskirche in Mosul sind die muslimischen Jugendlichen aktiv. Ihre Arbeit bezeichnen sie als Botschaft an die Christen: "Kommt zurück, ohne euch ist Mosul nicht vollständig", so Mohammed Essam, einer der Mitbegründer der Jugendgruppe. P. Thabet Mekko zeigte sich überzeugt, dass der Prozess des Wiederaufbaus in der Tigris-Metropole mit den jungen Leuten beginnt, die seit der Befreiung von Mosul so viele Initiativen in Gang gesetzt haben. Auch die Corona-Pandemie habe zur Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen muslimischen und christlichen Gruppen beigetragen, die sich "dafür einsetzen, dass es Räume für die Quarantäne gibt und dass der Nachschub von Lebensmitteln und Medikamenten nicht aussetzt".

Gerichtsverfahren wegen umstrittener Immobilienkäufe

Das Berufungsgericht von Dohuk in der autonomen kurdischen Region des Irak rollt inzwischen das Gerichtsverfahren wegen der illegalen Aneignung von Grundstücken und Gebäuden christlicher Eigentümer, insbesondere im Nahla-Tal, wieder auf. Das Berufungsgericht hatte den Urteilsspruch einer niedrigeren Instanz aufgehoben. Der Fall sei fahrlässig und unangemessen behandelt worden, ohne den Eigentumstitel der umstrittenen Immobilie angemessen zu prüfen.


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