Entlassener Kardinal Becciu verklagt Zeitschrift

20. November 2020 in Weltkirche


Seiner Ämter enthobener Kurienkardinal wirft italienischem Blatt "L'Espresso" eine "Kampagne" gegen seine Person vor - Becchiu steht im Mittelpunkt einer vatikanischen Finanzaffäre


Rom (kath.net/KAP) Der seiner Ämter enthobene Kardinal Giovanni Angelo Becciu verklagt die italienische Zeitschrift "L'Espresso" auf Schadenersatz in Millionenhöhe. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung wirft der Geistliche dem Blatt "eine Kampagne" gegen seine Person vor. Darin sei "eine Reihe von Anschuldigungen ohne jedwede Grundlage" enthalten. Er habe daher rechtliche Schritte in die Wege geleitet. Wie die Zeitung "Corriere della Sera" unter Berufung auf Gerichtsakten berichtet, verlangt der Kardinal zehn Millionen Euro Entschädigung, die er für karitative Zwecke einsetzen wolle.

Der 72-Jährige steht im Mittelpunkt einer Finanzaffäre des Vatikan. Deren Gegenstand sind unter anderem eine dubiose Immobilienanlage in London, die angebliche Begünstigung von Angehörigen der Familie Beccius, Honorare an eine sardische Sicherheitsberaterin sowie hohe Überweisungen nach Australien zu einer Zeit, als dort Beccius interner Rivale Kardinal George Pell vor Gericht stand.

In der aktuellen Mitteilung weist der Italiener abermals jegliches Fehlverhalten zurück. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien "alle falsch". Es handele sich um eine "ausufernde Verzerrung der Realität", die sein Ansehen als Mensch und Priester "bewusst zerstört" habe. Er werde der Kirche und dem Papst dennoch weiterhin treu zu Diensten sein, versicherte der Sarde.

Becciu, von 2011 bis 2018 Substitut des Staatssekretariats und damit eine Art Stabschef der kirchlichen Leitungszentrale, galt im Vatikan als sehr einflussreich. Ende September trat er - offenbar auf Druck von Papst Franziskus - von seinem Amt als Präfekt der Heiligsprechungskongregation zurück und verzichtete auf seine Rechte als Kardinal.

Wie aus den zitierten Gerichtsunterlagen weiter hervorgeht, sieht Becciu in den Artikeln der Zeitschrift "L'Espresso" die eigentliche Ursache für seine Demission. Die negativen Konsequenzen seien erheblich. Als besonders schwerwiegend stuft sein Anwalt demnach einen ganz bestimmten Aspekt ein: "Dank seines Lebenslaufs hätte er zu den Kandidaten bei der nächsten Papstwahl zählen können."

Von Seiten des Vatikan gibt es bisher keine Angabe zu den Gründen der Entlassung Beccius durch den Papst. Zudem sehen australische Behörden Medienberichten zufolge bisher keinen Anlass, Überweisungen aus dem Vatikan auf australische Konten nachzugehen.


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