Mary MacKillop und das Geheimnis ihres apostolischen Eifers. Die Liebe zum Kreuz

28. Juni 2023 in Aktuelles


Franziskus: letzte Generalaudienz vor der Sommerpause. Möge die heilige Mary MacKillop allen, die in der Ausbildung und Erziehung tätig sind, ein leuchtendes Vorbild sein! Das Kreuz, wesentlicher Bestandteil ihrer Mission. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? […] Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat (Mk 9, 33.35-37).

Einundzwanzigste Generalaudienz 2023, erste Generalaudienz nach der Rückkehr aus der Poliklinik Gemelli. Die Präfektur des Päpstlichen Hauses gab bekannt, dass vom 1. Juli bis zum Ende des Monats wie üblich die alle Audienzen ausgesetzt werden. Die Audienzen werden im August wieder aufgenommen, mit der ersten Generalaudienz am Mittwoch, den 9. August.

Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema „Die Leidenschaft für die Evangelisierung: der apostolische Eifer des Gläubigen“ fort. Die siebzehnte Katechese widmete der Papst der heiligen Mary MacKillop, einer weiteren großen Zeugin apostolischen Eifers, Gründerin der „Schwestern des heiligen Josef vom Heiligsten Herzen“.

Bereits in jungen Jahren sei für sie festgestanden, dass sie den Glauben nicht nur mit Worten verkünden wollte, sondern durch ein in der Gegenwart Gottes verwandeltes Leben (vgl. Evangelii Gaudium, 259). In einer katholischen Erziehung habe sie eine wichtige Form der Glaubensvermittlung gesehen.

So „gründete sie Schulen in Australien sowie Neuseeland und widmete dabei den Armen und Außenseitern der Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit“. Sie habe in der Erziehung einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, der den Menschen sowohl als Individuum wie auch als Glied einer Gemeinschaft in den Blick nehme. Dementsprechend sei Erziehung für sie stets mehr als nur Wissensvermittlung gewesen: „es ging ihr um eine weise, geduldige und liebevolle Begleitung sowie Ermutigung der Heranwachsenden auf ihrem Weg menschlichen und geistlichen Wachstums.

Viele hätten so zu einer lebendigen Beziehung mit dem Auferstandenen gefunden, die das Herz weit und das Leben menschlicher mache: „möge die heilige Mary MacKillop allen, die in der Ausbildung und Erziehung tätig sind, ein leuchtendes Vorbild sein“.

Mary MacKillop sei in der Nähe von Melbourne als Tochter von Eltern geboren worden, die aus Schottland nach Australien ausgewandert seien. Als junges Mädchen „fühlte sie sich von Gott berufen, ihm zu dienen und von ihm Zeugnis zu geben, nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit einem Leben, das durch Gottes Gegenwart verwandelt wurde“. Wie Maria Magdalena, die dem auferstandenen Jesus zum ersten Mal begegnet und von ihm gesandt worden sei, um den Jüngern die Verkündigung zu bringen, „war auch Mary davon überzeugt, dass sie gesandt war, die Frohe Botschaft zu verbreiten und andere zu einer Begegnung mit dem lebendigen Gott zu bewegen“.

In weiser Voraussicht in Bezug die Zeichen der Zeit habe sie erkannt, dass sie dies am besten durch die Erziehung der jungen Menschen erreichen könnte, „da sie wusste, dass die katholische Erziehung eine Form der Evangelisierung ist“.

Ein wesentliches Merkmal ihres Eifers für das Evangelium sei die Fürsorge für die Armen und Ausgegrenzten gewesen. Dies „trieb sie dazu, dorthin zu gehen, wo andere nicht hingehen wollten oder konnten. Am 19. März 1866, dem Fest des Heiligen Josef, eröffnete sie die erste Schule in einem kleinen Vorort in Südaustralien. Es folgten viele weitere, die sie und ihre Schwestern in ländlichen Gemeinden in Australien und Neuseeland gründeten“.

Mary MacKillop sei also davon überzeugt gewesen, dass das Ziel der Erziehung die ganzheitliche Entwicklung des Menschen sowohl als Individuum als auch als Mitglied der Gesellschaft sei, und dass dies Weisheit, Geduld und Nächstenliebe seitens jedes Lehrers erfordere. Bildung bestehe nämlich nicht darin, den Kopf mit Ideen zu füllen, sondern darin, die Schüler auf dem Weg des menschlichen und geistlichen Wachstums zu begleiten und zu ermutigen und ihnen zu zeigen, wie die Freundschaft mit dem auferstandenen Jesus das Herz erweitere und das Leben menschlicher mache. Diese Vision „ist heute, wo wir die Notwendigkeit eines ‚Erziehungspakts‘ spüren, der Familien, Schulen und die Gesellschaft als Ganzes zusammenführt, von großer Bedeutung“.

Mary MacKillops Eifer, das Evangelium unter den Armen zu verbreiten, habe sie auch zu mehreren anderen Werken der Nächstenliebe veranlasst, angefangen mit dem „Providence House“ in Adelaide, das alte Menschen und verlassene Kinder aufgenommen habe. Mary „hatte großes Vertrauen in die Vorsehung Gottes: sie war immer zuversichtlich, dass Gott in jeder Situation für sie sorgt“. Das habe ihr jedoch nicht die Sorgen und Schwierigkeiten erspart, die sich aus ihrem Apostolat ergeben hätten: „sie musste die Rechnungen bezahlen, mit den örtlichen Bischöfen und Priestern verhandeln, die Schulen leiten und sich um die berufliche und geistliche Ausbildung ihrer Schwestern kümmern. Später kamen noch gesundheitliche Probleme hinzu“. Doch bei all dem sei sie ruhig geblieben und habe geduldig das Kreuz getragen, das ein wesentlicher Bestandteil der Mission sei.

Einmal, am Fest der Kreuzerhöhung, habe Mary zu einer ihrer Schwestern gesagt: „meine Tochter, viele Jahre lang habe ich gelernt, das Kreuz zu lieben“. Sie habe nicht aufgegeben in Zeiten der Prüfung und der Finsternis, als ihre Freude durch Widerstand und Ablehnung gedämpft worden se: „sie blieb überzeugt, dass der Herr, auch wenn er ihr ‚das Brot der Bedrängnis und das Wasser der Trübsal‘ (vgl. Jes 30,20) gebe, bald selbst auf ihren Schrei antworten und sie mit seiner Gnade umgeben würde: „dies war das Geheimnis ihres apostolischen Eifers“.

„Möge die missionarische Nachfolge der heiligen Mary MacKillop“, so der Papst, „ihre kreative Antwort auf die Bedürfnisse der Kirche ihrer Zeit und ihr Engagement für die ganzheitliche Ausbildung junger Menschen uns alle inspirieren, die wir heute dazu berufen sind, in unserer sich rasch verändernden Gesellschaft ein Sauerteig des Evangeliums zu sein“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Herzlich grüße ich die Pilger deutscher Sprache. Zum Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, das wir morgen begehen, möchte ich alle einladen, den eigenen Glauben zu vertiefen und ihrem Beispiel folgend überall das Evangelium zu verkünden – mit Worten und Taten. Bitte denkt auch daran, für den Nachfolger Petri zu beten. Danke.


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