Begegnung mit Künstlern – Papst begrüßt umstrittenen Fotographen herzlich

6. Juli 2023 in Chronik


Er sei überrascht über die Einladung gewesen und noch mehr über die herzliche Begrüßung durch Papst Franziskus, sagte Andres Serrano.


Vatikan (kath.net/LifeSiteNews/jg)
Unter den knapp 200 Künstlern, die Papst Franziskus am 23. Juni empfangen hat, war auch der Fotograph Andres Serrano (72), der ein Bild von einem vollständig in Urin getauchten Kruzifix gemacht hat.

An der Begegnung in der Sixtinischen Kapelle, die anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung der Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst der Vatikanischen Museen veranstaltet wurde, nahmen Maler, Bildhauer, Architekten, Schriftsteller, Musiker, Filmemacher und Schauspieler aus aller Welt Teil.

Andres Serrano wurde von Franziskus betont herzlich begrüßt. (Siehe Foto) Das erwähnte Werk, welches den Titel „Eintauchen“ trägt, stammt aus dem Jahr 1987. Es ist eine Fotographie eines kleinen Plastikkruzifixes, das vollständig in eine Flüssigkeit getaucht ist. Nach Angaben von Serrano handelt es sich dabei um dessen eigenen Urin.

Serrano hat weitere Bilder mit Körperflüssigkeiten erstellt, darunter auch Blut, in einigen Fällen Menstruationsblut, und Samenflüssigkeit. Aus dem Jahr 1985 stammt das Werk „Blutkreuz“, welches ein Kreuz aus Plexiglas zeigt, das mit Rinderblut gefüllt ist. Das Blut trat aus dem Kreuz aus, um den Eindruck zu erwecken, es handle sich um fließendes Blut.

In einem Interview mit der britischen Zeitung The Guardian sagte Serrano 2016, er sehe sich in der Tradition religiöser Kunst, die bis Caravaggio und anderen zurückreiche. Er verteidigte das Bild „Eintauchen“ und sagte, vielleicht rege das Bild manche auf, aber das sei wohl deshalb, weil es zeige, was die Kreuzigung tatsächlich gewesen sei.

In einem Interview mit dem Magazin Vice sagte er 2017, er sei durch Zufall zu einem umstrittenen Künstler geworden. Er habe nie damit gerechnet, dass das Bild „Eintauchen“ eine derart große Aufmerksamkeit erhalten würde, da es weder blasphemisch noch beleidigend sei. Er sei sein Leben lang Katholik gewesen. Als Künstler müsse er für sich und sein Publikum „neue Wege beschreiten“, sagte er in dem Interview.

Nach dem Empfang bei Papst Franziskus sagte Serrano der New York Times, er sei überrascht über die Einladung gewesen und noch mehr über die herzliche Begrüßung durch Papst Franziskus. Er sei sehr froh, dass die Kirche verstehe, dass er ein christlicher Künstler sei und kein blasphemischer Künstler.

Franziskus habe gewusst, wer er sei und ihn mit einem „breiten, schelmischen Lächeln“ begrüßt, sagte Serrano.

In einer Pressemeldung vor der Veranstaltung gab das Vatikanische Dikasterium für die Kultur und die Bildung, die Begegnung schließe an eine Reihe päpstlicher Treffen mit Künstlern an, die bereits mit Paul VI. begonnen habe.

Bischof Paul Tighe, der Sekretär, des Dikasteriums, sagte in einem Interview mit AP mit Bezug auf Serrano, umstrittene Persönlichkeiten seien bewusst eingeladen worden. Alle müssten daran arbeiten, den guten Willen des Künstlers vorauszusetzen, der versuche etwas auszudrücken, etwas in Frage zu stellen und manchmal starke Mittel einsetze, um uns aufzuwecken. Provokationen in der Kunst seien dazu da, die Menschen aufzuwecken und ihre Aufmerksamkeit zu erneuern, sagte Bischof Tighe.

 

Foto: Screenshot YouTube

 


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