Bombennacht von Rom jährt sich zum 30. Mal

27. Juli 2023 in Chronik


Mafia-Anschlag auf Lateranbasilika erschütterte die Ewige Stadt 1993 - Anti-Mafia-Rede von Papst Johannes Paul II. gilt als Grund für Attacken - Von Kathpress-Rom-Korrespondentin Severina Bartonitschek


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Vom 27. auf den 28. Juli 1993 erschütterte die "Nacht der Bomben" Italien. Zwei von ihnen explodierten in Rom - vor der Lateranbasilika und einer weiteren Kirche im historischen Zentrum. Der letzte Verdächtige wurde gerade erst im Jänner gefasst. Die Stadt und die Diözese Rom gedenken der Anschläge und ihrer Opfer mit einem Fackelzug. Am Freitag um 00.04 Uhr - dem Zeitpunkt, als die erste Bombe vor 30 Jahren explodierte - beginnt die Prozession an der Lateranbasilika. Sie endet, wo die zweite Bombe um 00.08 Uhr Zerstörung anrichtete - auf der Piazza San Giorgio in Velabro.

In der Nacht auf den 28. Juli 1993 um 00.04 Uhr explodierte ein mit Sprengstoff beladener Fiat Uno vor der Papstbasilika San Giovanni in Laterano. Die Explosion hinterließ eine Spur der Verwüstung: Die jahrhundertealten Fresken wurden zerstört, Teile der Tore in die Basilika geschleudert, die Orgel beschädigt. Das Gebäude des Vikariats Rom, dem ursprünglichen Bischofssitz des Papstes, wurde noch stärker getroffen. Auch das achteckige Baptisterium, Teile der Lateranuniversität und des nahe gelegenen Krankenhauses blieben nicht unbeschadet.

Nur vier Minuten später erschüttert eine weitere Explosion die italienische Hauptstadt. Vor der Kirche San Giorgio in Velabro nahe des Forum Romanums fliegt ein weiterer mit Sprengstoff beladener Fiat Uno in die Luft. Etwa drei Kilometer liegen zwischen den Anschlagsorten. Die Hauptfassade der Kirche aus dem 9. Jahrhundert wird komplett zerstört. Ihre Rekonstruktion dauert drei Jahre.

Zuvor tötete eine Autobombe in Mailand fünf Menschen und beschädigte den Pavillon für Zeitgenössische Kunst schwer. Die Anschläge in Rom kosteten keine Menschenleben, verletzten aber 22 Personen. Verantwortlich für die Terrorakte erklärte sich die Mafia. In anonymen Briefen an zwei große italienische Tageszeitungen drohten sie mit weiteren Bomben.

Papst geißelt "Kultur des Todes"

Am nächsten Morgen besuchte Papst Johannes Paul II. die Orte der Anschläge auf das "Herz des christlichen Roms", wie er es nannte. Seine Anti-Mafia-Rede im Mai desselben Jahres gilt als mutmaßlicher Grund für die Attacken. Damals geißelte der polnische Papst im Tal der Tempel bei Agrigent die Mafia als inhuman, als gegen das Evangelium und die Menschenwürde gerichtet. Am Schluss der Messe schrie er ihn förmlich heraus, seinen Zorn über die "Kultur des Todes", und dass die Kriminellen einmal dafür würden büßen müssen: "Mafiosi bekehrt euch. Der Tag des Gerichts wird kommen, an dem ihr für eure Missetaten Rechenschaft ablegen müsst."

Die Bomben in Rom und Mailand waren nicht die einzigen dieser Zeit. Die Mafia führte Anfang der 1990er-Jahre einen beispiellosen Kampf gegen all jene, die sich gegen sie wandten - besonders den Staat. 1992 ermordete die sizilianische "Cosa nostra" den Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone mit einer Autobombe nahe Palermo, kurz danach seinen Kollegen Paolo Borsellino. Politiker, Polizisten und Priester wurden getötet. Es gab versuchte Anschläge auf Journalisten und das Olympiastadion in Rom. Vor der Bombennacht im Juli explodierte ein Auto vor dem Uffizien-Museum in Florenz. Der Anschlag forderte fünf Tote, Museum und Kunstwerke wurden stark beschädigt.

Die Anstifter und Täter der Bombennacht von Rom wurden mittlerweile identifiziert und verurteilt. Matteo Messina Denaro, der die Anschläge organisiert haben soll, wurde erst im Jänner dieses Jahres nach 30 Jahren Flucht verhaftet. Seine Verurteilung zu lebenslanger Haft ist vergangene Woche von einem italienischen Gericht bestätigt worden - für die Morde an den beiden Richtern auf Sizilien. Ob der kürzlich verstorbene Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi, dem eine gewisse Nähe zur Mafia nachgesagt wurde, bei den römischen Anschlägen involviert gewesen sein könnte, wurde bis heute nicht abschließend geklärt.

Die Restaurierungsarbeiten an der Lateranbasilika dauerten fünf Jahre. Dabei wurden die beschädigten Fresken nicht wiederhergestellt, sondern die Original-Malereien freigelegt. Nun schmücken die ursprünglichen Fresken von Papst Sixtus V.

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