Nagel erklärt „indirekt die Österreichische Bischofskonferenz und den Papst zu Fundamentalisten“

10. August 2023 in Kommentar


Regina Nagel, „Vorsitzende des Gemeinderefernt*innen-Bundesverbands“, hat sogar den YOUCAT unter Fundamentalismusvorwurf gestellt. Was ist von ihren „offiziell nichtoffiziellen“ Behauptungen zu halten? kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg


Bonn (kath.net/pl) Man kann über die Anstrengungen des „offiziell nichtoffiziellen Portals der katholischen Kirche in Deutschland“ (Link), gegen den Weltjugendtag zu stänkern, eigentlich nur noch lachen. Nun brachte man einen sogenannten „Gastkommentar“ von Regina Nagel, „Vorsitzende des Gemeinderefernt*innen-Bundesverbands“. Die kirchliche Angestellte schreibt wörtlich: „Es gab allerdings, so zeigte die Berichterstattung, die sehr intensiv z.B. durch EWTN und K-TV erfolgte, zahlreiche Gruppen, Personen und Botschaften, bei denen die Bezeichnung ‚konservativ‘ geschmeichelt wäre… Katechesen, über die berichtet wurde, waren sehr niederschwellig. Grundtenor: ‚Jesus liebt dich!‘ Ein teilnehmender Pastoralreferent sagte mir: ‚Das ist schon eine theologische Herausforderung hier für mich.‘ Auf meine Frage, wie er denn die zahlreichen fundamentalistischen Richtungen (neben den og. Medien waren z.B. Jugend 2000, YOUCAT, Legionäre Christi u.ä. aktiv) wahrnehme, meinte er: ‚Da gehen wir nicht hin, das tut meiner Seele nicht gut.‘ Verständlich, und doch schade.“ Diese Bemerkungen müssen eigentlich „katholisch.de“-Redaktion wie Öl heruntergegangen sein, bekam die Gemeindereferentin dafür wenigstens Szenenapplaus in der Redaktionskonferenz? ;) Denn wenn auch das Stichwort „Gastkommentar“ dabei steht, so ist aus der heftigen Schlagseite der sonstigen „offiziell nichtoffiziellen“ Berichterstattung gut zu erkennen, dass der Kommentar in die Redaktionslinie hineinpasst wie die Hand in den Handschuh.

Anna Diouf zerlegt den Gastkommentar der Gemeindereferentin auf ihrem privaten Blog mit den Worten: „Man kann zumindest versuchen, den Weltjugendtag als Hort von ‚Fundamentalisten‘ zu framen. Geht man Regina Nagels Aufzählung der angeblich fundamentalistischen Akteure durch, muss man sich fragen, wer denn überhaupt noch als nicht fundamentalistisch durchgehen kann in dieser Kirche: So etwa listet sie den YOUCAT auf, und erklärt damit indirekt nicht nur die Österreichische Bischofskonferenz (Herausgeber), die indische und weitere Bischofskonferenzen (die den YOUCAT jeweils abgesegnet haben) und den Heiligen Vater selbst zu Fundamentalisten, sondern meint offenbar auch, der Versuch, Katechese als Dialog auf Augenhöhe zu gestalten, sei irgendwie fragwürdig (‚Dialogische Katechese‘ ist der neueste Vorstoß der YOUCAT-Foundation, der Katechese neu denken will als gemeinsamen Prozess).“ Danke, Anna, du hast den Finger auf die Wunde gelegt!

Was ist davon zu halten? Man kann zusehen, wie die „offiziell-katholische Kirche in Deutschland“ von vielen ihrer Hauptakteure mutwillig immer näher an das Schisma gesteuert wird. Es hilft nicht, wenn man die zunehmende Polarisierung unserer Kirche verbal der Gegenseite zuordnet, dann aber wie der unglückliche Kapitän des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ waghalsig direkt an der gefährlichen Felsenküste zusteuert. Jener Fehler hatte 32 Menschenleben gekostet, Kapitän Francesco Schettino für 16 Jahre ins Gefängnis befördert, eine nicht ungefährliche und große Rettungsaktion für 4229 Menschen ausgelöst und ein milliardenschweres Schiff in Schrott verwandelt.

Es sind eben nicht/nicht nur sogenannte „fundamentalistische“ Katholiken, welche vor der Gefahr an der Felsenküste warnen, die immer drohender vor uns auftaucht. Sondern es sind auch jene Katholiken, die moderater sind und sein wollen, die die andere Seite versuchen zu verstehen (soweit es da noch was zu verstehen gibt) – und es sind genau diese Katholiken, die dann innerlich heimatlos sein werden, wenn das Schisma sich vollzieht. Denn sie sitzen aktuell bereits zwischen allen Stühlen und werden nach dem Schisma zu keiner der beiden Restgruppen mehr richtig reinpassen.

Die Gefahr des Havarierens der deutsch-katholischen Kirche an der Schisma-Felsküste ist absehbar. Es ist allerhöchste Zeit, dass „Rom“, dass der Vatikan und Papst Franziskus hier Klarheit schaffen, bevor es zu einem Schisma kommt. Denn angesichts der sich immer weiter steigenden liturgischen und lehrmäßigen Auswüchse von so vielen Berufskatholiken geht es schon längst auch um das Heil der uns in der katholischen Kirche in Deutschland anvertrauten Seelen. Im Klartext: Wer ausgerechnet das hervorragende YOUCAT-Projekt als grundsätzlich unverdaulich emfindet, der sollte eigentlich nicht mehr als Berufskatholik in Amt und Würden und kirchensteuerfinanzierter Bezahlung stehen – und der sollte für seinen gefährlich Unsinn auch nicht Platz in einem offiziell-katholischen Portal und vermutlich ein Honorar dafür bekommen.

Vergessen wir nicht: Es lassen sich solche Label wie „fundamentalistisch“ und „Ideologie“ auf die „Synodaler Weg“-Bewegten sehr passend anwenden. Denn diese Ideologie polarisiert nun in unserer Kirche auf einer Weise, die ich noch vor wenigen Jahren nicht vorhergesagt hätte.

Und stimmt es eigentlich nicht nachdenklich, dass ausgerechnet so mancher bischöfliche Protagonist dieser Entwicklung Vorwürfe massiven Fehlverhaltens bezüglich des Umgangs mit sexuell übergriffig gewordenen Priestern aufzulisten hat? Nennen wir nur mal die Namen des früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg) und des bis vor kurzem in Amt und Würden agierenden stellvertretenden DBK-Vorsitzenden und Vizepräsident des Synodalen Weges, Bischof Franz-Josef Bode (Osnabrück), dessen Rücktritt inzwischen von Papst Franziskus angenommen wurde. Die Liste ließe sich ergänzen.


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