Wallner: Johannes Paul II. würde auch heute vor Zukunftsangst warnen

13. September 2023 in Österreich


Missio-Nationaldirektor bei Jubiläumsmesse im Wiener Donaupark zum 40. Jahrestag des Papst-Besuches: Katholiken müssen zu Hoffnungsvermittlern werden und ungeniert "missionieren"


Wien (kath.net/KAP) Der Aufruf zu Mission und Neuevangelisierung, den Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch 1983 an Österreich gerichtet hat, ist bleibend aktuell: Darauf hat der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke Österreich ("missio"), P. Karl Wallner, am Montag bei einer Eucharistiefeier vor dem sogenannten "Papstkreuz" im Wiener Donaupark hingewiesen. Der 2014 heiliggesprochene Pontifex aus Polen habe damals die Angst vor der Zukunft und das "Weglaufen des Menschen von Gott" angeprangert. "Er würde heute wohl dasselbe sagen wie damals", so der Ordensmann in seiner Predigt vor rund 300 Gläubigen am Ort der großen Papstmesse vor 40 Jahren.

Heute wie zur Zeit Johannes Pauls II. treffe das vom damaligen Papst genutzte Bild zu vom Menschen, der seine von Gott geschenkte Freiheit auf falsche Weise einsetzt, befand Wallner. "Gesucht wird eine Freiheit von allem, die jedoch zugleich auch eine Freiheit für nichts ist." Dieses Streben führe zur Auflösung moralischer Werte und Identitäten, wie auch die jüngste politische Debatte über das Wort "normal" gezeigt habe. Allzu schnell folge jedoch auf den "Auszug des Menschen von Gott" eine "große Ernüchterung, gepaart mit Angst vor der Zukunft", warnte der Theologe. Zeichen dafür seien etwa die Selbstzuschreibungen der Jugend als "Last Generation".

Die Kirche dürfe sich von dieser Zukunftsangst nicht überwältigen lassen, mahnte Wallner. Vielmehr sollten die Gläubigen "neue Hoffnung schöpfen, damit wir neue Hoffnung geben können". Klar müsse man der Realität ins Auge blicken, dass Österreich in den Jahrzehnten seit dem Papstbesuch "zu einem Missionsland geworden" sei - allen voran Wien, wo der Katholikenanteil in der Bevölkerung seit 1983 von 75 auf 31 Prozent sank. Erst recht sollten Katholiken daher "ungeniert" - etwa durch Nutzung der Medien - die Botschaft des Evangeliums weitertragen. "Wenn wir in Wien noch 620.000 Katholiken von 2 Millionen Einwohnern sind, so heißt das, dass noch 1,4 Millionen auf uns warten, dass wir ihnen von Jesus erzählen und für sie beten", appellierte der Zisterziensermönch.

P. Wallner rief zudem die Stationen der Papst-Reise von 1983 in Erinnerung. Johannes Paul II. hatte seinen ersten von insgesamt drei Österreich-Besuchen am 10. September mit einer Europavesper auf dem Wiener Heldenplatz begonnen. Sechs Jahre vor dem Fall des "Eisernen Vorhangs" sprach das Kirchenoberhaupt damals bereits von der Einheit Europas, zu der für ihn auch die Nationen hinter dem Sperrzaun gehörten. Nach einem abendlichen Treffen im Wiener Praterstadion mit 50.000 Jugendlichen folgte am 11. September die Eucharistiefeier im Rahmen des Katholikentags, zu der über 300.000 Gläubige trotz strömenden Regens in den Donaupark gekommen waren.

Weitere Programmpunkte waren damals Besuche im Haus der Barmherzigkeit, ein Empfang bei Bundespräsident Rudolf Kirchschläger in der Hofburg und des Diplomatischen Corps in der Nuntiatur, sowie am 12. September eine Messe im Wiener Stephansdom, Besuche in der UNO-City, der Kirche am Hof, der polnischen Gardekirche am Hof und eine Station vor der Karlskirche. Am 13. September schließlich enthüllte Johannes Paul II. in der Josefskirche am Wiener Kahlenberg eine Gedenktafel an den 300. Jahrestag jener Entsatzschlacht, mit der einst die Zweite Türkenbelagerung Wiens beendet worden war. Vor seiner Rückreise nach Rom suchte der Papst noch den Wallfahrtsort Mariazell auf und weihte dort Österreich der Jungfrau Maria.

Die Jubiläumsfeier fand am Ort des Papst-Gottesdienstes im Donaupark statt, wo bis heute ein 40 Meter hohes "Papstkreuz" - ein weiteres, kleineres steht am Wiener Heldenplatz - an den Besuch erinnert. Am Betonsockel des Kreuzes wurde am Montag eine von den Grazer Bronzekünstlern Christa und Edgar Huber gestaltete Gedenktafel angebracht, auf welcher der Heilige mit seinem Wappen und Wahlspruch verewigt ist. Die Initiative dazu kam vom Verein "Papstkreuz im Donaupark", auf dessen Betreiben hin das stählerne Kreuz einst im Jahr 2010 renoviert worden war. Jeweils am ersten Sonntagnachmittag im Monat veranstaltet der Verein eine Heilige Messe vor dem Kreuz, das zudem auch für andere katholische Gruppen ein beliebter Versammlungs- und Gebetsort ist. (www.papstkreuz.at)

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