Kardinal Müller: „Für die Häretiker und Globalisten galt kein päpstliches Schweigegebot“

25. Oktober 2023 in Aktuelles


Emeritierter Glaubenspräfekt im Gespräch mit KATH.NET über die Bischofssynode: „Die Einheit der Kirche entsteht nicht durch eine Kompromissformel, sondern hat ihren Ursprung und ihre beständige Quelle in Christus, ihrem Haupt,...“


Vatikan (kath.net) Tief enttäuscht von der aktuell tagenden vatikanischen Bischofssynode zeigt sich der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Kardinal Müller, gegenüber KATH.NET. Der Kardinal, der selbst Delegierter bei der Bischofssynode ist, erläutert wörtlich: „Mein Einfluss auf die Synode war völlig begrenzt. Ich konnte nur einmal öffentlich sprechen. Die Gespräche am Tisch waren allerdings gut. Nur der Einfluss auf den ganzen Verlauf und die in allem sichtbare Agenda (Segnung von außerehelicher Sexualität, vor und außer der Ehe, Diakonat und Priesterweihe für die Frau, Einebnung des Unterschieds von Priestern, Bischöfen und Laien) war sichtbar, allein schon bei der Auswahl der Synodalen für die Pressekonferenz, wo sie ihre Thesen monoton widerholten. Für die Häretiker und Globalisten galt kein päpstliches Schweigegebot. Der Aufruf zur Harmonie soll heißen, dass niemand sich dieser Agenda widersetzen darf, wenn er nicht als Rigorist, Traditionalist, Klerikalist an den Pranger gestellt sein will. Es wurde ganz unkatholisch/unorthodox immer vom Geist gesprochen, ohne zu bedenken, dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist und kein Fluidum, und deshalb immer nur mit dem Sohn und dem Vater zusammen genannt werden kann. Vgl. 1 Joh 4,1ff (siehe unten*). Nur wer an den Mensch gewordenen Sohn Gottes glaubt, hat den Geist Christi im Unterschied zum Geist der Welt oder zum Geist des Antichristen.“

*Die Bibelstelle 1 Joh 4,1ff lautet (Einheitsübersetzung 2016): 1 Geliebte, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgezogen. 2 Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus bekennt als im Fleisch gekommen, ist aus Gott 3 und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrists, über den ihr gehört habt, dass er kommt. Jetzt ist er schon in der Welt. 4 Ihr aber, meine Kinder, seid aus Gott und habt die falschen Propheten besiegt; denn Er, der in euch ist, ist größer als jener, der in der Welt ist. 5 Sie sind aus der Welt; deshalb sprechen sie, wie die Welt spricht, und die Welt hört auf sie. 6 Wir aber sind aus Gott. Wer Gott erkennt, hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.

kath.net dokumentiert das italienischsprachige Statement von Kardinal Müller im Rahmen der Bischofssynode am 6.10.2023 in voller Länge in eigener Übersetzung – Arbeitsübersetzung © kath.net – sowie im Originalwortlaut.

06.10. 2023
Eine Kirche, die nicht mehr wie Petrus bekennt, dass Jesus der Christus, der lebendige Sohn Gottes ist, ist nicht mehr die Kirche Jesu Christi. Der Sohn des Vaters und der Gesalbte des Heiligen Geistes ist in seiner Person der Weg zu Gott. In griechischen Termini: Er ist He Hodos [Der Weg] und die Pilgerkirche nimmt den Weg zur ewigen Heimat syn [mit] Christo. Daher ist die Kirche Christi ihrem Wesen und ihrer Mission nach mit Christus syn-hodos. Der Name der Kirche lautet converntus et congregatio, das heißt systema kai synodos, wie Johannes Chrysostomos im Kommentar zu Psalm 149, 1 (PG 55, 493) sagt. Daraus ergibt sich die christologische und trinitarische Interpretation der Prädikate einer synodalen Kirche: Partizipation, Gemeinschaft und Mission.

1. Christ sein bedeutet Teilhabe an der göttlichen Natur und Teilhabe am Hohepriestertum Christi und speziell der Hirten am Amtspriestertum.

2. Als Sakrament des Heils der Welt in Christus ist es [Anm.d.R.: das Amtspriestertum] Zeichen und Instrument der innigsten Gemeinschaft mit Gott und der Einheit der gesamten Menschheit.

3. Die sakramentale Kirche ist der gegenwärtige Christus und daher die Fortsetzung der Sendung des Sohnes durch den Vater zur Erlösung der Welt. Derselbe auferstandene Herr sagt zu den Aposteln und ihren Nachfolgern: „Geht und macht alle Völker zu Jüngern“, schließt die Chinesen (!) keineswegs vom Glauben und der Taufe in China aus ... Und wie er es mit den Jüngern von Emmaus tat, so verspricht er uns heute, bei uns zu bleiben und seine Pilgerkirche auf synodale Weise bis zum Ende der Welt zu begleiten.

Der italienische Originaltext:

Una chiesa che non confessa più come Pietro che Gesù è il Cristo, il Figlio vivente di Dio, non è più la Chiesa di Gesù Cristo. Il Figlio del Padre e l’unto dello Spirito Santo è nella sua persona la Via verso Dio. In termini greci: Lui è He Hodos e la chiesa pellegrina prende il cammino verso la casa eterna syn Christo. Quindi la Chiesa di Cristo è nella sua essenza e missione syn-hodos con Cristo. Il nome della chiesa è converntus et congregatio giò è systema kai synodos, come dice Giobanni Chrysostomos nell commentario sul Psalmo 149, 1 (PG 55, 493). Da ciò consegue l'interpretazione cristologica e trinitaria dei predicati di una Chiesa sinodale: partecipazione, comunità e missione.

1.Essere cristiano significa partecipazione alla natura divina e partecipazione al sommo sacerdozio di Cristo e specialmente dei pastori nel sacerdozio ministeriale.

2. In quanto sacramento della salvezza del mondo in Cristo, è segno e strumento della comunione più intima con Dio e dell'unità di tutta l'umanità.

3. La Chiesa sacramentale è il Cristo presente e quindi la continuazione della missione del Figlio da parte del Padre per la salvezza del mondo. Lo stesso Signore risorto dice agli apostoli e ai loro successori: Andate e fate discepoli a tutti i popoli, non escludendo affatto i cinesi (!) dalla fede e dal battesimo cinesi…E come fece con i discepoli di Emmaus, oggi ci promette di restare con noi e di accompagnare la sua Chiesa pellegrinante, vuol dire sinodalmente, fino alla fine del mondo.

 

kath.net dokumentiert das spanischsprachige Statement von Kardinal Müller bei der Bischofssynode am 11.10.2023 in voller Länge in eigener Übersetzung – Arbeitsübersetzung © kath.net – sowie im Originalwortlaut.

Das Zweite Vatikanische Konzil ist der beste Leitfaden für die Kirche im 21. Jahrhundert. Denn seine Lehre ist der authentische Ausdruck des katholischen Glaubens.

Ich möchte nur etwas zum Amtspriestertum sagen.

„Presbyterorum ordinis“ weist auf die wichtigen Aufgaben hin, die geweihte Priester bei der Erneuerung der Kirche Christi zu erfüllen haben. Das sakramentale Priestertum ist kein höherer Grad innerhalb des gemeinsamen Priestertums der gesamten Kirche, wie die Protestanten sagten. Vielmehr: „Darum setzt das Priestertum der Amtspriester zwar die christlichen Grundsakramente voraus, wird aber durch ein eigenes Sakrament übertragen. Dieses zeichnet die Priester durch die Salbung des Heiligen Geistes mit einem besonderen Prägemal und macht sie auf diese Weise dem Priester Christus gleichförmig, so daß sie in der Person des Hauptes Christus handeln können.“ (PO 2)

Es ist Christus selbst, der seine Apostel und ihre Nachfolger beruft, lehrt, ausbildet und sie an seiner Weihe und Sendung vom Vater teilhaben lässt (PO 2).

Die Krise der Berufungen ist daher nicht auf die göttliche Gnade und den charismatischen Lebensstil des Zölibats zurückzuführen, sondern im Falle von sexuellem oder spirituellem Missbrauch auf psychosoziale und moralische Mängel einzelner Männer, insbesondere wenn man das sechste und neunte Gebot des Dekalogs verachtet. Aber wir wissen auch, dass einige Unschuldige beschuldigt wurden, einfach weil sie Priester sind und um die Glaubwürdigkeit der Kirche zu untergraben. Die schwere Sünde des unsittlichen Missbrauchs von Jugendlichen oder der Schamlosigkeit zwischen Menschen gleichen oder ungleichen Geschlechts schließt aus dem Reich Gottes aus (1 Kor 6,9; Röm 1, 26f). Eine Todsünde ist das Gegenteil eines Ausdrucks der Liebe Gottes. Denn Gott segnet niemals die Sünde, die den Menschen von der Quelle des ewigen Lebens trennt und ihn in den Untergang führt.

Bei der Ausbildung von Seminaristen zu guten Hirten, die ihr eigenes Leben für die Herde Christi hingeben, dürfen wir sie nicht dadurch indoktrinieren, indem wir die neomarxistische und pseudopsychologische Phraseologie der Kulturrevolution des letzten Jahrhunderts wiederholen, sondern wir müssen sie in personaler Liebe zu Christus leiten, in Achtung vor der christlichen Anthropologie sowie der christlichen Moral- und Sozialtheorie, wie es das Konzil in „Gaudium et spes“ großartig getan hat.

Jede Spaltung der Kirche im Links-Rechts-Schema politischer Parteien oder ideologischer Richtungen scheitert. Die Einheit der Kirche entsteht nicht durch eine Kompromissformel, sondern hat ihren Ursprung und ihre beständige Quelle in Christus, ihrem Haupt, der alle Glieder seines Leibes, der Kirche, zusammenhält. Niemand kann einen anderen Grund legen als den, der bereits gelegt ist: Jesus Christus. Diese Bischofssynode trägt nur Früchte, wenn wir den neuen und geraden Weg des Syn-hodos, der Gemeinschaft mit Christus, beschreiten, das heißt, wenn wir Ihm folgen, der sich in seiner Person als He Hodos, der Weg, die Wahrheit und das Leben geoffenbart hat.

Der spanische Originaltext:

El Vaticano II es la mejor guía para orientar la Iglesia en el siglo veintiuno. Porque su doctrina es la auténtica expresión de la fe católica.

Quisiera decir solo algo sobre el sacerdocio ministerial.

“Presbyterorum Ordinis” señala las tareas importantes que los sacerdotes ordinados deben realizar en la renovación de la Iglesia de Cristo. El sacerdocio sacramental no es un grado superior dentro del sacerdocio común de toda la iglesia, como dijeron los protestantes: Más bien vale:. “El sacerdocio de los presbíteros supone, ciertamente, los sacramentos de la iniciación cristiana, pero se confiere por un sacramento peculiar por el que los presbíteros, por la unción del Espíritu Santo, quedan marcados con un carácter especial que los configura con Cristo Sacerdote, de tal forma, que pueden obrar en nombre de Cristo Cabeza.” (PO 2)

Es Cristo mismo quien llama, enseña, forma a sus apóstoles y a sus sucesores y les hace partícipes de su consagración y misión del Padre (PO 2).

La crisis de vocaciones, por tanto, no proviene de la gracia divina y del estilo carismático de vida del celibato, sino que, en el caso de abusos sexuales o espirituales, resulta de defectos psicosociales y morales de hombres individuales, especialmente cuando uno desprecia los mandamientos sexto y noveno del Decálogo. Pero también sabemos que algunos inocentes han sido acusados simplemente por ser sacerdotes y para socovar la crediblidad de la Iglesia. El grave pecado del abusos deshonestos de adolescentes o la impudicia entre personas del mismo o del sexo opuesto excluye del reino de Dios (1 Cor 6,9; Rom 1, 26f). Un pecado mortal es el contrario a una expresión de amor de Dios. Porque Dios nunca bendice el pecado que separa al hombre de la fuente de la vida eterna y lo lleva a la ruina.

Al formar a los seminaristas para que sean buenos pastores que den su propria vida por el rebaño de Cristo, no debemos adoctrinales con repetir la fraseología neo-marxista y pseudo-psicológica de la revolución cultural del siglo pasado, sino que debemos orientarles en el amor personal a Cristo con respecto a la antropología y la teoría moral y social cristianas como lo hizo magníficamente el Concilio en "Gaudium et spes".

Toda división de la Iglesia en el esquema de izquierda-derecha de los partidos políticos o en direcciones ideológicas fracasa. La unidad de la Iglesia no se establece mediante una fórmula de compromiso, sino que tiene su origen y fuente constante en Cristo, su Cabeza, que mantiene unidos a todos los miembros de su cuerpo, que es la Iglesia. Nadie puede poner otro fundamento que el que ya está puesto: Jesucristo. Este sínodo de obispos da frutos sólo cuando seguimos el camino nuevo y recto del Syn-hodos, la compañía con Cristo, es decir, cuando seguimos a Aquel que se ha revelado en su persona como He Hodos, el camino, la verdad y la vida.

Archivfoto: Kardinal Müller spricht im Presseraum des Vatikans (c) Michael Hesemann

 


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