Kardinal Lehmann bezweifelt Chancen für ehrlichen Dialog mit Islam

10. Dezember 2004 in Deutschland


Ohne gegenseitige Anerkennung von Grundrechten kann es keinen Dialog geben, sagte der Mainzer Kardinal.


Mainz (www.kath.net) Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann bezweifelt, dass es Chancen für einen ehrlichen Dialog mit dem Islam gibt. Elementare Voraussetzung für einen Dialog sei, „dass ein Gleicher mit einem Gleichen redet“, sagte Lehmann im Interview mit der Zeitung „Die Welt“.

Die Voraussetzungen für die Annahme des Anderen müssten gleich sein. Lehmann. „Das ist im Verhältnis zum Islam zweifelhaft, weil die Wechselseitigkeit nicht gegeben ist. Man kann zum Beispiel in Rom eine gigantische Moschee bauen, aber es wird problematisch, in einem Land wie Saudi-Arabien überhaupt einen christlichen Gottesdienst zu feiern. Die reziproke Anerkennung von Grundrechten muss gewährleistet sein, sonst kann es keinen Dialog geben.“

Eroberung ist zentrales Paradigma im Islam

Beim Dialog mit dem Islam müsse unter anderem der Faktor „Gewalt“ gesehen werden. „Ich bin der Überzeugung, dass der Islam sehr stark kämpferische, sieghafte Elemente fast absolut setzt“, sagte der Mainzer Kardinal. „Mohammed war ein Krieger. Eroberung ist im Islam ein zentrales Paradigma.“ Ganz anders die Bibel: Hier habe es „von Anfang an eine große Möglichkeit der Annahme Anderer gegeben, in ihr finden sich so aufregende Aussagen wie ‚Du sollst den Fremden annehmen wie Dich selbst’.“ Erst recht gelte dies für die Auseinandersetzung mit Schmerz und Leid. Lehmann: „Das Kreuz unterscheidet die Geister.“

Wichtig sei es, vereinbarte Dinge auch einzufordern, erklärte er. Etwa im Fall des Religionswechsels. Der Vorsitzende des deutschen Islamrates unterschrieb einen Text, in dem ein Bekenntnis zur Religionsfreiheit und auch zur Möglichkeit des Religionswechsels zum Ausdruck kommt. Nur Taktik? Kardinal Lehmann: „Normalerweise wird ein solcher Wechsel grundsätzlich zugestanden, aber doch wieder nicht, wenn es um den Wechsel eines Moslems zu einer anderen Religion geht, da hört die Toleranz auf.“

Dialog oder nur Gequatsche?

Manches werde heute „aus taktischen Erwägungen formuliert, steht auf dem Papier“, meinte der Kardinal. „Ohne einen konkreten, harten Dialog, wo Dinge auch eingefordert werden, kommt man deshalb nicht voran.“ Ein Dialog sei nur ein Dialog, wenn er „zielstrebig geplant und konsequent durchgeführt“ werde. „Mit einem Ziel, mit einem Teilziel wenigstens. Wer Dialog anders sieht, der meint eben nur Gequatsche.“

Befragte zum islamischen Religionsunterricht meinte Lehmann: „Ich bin sehr dafür, dass ein islamischer Religionsunterricht stattfindet, aber unter den Bedingungen der Schule in Deutschland. Dann wäre den manchmal undurchsichtigen Koranschulen, gerade im Hinblick auf das Verhältnis Religion und Gewalt, eine echte Alternative gegenübergestellt.“

Europäischer Islam?

Gibt es Hoffnungen auf einen „europäischen Islam“? Kardinal Lehmann: „Die Hoffnung will ich niemand nehmen. Aber ich wehre mich dagegen, dass so getan wird, als ob man einen solchen Islam einfach ‚machen’ könne.“ Für ihn stelle sich aktuell viel stärker die Frage nach der „Identität Europas“. In Europa fehle „offensichtlich das Fundament, auch das spirituelle und geistige Fundament für eine wertgebundene, handlungsfähige Außenpolitik“.

Mission gehöre „elementar zum biblisch-christlichen Glauben“ erklärte der Mainzer Kardinal außerdem. Sie sei „die Überzeugung, dass die Botschaft, die man vertritt, auch für andere Menschen gut wäre“. Eine biblisch-christliche Religion könne auf diese Einladung an andere nicht verzichten. Kardinal Lehmann: „Mission und Dialog im konkreten Sinne gehören zusammen.“

Foto: (c) korazym.org


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