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„Christliche Hoffnung, die auch in schweren Zeiten trägt“. Bischof Meier beendet Ukraine-Reise

13. April 2024 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Am eindrücklichsten erlebte Bischof Meier die Kriegsleiden und die seelsorgerlichen Herausforderungen auf einem Soldatenfriedhof -„Jeder abstrakte Blick auf den Krieg verblasst im Angesicht der weinenden Ehefrauen und Eltern“


Bonn-Augsburg (kath.net/DBK) Nach fünf Tagen endete die Reise des Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), in die Ukraine. Stationen waren die Hauptstadt Kiew (Kyjiv) und Lemberg (Lviv). Neben Vertretern der Kirchen kam der Bischof auch mit dem ukrainischen Minister für Religionsangelegenheiten zusammen.

Im Mittelpunkt des Besuchs in Kiew (7.–8. April 2024) stand ein ausführliches Gespräch mit dem Großerzbischof der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Sviatoslav Shevchuk. Dieser Kirche gehören etwa acht Prozent der ukrainischen Bevölkerung an. Der Großerzbischof dankte der Deutschen Bischofskonferenz und den Katholiken in Deutschland für die seit Jahren andauernde geistliche, materielle und politische Solidarität mit der Ukraine, insbesondere seit dem russischen Großangriff vor zwei Jahren. Er erwähnte in diesem Zusammenhang auch die Bemühungen bei der Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen in Deutschland. Auch würden die Verlautbarungen der deutschen Bischöfe zur Ukraine und das grundlegende friedensethische Wort „Friede diesem Haus“ (Februar 2024) als wertvolle Unterstützung der Kirche in der Ukraine wahrgenommen. Großerzbischof Shevchuk berichtete von dem Leben seiner Kirche in Zeiten des Krieges, vor allem von dem stetigen Bemühen, den Opfern der Gewalt nahe zu sein und die Resilienz der Bevölkerung angesichts der andauernden Aggression in einer vom Glauben getragenen Weise zu stärken. So wenig ein „radikaler Pazifismus“ die Antwort auf die militärischen Angriffe Russlands sein könne, so sehr komme es doch darauf an, dass die Kirche stets, gerade auch in den Situationen eines aufgezwungenen Kampfes, an das christliche Ethos erinnere. Sowohl Großerzbischof Shevchuk als auch Bischof Meier brachten ihre Wertschätzung für die Vermittlungsaktivitäten des päpstlichen Beauftragten Kardinal Matteo Zuppi zum Ausdruck.

Einblicke in die konkrete pastorale und soziale Arbeit der Kirche für die Not leidende Bevölkerung konnte Bischof Meier in Gesprächen mit Verantwortlichen der Stiftung „Wise Cause“ und der Caritas der griechisch-katholischen Kirche gewinnen. Deren Projekte dienen zum einen der Unterstützung von Menschen, die durch den Krieg ihre materielle Lebensgrundlage verloren haben, zum anderen umfassen sie psychologische Hilfe für diejenigen, die Traumata erlitten haben. Die diakonische Arbeit der Kirche ist dabei besonders von dem Gedanken geleitet, das soziale Umfeld der vom Krieg materiell oder an Leib und Seele Geschädigten zu stabilisieren. Anschaulich wurde dies im Bericht über ein Projekt der Caritas, das den Bau provisorischer Unterkünfte unmittelbar am Ort zerstörter Wohnhäuser ermöglicht: So können die Betroffenen weiterhin in ihren Gemeinschaften bleiben und sozialen Zusammenhalt erleben. Die diakonischen Projekte der Kirche werden u. a. von Renovabis und der deutschen Caritas (Caritas international) finanziert.


Der Militärseelsorge kommt in Zeiten des Krieges eine herausgehobene Bedeutung zu. Über deren Arbeit informierte sich Bischof Meier im Austausch mit dem stellvertretenden Leiter der griechisch-katholischen Militärseelsorge, Pater Andriy Zelinsky SJ. Die internationalen Standards entsprechende Professionalität der laut Angabe von Pater Zelinsky SJ 800 christlichen Militärgeistlichen (180 davon katholisch) ist auch dadurch gewährleistet, dass deren Ausbildung im westlichen Ausland erfolgt. Angesichts der konfessionellen Vielgestaltigkeit der Ukraine kommt der ökumenischen Abstimmung im Bereich der Militärseelsorge eine große praktische Bedeutung zu.

Am eindrücklichsten erlebte Bischof Meier die Leiden des Krieges und die Herausforderungen, die sich der Seelsorge stellen, beim Besuch eines Soldatenfriedhofs in Brovary (in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt). Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche begegnete dort einer Gruppe von Angehörigen, deren Söhne und Ehepartner im Krieg gefallen sind, und dem sie betreuenden örtlichen Pfarrer. Den von Leid, fortdauernder Erschütterung und Trauer bestimmten Gesprächen folgte das von Bischof Meier geleitete Gebet an den einzelnen Gräbern. „Dies war der tiefste, wichtigste und ergreifendste Moment der Reise“, fasste der Bischof seinen Eindruck vom Besuch des Friedhofs zusammen. „Jeder abstrakte Blick auf den Krieg verblasst im Angesicht der weinenden Ehefrauen und Eltern, die das Wichtigste in ihrem Leben verloren haben. Und zugleich ist mir einmal mehr deutlich geworden, wie sehr Kirche gerade in diesen Situationen gebraucht wird und gefordert ist.“

Das Verhältnis von Staat und Kirchen sowie den anderen Religionsgemeinschaften in der Ukraine war Thema beim Treffen mit dem Apostolischen Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldis Kulbokas, und dem Minister für Religionsangelegenheiten, Viktor Yelensky. Minister Yelensky machte deutlich, dass eine kooperativere Ausgestaltung des Verhältnisses von Religion und Staat auf der Grundlage der Trennung beider Sphären angestrebt werde. Das schließe Spannungen im Einzelfall nicht aus, wie sie etwa in den Diskussionen um ein neues Rekrutierungsgesetz für Soldaten deutlich werden: Die Kirchen wollen sicherstellen, dass Priester und Priesteramtskandidaten bzw. Pastore nicht zum Dienst an der Waffe herangezogen werden dürfen. Während die kirchlich-staatlichen Beziehungen trotz solcher Fragen allgemein als zufriedenstellend angesehen werden, bildet die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die in ungeklärtem Verhältnis zum Moskauer Patriarchat steht, eine Ausnahme. Sie wird – trotz gegenteiliger Bekundungen dieser Kirche – von vielen in der Gesellschaft und auch von der Regierung als weiterhin dem Moskauer Patriarchen Kyrill zugewandt betrachtet. Dies führt zu Spannungen mit dem Staat, was etwa im Verbot der Militärseelsorge dieser Kirche Ausdruck findet. Bischof Meier erörterte diese Situation auch mit dem Metropoliten Kliment Vetcherya der ukrainisch-orthodoxen Kirche, der bemüht war, die komplizierte kirchenrechtliche Situation seiner Kirche innerhalb der Orthodoxie zu erläutern. Ein Gespräch mit einem Repräsentanten der orthodoxen Kirche der Ukraine, die keinerlei Beziehungen zur russischen Orthodoxie unterhält und das Wohlwollen der staatlichen Behörden genießt, kam während des Besuchs von Bischof Meier nicht zustande.

Anders als im Juni 2022, als Bischof Meier bei seiner Reise in die Ukraine eine hoch angespannte, aber grundlegend optimistische Stimmung vorfand, dominierte dieses Mal in fast allen Begegnungen eine tristere Atmosphäre. Die in den zurückliegenden Monaten neu gewonnene Stabilität des russischen Militärs, Misserfolge der Ukrainer an einzelnen Frontabschnitten, die aktuell unzureichende Waffenhilfe der westlichen Partner und nicht zuletzt eine wachsende Zahl ukrainischer Kriegsopfer haben die Hoffnung auf einen baldigen Erfolg schwinden lassen. Probleme bei der Rekrutierung von Soldaten und eine viel beklagte Korruption, die das Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen empört, sind Ausdruck einer auch im Inneren des Landes schwierigen Situation. „In meinen Gesprächen“, so Bischof Meier, „wurde immer wieder glaubhaft berichtet, dass die Ukrainer auch weiterhin entschlossen sind, die Freiheit ihres Landes zu verteidigen. Gerade die Brutalität des russischen Militärapparats und die willkürliche Beschießung und Bombardierung von Zivilisten bestärken die politischen Verantwortlichen und große Teile des Volkes in der Auffassung, dass es keine vertretbare Alternative zum Verteidigungskrieg gibt. Die Hoffnung, dass die Ukraine als freies Land überlebt, besteht weiter. Aber sie ist überschattet von den politischen und militärischen Widrigkeiten. Auch und gerade in dieser schwierigen Lage ist die Solidarität der Deutschen und der Europäer mit den bedrängten Ukrainern gefordert!“

Der Besuch in Lemberg (Lviv) am 9. und 10. April 2024 galt besonders der lateinischen katholischen Kirche, einer kleineren Kirche, der ca. zwei Prozent der ukrainischen Bevölkerung angehören, der aber in den westlichen Teilen des Landes eine große Bedeutung zukommt. Bischof Meier traf dort mit Erzbischof Mieczysław Mokrzycki zusammen, mit dem er gemeinsam eine neue Kirche in der Diözese einweihte. „Ich bin dankbar, dass ich zum Abschluss der Reise an einem solchen Kirchenereignis mitwirken konnte. Die festliche Stimmung, auch die Fröhlichkeit der Gläubigen, die ich erlebt habe, zeigt ein Durchhaltevermögen in der Krise. Nichts Aufgesetztes, kein durchsichtiger, zur Schau getragener Optimismus ist hier am Werk, sondern christliche Hoffnung, die auch in schweren Zeiten trägt.“

Foto: Bischof Meier trifft Verwandte gefallener Soldaten (c) Deutsche Bischofskonferenz/Ewelina Sowa


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