Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Deutscher Geschlechter-Gesetz-Irrsinn - Alle 12 Monate ein 'anderes Geschlecht'
  3. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  4. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  5. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  6. Waffen können Frieden schaffen und viele Menschenleben retten!
  7. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  8. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  9. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  10. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  11. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  12. Deutsche Bischofskonferenz nimmt Bericht zur reproduktiven Selbstbestimmung „mit großer Sorge“ wahr
  13. Polnische Bischofkonferenz ist der Schirmherr des Polnischen „Marsch für das Leben und die Familie“
  14. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas
  15. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘

Die Grablichter an diesem Abend sind Osterlichter

2. November 2011 in Spirituelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen / unendlich sanft in seinen Händen hält.“ Allerseelen-Ansprache von Bischof Heinz-Josef Algermissen im Hohen Dom zu Fulda


Fulda (kath.net/PM) In den vergangenen Wochen konnte ich mich gar nicht sattsehen am bunten Laub der Bäume, das sich in leuchtenden Tönen verfärbte. Die Blätter nahmen alle nur erdenklichen Farbschattierungen an, spielten zwischen rot und gelb, gold und orange, violett und grün.

Mittlerweile ist von dieser Farbenpracht nur noch wenig übrig. Die meisten Bäume sind fast kahl, ihre Blätter liegen welk und braun am Boden. Bald werden sie Humus sein, zu Erde zerbröselt und vermodert.

Es entsteht der Eindruck, als zerfalle und stürbe langsam alles ab. Vielleicht liegt hier der Grund dafür, dass wir gerade in dieser Jahreszeit an unsere Toten denken und über Sterben und Tod ins Grübeln geraten.

Der 1926 verstorbene Dichter Rainer Maria Rilke sieht da einen vielsagenden Zusammenhang zwischen der Jahreszeit Herbst und dem Herbst des Lebens. In einem seiner Gedichte schreibt er:

„Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andere an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.“

Die Blätter, die zur Erde fallen, sind Vorboten und Gleichnis für unser Fallen und Sterben. Ihr Zerfall und ihr Vermodern deuten auf unser hinfälliges Leben hin.


Und da ist recht vieles, was wir in unserem Leben auf schmerzhafte Weise als brüchig und hinfällig erfahren.

Die Hinfälligkeit hat Namen wie Rheuma, Diabetes, Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall, Depression. Die Liste ist lang.

Ich denke an einen Menschen, der nie ohne Schmerzen ist und immer wieder zu Behandlungen oder Operationen ins Krankenhaus muss, ohne dass merkliche Besserung eintritt. Allein mit dem Gedanken fertig zu werden, dass man nicht mehr wie früher schalten und walten kann, belastet schwer. Es ist nicht leicht, sich selbst eingestehen zu müssen, dass die Kräfte im Alter schwinden und man auf fremde Hilfe angewiesen ist.

Rilke macht am Ende seines Gedichtes Hoffnung. Auch wenn das Fallen in allen Dingen ist, wenn uns Hinfälligkeit und Zerbrechlichkeit überall begegnen, so ist doch einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

Diese Gedanken verdichten sich in einem Ritus bei der Beerdigung. Als Zeichen für unsere hinfällige Existenz wird Erde auf den Sarg geworfen, und dazu spricht der Geistliche: „Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück. Der Herr aber wird dich auferwecken.“

Sterben heißt demnach zur Erde zurückkehren. Aus der gleichen Erde jedoch, in die der Verstorbene nun eingesenkt ist, hat Gott wie ein Töpfer und Künstler den Menschen geformt. „Von der Erde bist du genommen…“ Nichts anderes besagt der Name des ersten Menschen: Adam. Er kommt vom hebräischen Wort für Erde, von „Adamah“. Die Erde, die während des Begräbnisses auf den Sarg gestreut wird, weist also nicht nur auf die Zerbrechlichkeit unserer Existenz hin, sondern auch darauf, dass wir Gottes geliebte Geschöpfe sind.

Der biblische Bericht vom ersten Menschen Adam will angesichts unserer Erfahrung von Vergänglichkeit hervorheben: Jeder Mensch ist ursprünglich und von Anfang an Gottes Ebenbild. Und wir hoffen und dürfen glauben, dass diese besondere Beziehung zu Gott niemals aufhört, auch über den Tod hinaus fortbesteht. Er wird aus allem, was an uns und in uns brüchig ist, einst ein heiles Ganzes machen. Deshalb dürfen wir darauf vertrauen, dass wir nie tiefer fallen können als in Gottes Hand.

Am heutigen Allerseelentag stellen katholische Christen als Zeichen solcher Hoffnung Leuchten auf die Gräber ihrer Angehörigen und Freunde. Und am Abend scheint der Friedhof dann wie verwandelt durch ein Lichtermeer. Fast scheinen die Leuchten das ungemütliche Novemberwetter und auch Trauer zu verscheuchen.

Die zumeist roten Lämpchen erinnern etwa an eine Rückleuchte, sei es an die eines Zuges oder Autos. Wenn wir am Bahnhof ein solches Rücklicht erblicken, wissen wir, dass der Zug bereits abgefahren ist. Wir sehen ihn nur noch von hinten.

Auch an einem Grab sehen wir die Wirklichkeit nur sozusagen „von hinten“. Die jenseitige Wirklichkeit ist uns entzogen. Was sich dahinter verbirgt, bleibt ein Rätsel ─ ebenso wie Gott für uns ein großes Geheimnis bleibt. Wir haben das Nach-Sehen. Der Tote bleibt uns entzogen. Das, was wir sehen können, ist Erde, Staub. Und doch ist da eine Licht-Spur über den Gräbern als Ausdruck unserer Hoffnung.

So dürfen wir die Grablichter an diesem Abend auch als Osterlichter deuten, die an den Grund unserer Hoffnung erinnern, an den Sieger über den Tod. Das österliche Licht erleuchtet unsere Dunkelheiten und Trauer. Es ist Christus, das Licht, das neues Leben schenkt. Von ihm singt die Kirche im Hymnus des heutigen Morgengebets:

Wenn wir im Tode
leiblich zerfallen,
sind wir im Geiste schon
über der Schwelle ewiger Nacht.

Denn in der Quelle lebenden Wassers
tauchte uns Christus
bei unsrer Taufe in seinen Tod.

Sind wir begraben
mit ihm im Sterben,
wissen wir gläubig,
dass auch sein Ostern er mit uns teilt.

So beten wir mit Recht: „Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuchte ihnen.“

Foto: (c) Bistum Fulda



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Allerseelen

  1. Allerseelen - wir bitten für unsere Verstorbenen um Gottes Gnade
  2. Allerseelen - wir bitten für unsere Verstorbenen um Gottes Gnade
  3. „Mitten im Leben mit dem Tod umfangen…“
  4. 'Die Verrückte vom Friedhof'
  5. „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25)
  6. Heiligkeit bedeutet vor allem, den Dreieinen Gott zu lieben
  7. 'Be happy!' Nicht gruseln, mehr Freude!
  8. Allerseelen - wir bitten für unsere Verstorbenen um Gottes Gnade
  9. Papst: Gräber sind Versammlungsort für Lebende und Tote
  10. Papst betet in den vatikanischen Grotten für Verstorbene







Top-15

meist-gelesen

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  3. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  4. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  5. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  6. 'Politische Einseitigkeit ist dem Gebetshaus fremd'
  7. Deutscher Geschlechter-Gesetz-Irrsinn - Alle 12 Monate ein 'anderes Geschlecht'
  8. Heiligenkreuz: Gänswein und Koch für Wiederentdeckung des Priestertums
  9. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  10. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  11. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  12. Aufbahrung und Beisetzung eines Heiligen Vaters
  13. Der Teufel sitzt im Detail
  14. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  15. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie ,The Baxters‘ sehen‘

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz