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Als wir noch gestaltlos waren

31. Juli 2019 in Jugend, 1 Lesermeinung
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Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Dubravka Križić


Rom (kath.net)
Als ich vor langer Zeit in Rom war, noch vor meinem Studium, hat unser Geschichtslehrer einmal gesagt, dass dies die Stadt sei, in der Kunst und Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes lebendig werden. Damals hat mir diese Aussage nicht viel bedeutet, heute jedoch, nach vier Jahren in Rom, kann ich doch sagen, dass auch ich einiges von dieser Kunst einatmen konnte. Immer wenn mich meine Wege wieder zurück nach Rom führen, merke ich umso mehr wie leicht man übersieht wie schön diese Stadt ist, wie viele Geschichten sie erzählen kann, wenn man es nur schafft ihnen zuzuhören, inmitten der oft unerträglichen Hektik dieser Stadt. Jeder Ort wo Menschen beisammen kommen, erzählt seine eignen Geschichten über das Leid und die Freuden eines Volkes, über das Leben und die Gedanken, die sich im Laufe der Zeit durchgesetzt haben und nach Jahrhunderten noch Spuren hinterlassen.

Das Stadtbild Roms wäre wohl auch nicht das gleiche ohne die Spuren, die Gian Lorenzo Bernini in ihr hinterlassen hat. Kunst hinterlässt Spuren auf besondere Weise. Sie gibt der Schönheit unserer Gedanken eine greifbare Gestalt. Neben den vielen Skulpturen in Kirchen, den Fassaden, Brunnen und Brücken kann man auch in der Galerie Villa Borghese einer der schönsten Werke Berninis bewundern. Seine Skulpturen zeugen von Lebendigkeit, die Bewegung und Dynamik in ihnen lässt sie fast aus ihrer Starre heraus zum Leben erwecken. Eines dieser Werke ist die Statue Davids (1623-24). Als würden wir die Szene aus dem Alten Testament vor unseren Augen sehen. Der junge David spannt die Schleuder um Goliath mit einem bloßen Steinwurf außer Gefecht zu setzten. Berninis David erwacht zum Leben in dieser Pose: seine Körperhaltung zeigt Mut und Entschlossenheit mit dem Gesichtsausdruck eines Kämpfers, aggressiv und doch unbeirrbar.


Berninis David wird oft mit Michelangelos (1501-1504) verglichen, denn beide stellen David vor seinem Sieg gegen Goliath dar (vor allem im Gegensatz zu Verrocchio und Donatello, die David mit dem abgeschlagenen Haupt Goliaths darstellen). Michelangelos David ist anders: er steht in einer entspannten, fast lässigen Körperhaltung, mit dem Stein in der rechten Hand und die Schleuder um die linke Schulter geworfen. Sein Gesicht jedoch verrät sein Unbehagen, als würde er noch nicht sicher sein wie er seinen Gegner besiegen könnte. Beide Werke erzählen die gleiche Geschichte in doch so unterschiedlichen Darstellungen. Hier lebt Kunst, indem sie gleiche Realitäten anders und doch wahrheitsgetreu darstellt: der Mut Davids trotz seiner Sorgen und die Stärke und Entschlossenheit in der Gefahr des Kampfes.

Es hat schon seinen Sinn warum uns Gott die Fähigkeit gegeben hat Kunst zu schaffen um durch sie Wahrheit in verschieden Formen und Gestalten darzustellen. Er schenkt uns dadurch ein wenig von Seinem Schöpfungsgeist, erschaffen sind wir ja eben nach Seinem Ebenbild. Unendlich sind die Formen, in denen Kunst leben kann. Wie unendlich und lebendig müssen dann Gottes Werke sein? Im Psalm 139 lesen wir:
„Als ich noch gestaltlos war,
sahen mich bereits deine Augen.“

Die Darstellung Davids in der Kunst ist ebenso gestaltlos ohne den Blick des Künstlers, ohne seine kreative Hand. So ist es als wäre jeder einzelne von uns eine wunderschöne Skulptur geschaffen aus Gottes Hand, Er meißelt unser Herz und gibt ihm eine wahre ewige Gestalt. Als würde die von Gott geschaffene Seele dem menschlichen Körper erst eine Form geben, als würde sie aus dem Marmorblock Stück für Stück einen Leib meißeln und ihn dadurch zu dem machen, wofür er geschaffen wurde. Zu einer Gestalt, einem Körper, der lebt und denkt, und lernt zu lieben und zu dienen. Die Seele des Menschen schafft sich Platz um ihre Schönheit der Welt vollkommen zu offenbaren. Es ist die Seele, die dem Körper letztendlich Form und dadurch Sein gibt. Dieser Gedanken ist angelehnt an der aristotelischen Lehre des Hylemorphismus, die von der Scholastik vor allem durch Thomas von Aquin aufgegriffen und weitergeführt wurde. Sie lehrt, dass alle Wesen Sein haben durch eine Einheit bildende Verbindung zwischen Form und Materie, welches im Menschen Seele und Leib wären. Dank Thomas von Aquin findet dieser Gedanke tiefe Wurzeln in der katholischen Lehre, über die, vielleicht an anderer Stelle, noch so viel Schönes zu vertiefen aussteht.

Gott als den Bildhauer unsere Seele passt insoweit als Er uns Sein gibt, aber Er determiniert uns dadurch doch nicht. Wir sind nicht bloße Skulpturen. Er lässt uns nicht in dieser Starre, sondern lässt uns teilhaben an unserem eigen Formungsprozess. Er möchte, dass sein Geschöpf aus freiem Willen zu dem Menschen wird, als welchen Er ihn gedacht hat. Doch muss Er uns erst einmal denken. Was wären wir nur ohne die Gedanken Gottes? Wir sind schließlich alle gestaltlos ohne Gott.

Wenn man so in den Straßen von Rom umherläuft und diese viele Skulpturen wie Monumente einer vergangenen Zeit betrachtet, fragt man sich doch: was macht der Mensch nur aus seiner Schönheit? Fallen wir nicht allzu oft in die Falle erstarrt zu sein wie diese Skulpturen, nur Verbildlichungen dessen zu sein was einmal war. Uns festzusetzten in unserer eigenen Vergangenheit, in unserem Schmerz. Wo ist nur unser Schöpfungsgeist geblieben? Wo ist die Seele hin? Was für ein Bild zeichnen wir mit unserem Leib?

Durch Christi Blut werden wir, die ganze Menschheit, letztendlich aus dieser Starre erlöst. Er ist die Kraft, die mit einem bloßen Steinwurf das Antlitz der Welt von Grund auf verändert und neue, unendlich tiefe Wurzeln schlägt. Durch Ihn sind wir lebendige Skulpturen, die Spuren hinterlassen können und Monumente setzen sollten in einer Welt, die Ihn vergessen hat. Bevor wir waren, hat Er uns schon gedacht und gesehen, als wir noch unsichtbar waren. Es ist der Blick Seiner Augen, der uns, den Menschen – Sein kostbarstes Werk, sichtbar macht.

Als lebendige Skulpturen geschaffen aus Seinen Händen können wir das Bild dieser Welt prägen mit dem tiefen Vertrauen, dass Gott alles zur Vollendung bringen wird. Er wird dieses Tal der Tränen einst und für alle Zeit zum Tor einer neuen Welt, eines ewigen Lebens meißeln.


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Lesermeinungen

 Diadochus 1. August 2019 
 

In ewigen Marmor gemeißelt

Geben wir Gott, dem Schöpfer, unser Einverständnis, damit Er an uns Sein Werk vollende, so wie Er uns gedacht hat. Die Vollendung ist die Heiligkeit. Dazu ist jeder berufen. "Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." (Mt. 5,48) Wir können vollkommener und anmutiger sein, als Roms Kunstwerke in ihrer Gesamtheit. Wir sind auf die Ewigkeit hin aus Liebe geschaffen, so wie unser Schöpfer ewig und die Liebe ist. Mit unserem "Ja" kann Er uns vollenden. Künstler, wie z. B. Bernini können in der Tat viel mehr ausdrücken, als mit Worten nur umständlich gesagt werden kann. Frau Krizic fragt: "Wo ist nur unser Schöpfungsgeist geblieben? Wo ist die Seele hin? Was für ein Bild zeichnen wir mit unserem Leib?" Wir sind noch unvollendete Skulpturen. Wir sind noch nicht in ewigen Marmor gemeißelt. Es fehlen noch die Tränen.


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