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Pariser Erzbischof Michel Aupetit: „Gott liebt keine Pantoffel-Christen“

26. November 2020 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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„Wir stellen Gleichheit auf dieselbe Stufe wie Egalitarismus, wie Gleichmacherei. Alles ist gleich. Aber nein… Unser französisches Verständnis bringt Egalitarismus mit Gleichheit bzw. Gleichwertigkeit durcheinander.“ Gastbeitrag von Juliane Bauer


Paris (kath.net) An den vergangenen Sonntagen wurden vor den Ohren der Gläubigen ausdrucksvolle und bilderreiche Gleichnisse vom Himmelreich ausgebreitet, Gleichnisse, die Jesus einst erzählte, die er seinen Zuhörern im Alten Israel nahebringen wollte. Und die er den heutigen Erdenbewohnern in gleichem Maße nahebringen möchte – in der Regel durch den Mund seiner Prediger. So auch wieder vielerorts am 15.November, zwei Wochen vor Beginn des Ersten Advent Anno Domini 2020. Und so auch wieder in Paris, in der geschichtsträchtigen Pfarrkirche St. Germain l’Auxerrois, wo Erzbischof Michel Aupetit selbst an nahezu jedem Sonntagabend zugegen ist. In diesem Novembermonat hinter verschlossenen Türen.

„Ah meine Brüder, meine Schwestern!“ begrüßt der Erzbischof Tausende von Mitfeiernden am Bildschirm. Dann nimmt er anschaulich auf das Tagesevangelium Bezug, in dem das Reich Gottes mit einem reichen Mann, der Gabe von Talenten und ihren Empfängern, den Dienern des Mannes, verbildlicht wird.

„Wie großzügig ist dieser Meister. Das ist etwas Außergewöhnliches. Wisst ihr, wie viel ein Talent ist? Das sind 30 kg Gold. Das entsprach in jener Zeit dem Gehalt eines Arbeiters für 15 Jahre. Dann gibt er auch zwei Talente und fünf Talente. Das ist enorm.“ Michel Aupetit betont, welch ein unglaubliches Vertrauen der Meister, der für Gott steht, in seine Arbeiter setzt. „Wie wunderbar! Das ist einmalig! Kennt ihr einen Meister, der seinen Angestellten eine solche Summe anvertrauen würde? Ich kenne keinen. Das ist wirklich ein fabelhafter Mann!

…Ich bin aber sicher, dass unter euch welche sind, die sagen: ‚Aber warum erhält einer nur ein Talent, der andere aber zwei, drei und gar fünf… Das ist nicht gleich.‘ Ja, in Frankreich gilt, der Grundsatz Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Aber wir stellen Gleichheit auf dieselbe Stufe wie Egalitarismus, wie Gleichmacherei. Alles ist gleich. Aber nein… Unser französisches Verständnis bringt Egalitarismus mit Gleichheit bzw. Gleichwertigkeit durcheinander. Warum haben die einen mehr, als die anderen?“ Mgr Aupetit führt als Beispiel für Egalitarismus in Frankreich wieder die PMA für alle an (die Procréation Médicalement Assistée = die medizinisch unterstützte Befruchtung), die Befruchtung alleinlebender und lesbischer Frauen, deren Lage bezüglich der Zeugung nicht identisch mit der von Mann und Frau sind.


„Nun? Das Evangelium sagt, dass jeder nach seinen Fähigkeiten erhält. Das ist eine Gnade. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun. Der Meister kennt seine Diener. Er trägt keinem eine zu schwere Verantwortung auf, die dieser nicht tragen kann.“ Es sei besser Gott dafür zu danken, anstatt einander neidisch zu sein wie Kain auf Abel. Wir würden nämlich das empfangen… das, was wir tun könnten, was wir tragen könnten, entsprechend unserer Fähigkeiten. Wir sollten zufrieden sein, wenn wir ein wunderbares Talent erhalten haben.

„Die beiden ersten sind also sofort bereit und sie handeln schnell. Sie nehmen das ihnen Anvertraute und schaffen damit gewinnbringend. Sie handeln zur Zufriedenheit ihres Herrn.“ Michel Aupetit vergleicht deren Handeln mit jenen, die das Evangelium weitertragen, das Evangelium, das in ihnen brenne und sie weitergeben möchten.

„Der dritte aber vergräbt sein Talent. In jener Epoche – und das erscheint uns merkwürdig – galt nach dem rabbinischen Gesetz das Eingraben von Kapital als sicherste Methode, es vor Dieben zu schützen.“ Aupetit macht die Christen hier wieder mit einem Stück Kultur des Judentums vertraut, einer Kultur, aus der Jesus kam und ohne deren Kenntnisse man seine Gleichnisse und Erzählungen letztlich nicht verstehen kann. (Hier sei eine persönliche Anmerkung meinerseits erwähnt: offenbar hatten römische Juden dieses Gesetz ihrer Vorfahren vor Augen, als sie vor der drohenden Verhaftung und Deportation im Oktober 1943 kostbare rituelle Gegenstände, die sie „als Juden zu erkennen gaben“ und sie damit der Gefahr für Leib und Leben aussetzten, im Keller ihres Hauses „vergruben.“)

Kehren wir zur Predigt des Pariser Erzbischofs und dem dritten Diener zurück. Mit dem Blick auf ihn führt Aupetit die weitere positive Folge des Vergrabens von Geld und Wertgegenständen näher aus: nämlich jene, dass das Vergraben „den Verwalter von jeglicher zivilrechtlichen Haftung entlastet.“ Und so betont Aupetit die völlig legale Handlungsweise dieses Dieners. „Was aber wirft ihm der Meister vor? fragt er dann. „Schlicht und einfach, dass er ein Nichtsnutz ist. Das heißt, dass er kein Risiko eingeht… Ja, wir kennen das, wenn wir vor allem nichts riskieren möchten… Der Mann hat also nichts Schlechtes getan, aber er hat eben nichts getan und das ist in den Augen seines Herrn schlimmer… Es ist schlimmer, sagt das Evangelium, überhaupt nichts zu tun, als etwas schlecht zu tun. Übrigens ist das auch oft die Rede von Papa Francesco: … Es sei weniger schlimm Fehler zu machen, als überhaupt nichts zu tun.

Am letzten Sonntag forderte uns der Herr im Gleichnis der zehn Jungfrauen, der fünf törichten und der fünf klugen, auf, zu wachen, in Erwartung seines Kommens. Heute erfahren wir, dass Wachen im Warten auf sein Kommen kein Passiv-Sein, kein Nichts-Tun bedeutet.

Dieser unglaubliche Schatz, der uns anvertraut wurde, ist die Gute Nachricht des Evangeliums. Das ist die Gnade Gottes. Die Gnade durch die wir selbst Kinder Gottes wurden. Welchen Schatz erhielten wir in unserer Taufe? Wir empfingen den Hl. Geist, damit wir zu Kindern Gottes wurden. Ist euch das denn bewusst? Wir wurden beschenkt mit allen Gaben Gottes, mit seiner Liebe, die keine Vorbehalte kennt und dem Leben, das kein Ende hat…

Wir empfingen diesen Schatz, den Hl. Geist, wir empfingen ihn in der Taufe und in seiner ganzen Fülle bei der Firmung. Was machen wir mit ihm? Halten wir ihn tief in uns verborgen oder halten wir ihn möglichst weg von uns?... Oder teilen wir ihn mit unseren Brüdern und Schwestern? … Das ist die Frage, die sich uns stellt.

Und wir, sind wir heute wie die ersten beiden Diener bereit, das Evangelium zu verkünden und mit einem Eifer zu verbreiten, der einem Geschenk Gottes angemessen ist? Sind wir wirklich missionarische Jünger oder sind wir Christen in Hauspantoffeln, die darauf warten, dass dies einfach geschieht? Das sage ich euch aber heute Abend“ – der Erzbischof von Paris ruft es aus dem Kirchenraum in die Wohnzimmer der zahlreichen Zuhörer hinein: „Gott liebt keine Pantoffel-Christen… Dieu n’aime pas les chrétiens en pantoufles! Seien wir wirklich missionarische Jünger!“

Zum Schluss geht er nochmals auf den dritten Diener ein, er beleuchtet dessen Argwohn, den dieser seinem Herrn gegenüber empfindet und zitiert ihn: „Ich weiß, du bist ein harter Mensch.‘ Es ist dasselbe Misstrauen, welches das Gift der Schlange in das Herz unserer ersten Eltern, das Herz Adams und Evas, einbrannte … das Gift, das unsere gesamte menschliche Geschichte durchzieht…auch heute noch… Dennoch vertraute der Meister des Gleichnisses, vertraute Gott, sein ganzes Vermögen seinen Dienern an, Gott, der Liebe ist, gab uns seinen Sohn und seinen Hl. Geist.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass Gott uns vertraut, dass Gott auf uns zählt, dass Gott an uns glaubt. Die Frage ist, glaubt ihr an Gott? In Kürze sprechen wir das Credo und wir werden sagen ‚Wir glauben an Gott,‘ was bedeutet, dass wir bekräftigen, an den Vater zu glauben, der alles geschaffen hat und von dem alle unsere Talente kommen. Und dass wir an Christus glauben, der uns die ganze Macht der Liebe Gottes offenbarte. Und dass wir an den Hl. Geist glauben, der die gleiche Macht der Liebe ist und der zu uns kommt als ein unschätzbares Gut.


Ja, Brüder und Schwestern! Es ist Zeit, aufzuwachen, es ist Zeit, wieder wach zu werden!“


Homélie de Mgr Michel Aupetit. Messe à Saint-Germain l’Auxerrois – Sans présence de fidèles, retransmise sur KTO er RND (ohne Präsenz der Gläubigen, von KTO und RND übertragen). Dimanche 15 novembre 2020, in: Homélies - Diocèse de Paris. L’église catholique à Paris sowie Messe du St. Germain l‘Auxerrois, Dimanche 15 novembre 2020, KTOTV (Télévision Catholique). Predigt zum Evangelium: Matth. 25,14 –30. Übersetzung: Dr. Juliana Bauer für kath.net

Pressefoto Erzbischof Aupetit (c) Erzdiözese Paris


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Lesermeinungen

 lesa 26. November 2020 

Liebes kath.net - team! Ich ziehe jetzt die Pantoffeln aus und gehe zur Bank!


3
 

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