Bistum Basel: Kirchgemeinde Röschenz will Priester behalten

13. April 2005 in Schweiz


Hierarchische Struktur der Kirche und die vom Staat geschaffenen demokratischen Kirchgemeinde- und Landeskirchenstrukturen prallen aufeinander.


Röschenz (www.kath.net, sb) Die Kirchgemeinde Röschenz hat sich anlässlich einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung für die weitere Anstellung von Franz Sabo ausgesprochen. Diesen Entscheid fällte die Versammlung am Dienstagabend einstimmig. Die Kirchgemeinde stellt sich damit gegen den Baseler Bischof Kurt Koch, der die Kirchgemeinde aufgefordert hatte, Sabo zu kündigen.

Dieser Entscheid steht im Widerspruch zum staatlichen Gesetz der Landeskirche Basel-Landschaft. In einem offenen Brief hatte der Generalvikar des Bistums Basel, Roland-Bernhard Trauffer OP, die Kirchgemeinde daran erinnert, stiess aber auf kein Gehör. Dem Bistum wurde sogar ein Erscheinen an der Kirchgemeindeversammlung untersagt.

Pfarradministrator Franz Sabo ist im Erzbistum Bamberg inkardiniert und an das Bistum Basel abgetreten. Er ist nicht - wie in der Schweiz üblich - von der Kirchgemeinde gewählt und vom Bischof zum Pfarrer ernannt, sondern wirkt lediglich als Administrator mit bischöflicher Beauftragung. Diese wurde Sabo von Bischof Kurt Koch entzogen, zuerst per Ende September und nun mit sofortiger Wirkung, wie verschiedene Medien berichten.

Sabo hatte im Jahre 2003 Bischof Koch mit den Worten angegriffen: „Wir haben keinen Bischof, sondern einen Funktionär!“ Die Kirchenfürsten würden Gott ins Handwerk pfuschen, indem sie bestimmten, wer Priester sein dürfe und wer nicht. Die Berufung zum Priester komme aber von Gott, und der schere sich nicht um die Vorstellungen der Bischöfe. Es brauche mutige Gemeinden und Priester, die sich über bischöfliches Gezeter, Verbote und Dispensationen hinwegsetzten, so Sabo.

Die Kritik am Bischof sorgte für intensive Gespräche zwischen der Bistumsleitung, Franz Sabo und der Kirchgemeinde, die aber zu keiner Einigung führten. Sabo brachte seine Kritik auch weiterhin öffentlich vor. So sprach er sich gegen das Zölibat aus und nannte die Menschen in der Bistumsleitung „gefühlsarme Dr. Aparatschiks“.

Namentlich erwähnte Sabo dabei den Generalvikar des Bistums Basel, Pater Roland Bernhard Trauffer OP. Zuletzt griff Sabo am vergangenen Sonntag im Rahmen einer Predigt Bischof Kurt Koch scharf an. Eine ganze Reihe von Bischöfen und Päpsten sei zu „Diktatoren, Landes- und Feldherren, Managern, Moralaposteln, Richtern, Gelehrten, ja sogar Volksverhetzern“ geworden, anstatt Jesus Christus zu repräsentieren. Einer, der sich besonders hervortue, die Froh-Botschaft in eine „Droh-Botschaft“ zu verwandeln, sitze auf dem Bischofsstuhl in Solothurn, sagte Sabo. Ihm zur Seite stehe der Mönch Trauffer, der sich aufgemacht habe, in Röschenz aufzuräumen.

Die Brisanz des Falles liegt darin, dass Franz Sabo seine bischöfliche Beauftragung verliert, die Kirchgemeinde ihn jedoch weiterhin anstellen will. In die Zwickmühle gerät dadurch nun die Landeskirche des Kantons Basel-Landschaft, die Dachorganisation der Kirchgemeinden. Denn in deren Verfassung heisst es, dass keine Kirchgemeinde einen Priester anstellen darf ohne eine Beauftragung durch den Bischof. Es liegt nun an der Landeskirche, die Kirchgemeinde von Röschenz zur Ordnung zu rufen. Tut sie es nicht, solidarisiert sie sich mit der Kirchgemeinde. Und das könnte eine Spaltung der Kirche hervorrufen.

Kirchenrechtlich gäbe es für den Bischof von Basel zwar die Möglichkeit, ein so genanntes Interdikt zu verhängen. In der Pfarrei Röschenz dürften dann keine Sakramente mehr gespendet werden. Ebenfalls könnte Franz Sabo suspendiert werden. Da er sich jedoch auch bisher an die Weisungen und Abmachungen mit dem Bistum nicht gehalten hat, ist es fraglich, ob solche kirchenrechtliche Massnahmen noch etwas nützen werden.

Der katholischen Kirche in der Schweiz steht ein schwieriger Klärungsprozess bevor. Das Aufeinanderprallen der hierarchischen Struktur der Kirche und der vom Staat geschaffenen demokratischen Kirchgemeinde- und Landeskirchenstrukturen war wohl unvermeidlich. Insofern dürfte der Konflikt, wie in den Medien verschiedentlich berichtet, tatsächlich Kirchengeschichte schreiben.


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