5. Mai 2005 in Deutschland
Bischof Schraml: "Unzählige Male war er hier und er wird sicher auch als Papst wieder herkommen. Es wird jeden Abend beim Rosenkranzgebet in der Heiligen Kapelle seiner besonders gedacht."
Passau/Altötting (kath.net/iop)
Altötting, einer der großen Wallfahrtsorte in Europa, trägt den Namen "Herz Bayerns". Am Sonntag, 1. Mai, im liturgischen Kalender der katholischen Kirche Bayerns als Festtag der "Patrona Bavariae", Schutzfrau Bayerns, ausgezeichnet, feierte Diözesanbischof Wilhelm Schraml dort einen Pontifikalgottesdienst. Dabei gab der Bischof deutlich seiner Hoffnung Ausdruck, dass Papst Benedikt XVI. den Wallfahrtsort besucht. Wörtlich sagte der Bischof: "Wir wissen, welchen Platz Unsere Liebe Frau von Altötting in seinem Herzen einnimmt. Unzählige Male war er hier und er wird sicher auch als Papst wieder herkommen. Ich habe ihm wissen lassen, dass jeden Abend beim Rosenkranzgebet in der Heiligen Kapelle seiner besonders gedacht wird".
Noch voll der Eindrücke der letzten Wochen, mit dem Sterben "unseres unvergessenen Papstes Johannes Paul II.", der Wahl seines Nachfolgers Benedikt XVI. und dem großen Gottesdienst bei dessen Amtseinführung, sagte Bischof Schraml in seiner Predigt: Die ganze Welt habe eine Kirche erlebt, "die jung ist, die lebt". Er habe sich in diesen Tagen oft gefragt, wer dieser Kirche auf der weiten Welt so viel Schwung und Elan, so viel Glaubensfreude und Begeisterung gebe und "die selbsternannten ewigen Kritikaster" vergessen lasse. Was führe die Kirche zur inneren Erneuerung? Die Antwort des Passauer Bischofs: Wenn die Kirche wie vor dem ersten Pfingstfest in Jerusalem sich um die Gottesmutter Maria schart und um den Heiligen Geist bittet. Kein Bild könne die Kirche treffender charakterisieren. Darin offenbare die Kirche ihr innerstes Wesen und gründe der spürbare Aufbruch, den die Kirche heute in vielen Ländern der Erde erlebe. Die Gottesmutter sei "Wegweiserin" und "Wegzeichen" Christi, dem "einzigen Mittler zu Gott".
Bischof Schraml formuliert seine Sorgen "über den Zustand unseres eigenen Volkes, um die Einigung Europas, in dessen Verfassung Gott keinen Platz mehr haben soll". Die Zukunft der Völkergemeinschaft auf der ganzen Welt sei gefährdet, wenn "der Verfall der Werte und Sitten weiterhin so rapide voranschreitet und die Fundamente zerstören, in die unsere Lebenswurzeln eingesenkt sind". Er sorge sich auch wegen "einzelner Erscheinungen in der Kirche, vor allem in der Kirche unseres Volkes".
In dieser Situation müssten die Gläubigen wie die junge Kirche im Abendmahlsaal mit Maria um das Kommen des Heiligen Geistes beten und damit um die Erneuerung von Kirche und Welt. Der Bischof betonte: "Wir brauchen Gottes guten Geist heute besonders, wo so viele andere Geister, Stimmungen und Moden in der Welt und auch in uns selber wirksam sind". Es gehe um die Grundentscheidung, "welchem Geist wir trauen: Dem Geist Gottes oder dem Geist dieser Welt". Aus dem Gebet entstehe das Zeugnis für den Glauben. So rief der Bischof die Christen zu "Zivilcourage" auf. "Wir sind doch als Kirche, in der Gottes Geist uns geschenkt ist, gesandt, und viele, vielmehr als wir denken, warten auf unser Wort und unser authentisches Zeugnis".
Es bedürfe, so der Bischof "betender Pfarrgemeinden und Familien", gerade auch angesichts der Bedrängnisse im persönlichen Leben von Gesundheit oder Behinderung, dem Zusammenleben junger und alter Menschen, bis zur Sorge um den Arbeitsplatz. Die Verehrung Mariens als Schutzpatronin Bayerns geht auf die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Der bayerische Herzog und spätere Kurfürst Maximilian I. gelobte zum Dank dafür, dass Landshut und München vor der Zerstörung bewahrt wurden, auf dem Münchener Hauptplatz eine Mariensäule zu errichten. Auf dem Sockel stand "Patrona Boiariae". Offiziell von Rom bestätigt wurde das Patronat der Gottesmutter für Bayern aber erst knapp 300 Jahre später.
Altötting mit seiner "Heiligen Kapelle" ist Jahr für Jahr Ziel von über einer Million Pilger. Seit über 500 Jahren ziehen sie zu "Unserer lieben Frau", um in der Gnadenkapelle ihre Anliegen vorzubringen und haben die Stadt weltberühmt gemacht. Kein Wunder, dass manche die kleine Kirche als "bayerisches Nationalheiligtum" bezeichnen. Herzöge, Könige, Kaiser und Päpste haben vor dem Altar mit dem Gnadenbild, einer Madonnenfigur mit einem Kind auf dem Arm, im silbernen Schrein gebetet. Abermillionen von Menschen, große und kleine, haben ihre Sorgen hierher getragen, haben Trost und Hilfe gesucht und gefunden. Ein dreijähriger Knabe ertrinkt, ein weiterer wird von einem Wagen überfahren. Die Eltern beider Kinder rufen die Mutter Gottes an, und die schenkt den beiden Knaben das Leben zurück. Diese beiden Wunder, in den Jahren 1489 und 1490 geschehen, begründeten die Wallfahrtsgeschichte Altöttings. Mit Johannes Paul II. hatte zuletzt 1980 ein Papst den Wallfahrtsort im Bistum besucht.
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