'Alles, was ich tue, soll der Verherrlichung Gottes dienen'

7. Juli 2005 in Interview


Interview mit John Debney, Komponist der Filmmusik zu "Die Passion Christi", der aus seinem Werk eine Symphonie gemacht hat


Rom (kath.net/Zenit.org)
John Debney Komponist des Soundtracks für den Mel-Gibson-Film "Die Passion Christi", hat aus seinem Werk eine Symphonie gemacht. Die Weltpremiere fand am Mittwoch, unter der Leitung des Komponisten aus den USA in Rom statt. Schon während der Dreh- und Kompositionsarbeiten für den erfolgreichen Film über die letzten Stunden im irdischen Leben Jesu Christi entschied sich der Komponist aus den USA für eine Symphonie, die, durch neues Material angereichert, auf verschiedenen Filmthemen aufbaut. Die Geschichte der Passion wollte der Musiker anhand der 14 Stationen des Kreuzeswegs auf musikalische Weise anschaulich nacherzählen und neu erfahrbar machen. Zu diesem Zweck beschäftige sich Debney sehr viel mit jener Musik, die in der Zeit Jesu, also vor rund 2000 Jahren, im Heiligen Land gespielt wurde.

Seine Symphonie beginnt mit einem Prolog im Garten Getsemani. Danach wird der Zuhörer durch die Schrecken und Leiden der Kreuzwegstationen geführt, die in sieben Sätzen hörbar gemacht werden. Schließlich darf er an der Freude der Auferstehung teilnehmen, die in Form eines Epilogs auskomponiert wurde. Für ZENIT ging der gläubige Komponist unmittelbar vor der Uraufführung genauer auf sein eindrucksvolles musikalisches Werk ein.

ZENIT: Wie gelingt es Ihnen, die Passion auf musikalische Weise erfahrbar zu machen?

Debney: Indem ich die verschiedenen Hauptideen hinter jeder Kreuzwegstation hervorkehre. Damit meine ich zum Beispiel alle universalen Ideale: Liebe, Erbarmen, Glaube, Opfer, Dienstbereitschaft, Hingabe.

Es handelt sich um eine einzigartig christliche Komposition, um ein musikalisches Werk, das die Botschaft Christi über Güte und Selbstaufopferung usw. hervorhebt. Genau das beabsichtigt die Symphonie. Und das Wunderbare ist, dass Sie nicht nur diese Musik hören, sondern auch noch ganz erstaunliche Bildeinschübe sehen werden, die einzelne Szenen oder Charaktere des Films herausgreifen. Musikalisch habe ich mich ein wenig vom filmischen Werk gelöst.

ZENIT: Tatsächlich arbeitet Mel Gibsons "Passion" mit einer Reihe von einzigartigen Tönen und Rhythmen, die nicht nur gefühlsbetont arrangiert sind, sondern auch die Epoche und den Stil der damaligen Zeit wiedergeben. Wie wird diese Stimmung in der Symphonie erzeugt?

Debney: Im Film kommt viel Musik vor, die unter anderem auch mit Instrumenten der so genannten "Weltmusik" gespielt wird. Auch in der Symphonie kommen einige dieser wunderbar ursprünglichen Musikinstrumente zum Einsatz, zum Beispiel der Duduk, ein altes armenisches Doppelrohrblattinstrument, das ich auch im Film eingesetzt habe.

Es ist ein großer Segen, dass auch Elizabeth Scott, eine der Solistinnen aus dem Film, mit uns nach Rom gekommen ist. Man hört ihre Stimme bei den Rückblenden, wenn Maria zurückblickt und sich an die Kindheit Jesu erinnert. Sicher werden sich viele Zuschauer noch an diese Szenen erinnern können.

ZENIT: Womit werden all die Themen ausgedrückt, die Sie als Komponist zeigen oder hörbar machen wollen?

Debney: Die Idee für den Kern des Ganzen hatte Mel Gibson. Er wollte allen Menschen die Möglichkeit geben, an einer wahrhaftig umfassenden Erfahrung teilzuhaben. Das ist der Grund, warum der Film alle, die den christlichen Glauben bekennen, anzusprechen vermag und darüber hinaus auch noch jene Leute erreicht, die sich für die Heilige Schrift interessieren.
Auch die Musik wollte jede Gegend, jeden kulturellen Einfluss wahrheitsgetreu einfangen. Und auf diese Weise wurde sie zu dem, was sie ist, weil sie tatsächlich alle möglichen Instrumente einbezieht. Wir wollten Instrumente verwenden, die vor 2000 Jahren gespielt wurden: die Trommeln, die vielen Flöten.
Dadurch werden die verschiedenen ethnischen und multikulturellen Einflüsse herausgearbeitet und der Zuhörer sozusagen in die damalige Welt zurückversetzt. Mel hat gesagt: "Ich möchte, dass die Zuschauer den Staub in ihrem Mund schmecken und das damalige Jerusalem und die ganze Gegend und alle Straßen wirklich erleben können."
Ich hoffe sehr, dass die Symphonie den Zuhörer dazu bringen kann, sich mit der Musik zu identifizieren, die uns in ihrer modernen, westlichen Form sehr vertraut ist, dabei aber auch zu jenen Zeiten zurückfinden kann, in denen man nur den traurigen Ton eines Duduk, den einer Nai-Flöte oder A-Capella-Gesang vernahm. Bestimmte Instrumente stehen für besondere Charaktere. Die chinesische Geige "Erhu" repräsentiert beispielsweise den Teufel oder allgemein das Böse.
In der Symphonie verwende ich auch drei Sprachen, nämlich altes Aramäisch, Latein und Italienisch. Sie wurde aus ganz bestimmten Gründen gewählt. Sogar sprachlich überwindet das musikalische Werk kulturelle Grenzen.

ZENIT: Offensichtlich war für Sie diese Komposition eine enorme Herausforderung. Wie sehen sie Ihr Werk in seiner Gesamtheit? Gibt es in ihr eine Spur von etwas Heiligem?

Debney: Diesen Film zu drehen, das war für mich als bodenständigen Katholiken ein echtes Geschenk von oben. Und dann ist die Komposition der Symphonie für mich zu einem weiteren großen Geschenk geworden. Warum das so ist, weiß ich nicht, denn ich versuche nicht immer, alles zu hinterfragen. Der Glauben zeigt mir das.
Beides, das Schreiben der Symphonie wie auch die Komposition der Filmmusik, habe ich auf diese vom Glauben durchdrungene Weise erlebt. Es war etwas sehr Persönliches, und ich hoffe, dass die Menschen immer tief ergriffen werden, wenn sie diese Musik hören. Und ich hoffe, dass sie dadurch auch zu Gott geführt werden. Es wäre schön, wenn die Musik für jeden, ob er Gott nun kennt oder nicht, zu einer Quelle der Inspiration und zu einer dauerhaften Einladung werden kann, über ihn nachzudenken. Nach langem Gebet bin ich zum Schluss gekommen, dass meine Symphonie am besten erklären kann, wenn man sie als eine Einladung auffasst.
Unter dieser Einladung verstehe ich, dass man eingeladen ist, sich umwandeln zu lassen; dass man darüber nachzudenken beginnt, dass es noch viel mehr gibt; dass man Gott als eine reale Wirklichkeit und liebende Person erfährt. Das alles sind nämlich ganz authentische und konkrete Dinge, und deshalb nenne ich die Symphonie auch eine Einladung.
Ich spreche sehr gern über "Die Passion", den Glauben und die Musik. Ich bete dafür, dass die Wahrheit und die Liebe Gottes durch meine Symphonie ausgebreitet werden.
Alles, was ich tue, soll der Verherrlichung Gottes dienen. Die Tatsache, dass er mir inmitten aller Kämpfe, die mitunter nicht leicht sind, weiterhin Geschenke macht und dass er mich diese Symphonie komponieren ließ, ist großartig. Das ist die tiefe Wahrheit hinter den Dingen, die ich tue, vor allem gilt das aber für dieses musikalische Werk.


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