24. August 2005 in Interview
"Es entstand eine weltweite Vernetzung in der Suche nach Jesus Christus. Wir brauchen so ein weltweites Netz des Glaubens, das uns trägt", erklärte der Passauer Bischof Wilhelm Schraml.
Köln / Passau (www.kath.net / iop) Die Freude an Gott kennt keine Grenzen. Das ist einer der Eindrücke des Passauer Diözesanbischofs Wilhelm Schraml beim Weltjugendtag in Köln. Sowohl bei den vorausgehenden Begegnungstagen in der Diözese als auch bei den verschiedenen Gottesdiensten in Köln, vor allem bei der Eucharistiefeier mit Papst Benedikt XVI., hat er eine junge und lebendige Kirche erlebt. Seiner Überzeugung nach hebt sich der Grundwasserspiegel des Glaubens, wie er im Kurzinterview feststellt, das das Bistum veröffentlichte.
Herr Bischof, wie haben Sie den Weltjugendtag erlebt?
Wilhelm Schraml: Für mich waren das höchst eindrucksvolle Tage, sowohl beim Vorprogramm in unserem Bistum als auch hier in Köln. Es war eine schier unüberschaubare Gemeinschaft von jungen Leuten, eine Demonstration unseres Glaubens im besten Sinn des Wortes. Die Eucharistiefeier mit unserem Heiligen Vater war für mich der bewegendste Moment. So viele Menschen aus allen Kontinenten, bei der Eucharistie geeint um die Mitte in Jesus Christus. Das ist katholische Kirche, das ist katholischer Glaube. Vor allem eine Kirche, die jung ist und lebendig. Die Freude an Gott kennt keine Grenzen.
Sie durften dem Heiligen Vater persönlich begegnen.
Wilhelm Schraml: Er hat jeden von uns deutschen Bischöfen persönlich begrüßt. Für mich war das ja das erste Mal, dass ich ihn nach seiner Wahl zum Papst traf. Das ist jetzt natürlich etwas anderes, wenn man dem Heiligen Vater begegnet, den man als Kardinal und früheren Professor in Regensburg doch auch persönlich kennen lernen durfte. Ich darf sagen, dass von ihm wirklich der Funke überspringt. Das war so beim Gottesdienst mit den Hunderttausenden jungen Leuten, das war auch so bei uns Bischöfen. Er hat uns alle gestärkt und bestärkt. Dafür können wir ihm nur danken.
Was war Ihrer Meinung nach das Entscheidende des Weltjugendtages?
Wilhelm Schraml: Es war zuallererst eine Begegnung mit Gott, der in Christus Mensch geworden ist, der in der Feier der Eucharistie sein Kreuzesopfer gegenwärtig setzt. Ihn beten wir an. Von Christus her war es dann eine Begegnung von Menschen und mit Menschen, weil Christus uns in der Schwester, im Bruder anblickt. Darüber haben wir in den Katechesen gesprochen. Davon haben die jungen Leute eindrucksvoll Zeugnis abgelegt. Das haben wir in der Eucharistie mit dem Papst gefeiert.
Es war aber auch ein richtiges Mega- Event.
Wilhelm Schraml: Das Feiern, das Singen oder Tanzen der Jugend auf Straßen und Plätzen gehörte dazu. Dieses Sprachengewirr, diese manchmal unglaublichen Bilder. Aber es war viel mehr als nur ein Happening. Es entstand eine weltweite Vernetzung in der Suche nach Jesus Christus. Wir brauchen so ein weltweites Netz des Glaubens, das uns trägt.
Wie wird der Weltjugendtag in der deutschen Kirche nachwirken?
Wilhelm Schraml: Ich habe es ganz konkret erlebt: junge Leute suchen nach tragfähigen Fundamenten für ihr Leben. Sie suchen auch nach konsequenten Zeugen der Botschaft Jesu Christi, wie es etwa Papst Johannes Paul II. war. Sein Nachfolger, Papst Benedikt XVI., hat mit seiner klaren Botschaft auch beides erreicht. Die jungen Menschen haben im Papst eine Autorität erlebt, die zum Nachdenken anregt, die zur Nachfolge Jesu anstiftet. Sie haben aber auch einen Papst erlebt, der auf die Jugend zugeht und sie mitreißen kann. Das wird weiterwirken. Der Grundwasserspiegel des Glaubens hebt sich in Deutschland. Ich bin fest davon überzeugt.
Wie könnte das etwa im Bistum Passau gehen?
Wilhelm Schraml: Es war doch im ganzen Land sicht- und spürbar, dass die Kirche präsent ist. Junge Leute bekennen sich zu Jesus Christus. Ich wünsche mir, dass solche Berufung zum Christsein hineinwirkt in unsere Pfarreien und Familien. Das kann auch ein Signal sein für unsere Initiative um geistliche Berufe; ein Anstoß, diesem Christus nachzufolgen im Priester- und Ordensberuf, um ganz frei zu sein als Zeuge. Unsere jungen Botschafter bringen eine gute und frohe Nachricht aus Köln mit nach Hause. Daneben entstanden bei den Begegnungstagen viele persönliche Kontakte mit Gruppen aus anderen Ländern. Auch dies wird doch nicht einfach zu den Akten gelegt. Das, was beim Weltjugendtag entstand, muss nun wachsen in unserem Bistum. Da verlasse ich mich ganz auf unsere Jugend.
Auf die Jugend im Bistum Passau war also in diesen Tagen Verlass?
Wilhelm Schraml: Nicht nur bei diesem Weltjugendtag und den Begegnungstagen. Auf unsere jungen Leute kann und darf ich mich als Bischof wirklich verlassen. Ich will an dieser Stelle einmal einen großen Dank abstatten. All jenen Helferinnen und Helfern in unseren Gemeinden, die sich um die Gäste gekümmert haben, die Veranstaltungen und Besuche organisiert haben. Auch allen, die Gäste aufgenommen haben. Das war viel Arbeit, dahinter stecken viele Stunden Einsatz und Mühen von hauptamtlich und vielfach ehrenamtlich Tätigen. Ich sage allen ein herzliches Vergelts Gott. Ich wünsche mir, dass unser Bistum sich diese Jugendlichkeit und Lebendigkeit weit über den Weltjugendtag hinaus bewahren kann.
Das Gespräch führte Wolfgang Duschl.
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