Prix Courage für Mainstream-Schwimmer?

24. September 2005 in Schweiz


Eine Glosse von Martin Meier-Schnüringer zur Nominierung der Kirchgemeinde Röschenz für den Prix Courage der Zeitschrift "Beobachter".


Altendorf (www.kath.net)
Jährlich verleiht die Zeitschrift „Beobachter“ ihren Prix Courage an Menschen oder Institutionen, die sich, so jedenfalls die Idee, durch mutiges Verhalten, durch Zivilcourage ausgezeichnet haben. Wer nun aber an den Feuerwehrmann, der ein Kind aus einem brennenden Haus rettet, oder die kleine Schrebergärtnerin, die sich tapfer gegen einen mächtigen Baulöwen behauptet, denkt, liegt nur bedingt richtig. Gewiss, auch solche Preisträger hat es schon gegeben. Immer wieder (und immer häufiger) jedoch werden Personen geehrt, die durch ihren aggressiven Kampf gegen die katholische Kirche aufgefallen sind. Was daran mutig sein soll, weiss wohl nicht einmal die Jury, gehört es doch im heutigen gesellschaftlichen Umfeld zum guten Ton, antikatholisch zu sein, und braucht es sehr viel Mut, für die Kirche einzustehen.

Das neuste Beispiel: Für den diesjährigen Prix Courage wurde der Kirchenrat von Röschenz nominiert, weil er seinen rebellischen Pfarrer gegen den Bischof von Basel unterstützt. Was auf den ersten Blick wie Mut aussehen mag - hier der „kleine“ Pfarrer, dort der „mächtige“ Bischof -, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als das pure Gegenteil. In Röschenz herrscht der blanke Gesinnungsterror: Wer auch nur einen Ton gegen den Pfarrer, beziehungsweise für den Bischof zu äussern wagt, wird ausgegrenzt und, zum Beispiel als Geschäftsmann, in seiner Existenz bedroht. Der Kirchenrat ist mit seiner Unterstützung des Pfarrers also nur den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und hat nicht Mut, sondern Feigheit an den Tag gelegt, denn das Recht liegt in diesem Fall eindeutig auf der Seite des Bischofs, und mutig wäre es demnach gewesen, diesen gegen alle Anfeindungen zu unterstützen.

Nur eben: Das ist nicht Mainstream, somit nicht medienwirksam und folglich auch nicht preiswürdig. Bleibt der Trost, dass im Himmelreich anders geurteilt wird, und dass dort die Prix-Courage-Jury des Beobachters nichts zu bestimmen hat.

Aktuelle Information: Die Kirchgemeinde Röschenz hat den Prix Courage nicht bekommen.

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Foto: © Kirchgemeinde Röschenz


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