Geklonter Embryo sorgt für Jubel und Empörung

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"Meilenstein der Forschung" gegen "menschliches Ersatzteillager"


Boston (kath.net/pte)
Die Bekanntgabe des US-Unternehmens Advanced Cell Technology (ACT) den ersten menschlichen Embryo im Frühstadium geklont zu haben, sorgt für Aufregung. Während der beteiligte ACT-Forscher Robert Lanza von einem Meilenstein auf dem Weg zum therapeutischen Klonen sowie der Gewinnung embryonaler Stammzellen spricht, befürchten Kritiker jetzt die Züchtung menschlicher Ersatzteillager. Lanza sieht den Einsatz der Stammzellen u.a. für die Behandlung von Herzerkrankungen sowie Diabetes. Er berichtete kürzlich auch über die Erfolge beim Klonen von Kühen. Die Forschungsergebnisse wurden im "The Journal of Regenerative Medicine" veröffentlicht.

Ob aus dem geklonten Embryonen, der sechs Zellen umfasst, tatsächlich Stammzellen gewonnen wurden, ist derzeit noch nicht bekannt. Nicht geplant ist, den Klon einer Frau einzupflanzen und einen geklonten Menschen zu erzeugen, so die Forscher. "Wir produzieren keine Individuen. Der Klon ist nur zelluläres Leben. Das Projekt soll lebensrettende Therapie für den Menschen ermöglichen", erklärte Lanza.

Anderer Meinung ist die amerikanische katholische Bischofskonferenz, die scharfe Kritik am Experiment übte. Bedenken äußert auch der US-Kongress. In einem Fernsehauftritt meinte der demokratische Senator Tom Daschle, er unterstütze das Klonen für Forschungszwecke, sei aber vehement gegen das Klonen zum Zweck der menschlichen Replikation. Daschle hält das Experiment für beunruhigend und einen Schritt in die falsche Richtung.

In mehreren US-Staaten, darunter Kalifornien, ist das Klonen von Menschen verboten. Im US-Kongress wird ein derartiges Verbot überlegt. ACT ist von einem Verbot nicht betroffen, da es privat finanziert wird und demzufolge keine Steuergelder der Bevölkerung für die Forschung verwendet. Das US-Bundesgesetz verbietet den Einsatz von Steuergeldern für das Klonen von Menschen, so ein Bericht der BBC. Besorgt äußerte sich auch der demokratische Senator Richard Shelby in einem NBC-Interview: "Wir sehen einer großen Debatte entgegen. Vermutlich wird aber letztendlich das Klonen von Embryonen nicht fortgesetzt werden."

Kritik an den umstrittenen Versuchen übte auch US-Präsident George W. Bush. Er sei entschieden gegen diese Art des Klonens. Bush gab am 9. August dieses Jahres bekannt. die Forschung an bestehenden Stammzellen finanziell zu unterstützen. Wie die meisten Amerikaner sei aber auch er gegen menschliches Klonen. "Der Präsident hofft, dass vom US-Kongress rasch ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wird", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jennifer Millerwise.

Hintergrund: Für das Experiment haben sieben Frauen im Alter zwischen 24 und 32 Jahren insgesamt 71 Eizellen zur Verfügung gestellt. Aus diesen wurden 39 ausgesucht und auf zwei verschiedene Weisen behandelt. In beiden Fällen teilte sich ein Großteil der Zellen bis über das Acht-Zell-Stadium hinaus. Dadurch können laut Angaben der Forscher auf "embryonalen" Umwegen Stammzellen aus den Zellen von Patienten geschaffen werden. Diese würden vom Immunsystem nicht abgestoßen werden. Die Stammzellen von Embryonen können sich in fast alle Gewebe entwickeln; in den Körper von Patienten implantiert würden sie die Aufgabe verschlissener Organe übernehmen.


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