14. Oktober 2005 in Weltkirche
Eucharistie in Kasachstan: Zeugnis von P. Athanasius Schneider ORC bei der Bischofssynode in Rom.
Vatikan (www.kath.net) Von Erfahrungen mit der Eucharistie unter dramatischen Umständen berichtete der Sekretär der Liturgiekommission der Bischofskonferenz, P. Athanasius Schneider ORC, bei der Bischofssynode in Rom. P. Schneider, Mitglied des Kreuzordens, ist auch Studiendirektor des Priesterseminars in Karaganda, über Erfahrungen mit der Eucharistie in Kasachstan. Wir dokumentieren seinen kurzen Erfahrungsbericht.
Ich habe meine Kindheit und meine frühe Jugend in der Sowjetunion verbracht. Das sakramentale Leben und vor allem das eucharistische musste im Verborgenen ablaufen. Was mich tief berührt hat und noch heute ganz lebendig in meiner Erinnerung ist, war die Einstellung zur Heiligen Kommunion, die ich als ,ars communicandi beschreiben würde, in Anspielung auf den Ausdruck ,ars celebrandi.
Ich nenne zwei Priester von damals als Beispiele. Der erste ist der Selige Alessio Saritski, der als Märtyrer in Kasachstan starb, am 30. 10. 1963. In den fünfziger Jahren, während seiner geheimen Besuche bei den deportierten Katholiken im Ural-Gebirge, wo auch meine Eltern waren, fragte ihn meine Mutter, ob er ihr eine konsekrierte Hostie für ihre schwer kranke Mutter hier lassen könnte, die sich sehnlichst wünschte, vor ihrem Tod noch einmal die Heilige Kommunion empfangen zu können.
Sie wusste ja nicht, ob und wann ein Priester wieder einmal in diese verlassene Region kommen würde. Der Selige Alessio gab meiner Mutter also eine konsekrierte Hostie und lehrte sie einen möglichst ehrfürchtigen Umgang mit der Heiligen Kommunion. Als dann der passende Moment kam, zog meine Mutter weiße Handschuhe an und reichte ihrer kranken Mutter mit einer Pinzette die Heilige Kommunion. Das war ihre letzte Kommunion.
Während sie ihr die Kommunion gab, sehnte sich meine Mutter selbst sehr danach, sie zu empfangen. Da sie das nicht sakramental konnte, vollzog sie es geistlich. Es vergingen noch einige Jahre, ehe meine Mutter die Heilige Kommunion empfangen konnte. Aber diese geistliche Kommunion gaben ihr die Kraft, um in der Zeit der Verfolgung treu zu bleiben und ihren Kindern Liebe und Respekt für die Eucharistie zu vermitteln.
Das andere Beispiel ist P. Janis Pawlowski. Auch er war eine Zeitlang in den stalinistischen Lagern von Kasachstan und starb später im Ruf der Heiligkeit in Litauen (9.5.2000). Von ihm empfing ich meine erste Kommunion im Geheimen. Wir waren eine kleine Gruppe von Kindern. Die äußeren Umstände waren recht bescheiden, aber es war ein großes inneres Fest für die Seele. P. Pawlowski sagte zu uns: ,Gebt acht, dass ihr jede Kommunion so empfangt, als ob es eure erste und letzte Kommunion wäre.
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